Corona-Ausbruch in Altenheim: Impfungen verhinderten schwere Verläufe

15.4.2021, 07:00 Uhr
Im Zirndorfer Awo-Heim hat sich die britische Mutation verbreitet.

© Thomas Scherer, NN Im Zirndorfer Awo-Heim hat sich die britische Mutation verbreitet.

Die Bewohner von Seniorenheimen kamen als erste dran, als das Impfen in Deutschland begann. Im Helene-Schultheiß-Heim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Zirndorf im Landkreis Fürth hat sich das Coronavirus - genauer: die hochansteckende britische Mutation - nun trotzdem ausgebreitet. Allerdings kann sie offenbar weniger heftig wüten: Der Großteil der betroffenen Bewohner hat nach Angaben des Gesundheitsamts "keine bis leichte Symptome".

Ähnliche Fälle gab es in den vergangenen Wochen in Hof und in Roding im Landkreis Cham. Auch dort waren zwar etliche Heimbewohner infiziert, Medienberichten zufolge aber hatten die meisten von ihnen nur leichte Symptome (Hof) bzw. milde bis mittelschwere Symptome (Roding).

In der Zirndorfer Einrichtung haben sich insgesamt 24 Bewohnerinnen und Bewohner infiziert, 17 von ihnen hatten bereits den kompletten Impfschutz in Form von zwei Dosen erhalten, wie das Gesundheitsamt auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte. Die letzten Zweitimpfungen fanden am 11. März statt. Zum Einsatz kam laut Awo das Vakzin von Biontech/Pfizer. Der erste Fall wurde am 25. März festgestellt. Auch zehn Beschäftigte wurden positiv getestet.

Zwar ist bekannt, dass kein Impfstoff zu 100 Prozent vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützt und sich auch Geimpfte anstecken können; beim Präparat von Biontech/Pfizer geht das Robert-Koch-Institut (RKI) von einer Wirksamkeit von etwa 95 Prozent aus. Frank Bauer, Geschäftsführer des Awo-Kreisverbands Fürth-Land, war nach eigenen Worten dennoch überrascht von der Vielzahl der Fälle.


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Doch sei er froh, dass die Bewohner, die zweifach geimpft waren, keine oder nur milde Symptome zeigen. Das Gesundheitsamt führt das auf die Impfung zurück. Experten zufolge kommt es damit seltener zu schweren Krankheitsverläufen. Aktuell sind Bauer zufolge noch 14 Bewohner und acht Mitarbeiter positiv. Auch eine 104-Jährige habe die Infektion überstanden und sei wieder gesund, so Bauer.

Drei Todesfälle jedoch hat das Heim zu beklagen: Ein nicht geimpfter, positiv Getesteter verstarb im Alter von 76 Jahren, ein weiterer, der einmal geimpft war, mit 68 Jahren. Es waren die beiden einzigen Bewohner, die nach der Infektion ins Krankenhaus kamen. Außerdem starb ein 92-Jähriger, der zwar zweimal geimpft worden war, aber wie die anderen beiden mehrere Vorerkrankungen hatte. "Er starb nicht wegen Corona, sondern mit Corona", so Bauer.

Wie das Virus ins Heim gelangte, sei unklar. Auffällig ist, dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, beim Personal geringer war als in anderen Seniorenheimen in Fürth und im Landkreis. In anderen Einrichtungen sind laut Gesundheitsamt bislang im Schnitt 54 Prozent der Beschäftigten immunisiert, in dem Zirndorfer Haus sind es 35 Prozent. Zudem können im Schnitt 15,5 Prozent der Heimbeschäftigten noch nicht geimpft werden, so die Behörde, weil sie erst vor kurzem eine Corona-Infektion durchgemacht haben.

In Kürze soll ein weiterer Impftermin für die Beschäftigten im Helene-Schultheiß-Heim angeboten werden. Weniger Skepsis beobachtet Bauer bei manchen inzwischen. Zu sehen, dass Covid-19 nach einer Immunisierung milder verläuft, dürfte eine „Impfmotivation“ hervorrufen, vermutet er.

Immer wurde die britische Mutation nachgewiesen

Bei sämtlichen Fällen aus dem Heim, bei denen es schon geklärt ist, handelte es sich um die britische Mutation, wie Landratsamtssprecher Christian Ell mitteilte. Jeder Corona-Ausbruch schmerze, umso mehr nach einer Impfung, sagt Dr. Michael Hubmann, Ärztlicher Leiter des Fürther Impfzentrums. Wie aber, fragt er, wäre es ohne die Immunisierungen in dem Heim verlaufen?

Je mehr Menschen geimpft werden, so Hubmann, umso häufiger werde man auch erleben, dass die Impfung eben keine 100-prozentige Sicherheit bringt. Gerade kurz danach ist die volle Wirkung noch nicht gegeben, bei Biontech/Pfizer ist laut RKI 15 Tage nach der Zweitimpfung damit zu rechnen. Viele Erkenntnisse aber fehlen noch.

Weniger Fälle in den Heimen

Experten sehen verschiedene Belege dafür, dass die Impfkampagne wirkt: In den Krankenhäusern mussten zuletzt weniger Patienten über 80 Jahre behandelt werden. Und auch in den Seniorenheimen wurden zuletzt seltener Infektionen registriert. Neben der Zirndorfer Einrichtung sind momentan fünf weitere Heime in Stadt und Landkreis Fürth mit Corona konfrontiert – laut Ell jeweils mit einzelnen Fällen.

Im Zirndorfer Awo-Heim wurden zwei Corona-Stationen eingerichtet. Besucher dürfen momentan nicht ins Haus. Sie können sich mit Angehörigen, die negativ getestet wurden, aber im Garten aufhalten oder sie mit zu sich nehmen. Für die Einrichtung ist es laut Bauer der erste größere Ausbruch. Zuvor habe es nur einzelne Fälle gegeben. Man habe große Schutzvorkehrungen getroffen und sei lange verschont geblieben.

Der Artikel wurde aktualisiert und ergänzt.

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