Corona: Ermittlungen gegen Langenzenner Heim eingestellt

26.8.2020, 06:00 Uhr
Anonym wurden gegen das Awo-Heim in Langenzenn Anschuldigungen erhoben. Die Staatsanwaltschaft stellte die Vorermittlungen jetzt ein.

© Foto: Thomas Scherer Anonym wurden gegen das Awo-Heim in Langenzenn Anschuldigungen erhoben. Die Staatsanwaltschaft stellte die Vorermittlungen jetzt ein.

Das Langenzenner Awo-Seniorenheim wurde im Frühjahr besonders stark vom Coronavirus getroffen: Über die Hälfte der 110 Heimbewohner infizierten sich, 26 starben. 43 Mitarbeiter wurden ebenfalls positiv getestet.

Die Staatsanwaltschaft sieht jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass sich die Heimleitung oder das Personal etwas zu schulden kommen ließen. Vor kurzem hat sie die sogenannten Vorermittlungen eingestellt.

Kam es zu folgenschweren Hygienemängeln?

Die Behörde war tätig geworden, nachdem Medien über Anschuldigungen berichtet hatten. Demnach soll es in dem Heim – Träger ist die Awo Neustadt/Aisch-Bad Windsheim – zu erheblichen Hygienemängeln gekommen sein.

Laut BR hatten sich Mitarbeiter, die anonym bleiben wollten, mit den Vorwürfen gemeldet. Unter anderem soll es an Masken und Schutzbrillen gemangelt haben, Schutzkleidung soll teilweise nicht gewechselt worden sein.

Bei der Staatsanwaltschaft indes gingen bis heute keine Strafanzeigen ein. Auch nicht, nachdem FN und BR über die Einleitung der Vorermittlungen berichteten, betont Antje Gabriels-Gorsolke, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth.

Familienangehörige meldeten sich nicht

Die Vorermittlungen sollten zeigen, ob ein Anfangsverdacht für eine Straftat – etwa fahrlässige Körperverletzung oder fahrlässige Tötung – vorliegt. Dem sei nicht so, sagte nun Gabriels-Gorsolke auf FN-Nachfrage. "Der Verdacht hat sich nicht erhärtet." Man habe unter anderem Zeugen befragt, darunter Mitarbeiter des Heims und Beschäftigte des Gesundheitsamts.

Es hätten sich keine Anhaltspunkte dafür ergeben, "dass Anordnungen des Gesundheitsamts oder der Heimaufsicht nicht umgesetzt oder allgemeine Hygieneregeln missachtet wurden". Zu keinem Zeitpunkt hätten sich Familienangehörige bei der Justiz gemeldet; auch Todesfallermittlungen gab es nicht.


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Was die Staatsanwaltschaft indes bestätigt, ist, dass die Langenzenner Einrichtung zu Beginn der Pandemie mit Personalengpässen und Engpässen bei der Schutzausrüstung zu kämpfen hatte.

Für eine Straftat, so Gabriels-Gorsolke, müsste allerdings ein kausaler Zusammenhang nachweisbar sein zwischen einem konkreten Versäumnis und einer Ansteckung. Diesen fand man nicht.

Die Leitung ist erleichtert

Robert Schneider, Geschäftsführer der Awo Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, zeigt sich in einer Stellungnahme, die auf der Homepage des Heims abrufbar ist, erleichtert – auch wenn man mit der Einstellung der Ermittlungen gerechnet habe. Schneider hatte die Vorwürfe energisch zurückgewiesen.

Er hatte gegenüber den FN bereits eingeräumt, dass angesichts des gravierenden Personalmangels nicht alles optimal gelaufen sei und Fehler gemacht wurden. Von 80 Stammkräften waren aufgrund von Erkrankungen und Quarantäne teilweise nur noch 21 im Einsatz, Leiharbeiter mussten rasch verpflichtet werden. Der Vorrat an Schutzkleidung sei zwar "auf Kante genäht" gewesen, das Material aber habe immer ausgereicht.

Die Anschuldigungen hatten Schneider nach eigenen Worten überrascht. An ihn seien negative Rückmeldungen in dieser Sache nie herangetragen worden – weder von Mitarbeitern noch von Bewohnern, Angehörigen oder der Heimaufsicht.

In einer aktuellen Stellungnahme stellt sich der Heimbeiratsvorsitzende Manfred Durlak ebenfalls hinter das Team: Er sei von der geleisteten Arbeit überzeugt.

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