Corona: Harte Zeiten auf dem Gebrauchtwarenmarkt

31.10.2020, 11:00 Uhr
Corona: Harte Zeiten auf dem Gebrauchtwarenmarkt

© Thomas Scherer

Als im März die Corona-Pandemie sämtliche Geschäfte in die Zwangspause schickte, währte der Schock in den beiden Fürther "Frankenfair"-Läden nicht lange: Der Fahrradladen durfte zwar nichts verkaufen, stellte sich aber bald schon als systemrelevant heraus, so dass Reparaturen durchgeführt werden konnten.Und das Hauptgeschäft in der Nürnberger Straße musste zwar auch den Handel mit gebrauchtem Hausrat, Kleidung und Spielzeug einstellen, doch immerhin die Warenannahme war möglich.

"Wir haben eine Barriere vor dem Eingang errichtet, dort konnten Menschen ihre Spenden hinstellen", erzählt Heike Krämer. Sie ist die Vorsitzende des Vereins "Weihnachtskürbis", der Spenden für bedürftige Kinder und Jugendliche sammelt – und einen Großteil davon mit Gebrauchtwaren erwirtschaftet, die in den Läden verkauft werden.

Wochenlang also sammelte eine Mitarbeiterin, die ebenfalls über die Erlöse aus den Geschäften bezahlt wird, Waren ein. Eine weitere sowie die Ladenleitung flüchteten in die Kurzarbeit, auch die Ehrenamtlichen gingen in Zwangspause. Die finanzielle Rettung, so Krämer, war das Fahrradgeschäft. Seit vier Jahren kann man dort gebrauchte Räder kaufen und reparieren lassen.

Letzteres erwies sich während des Lockdowns als derart lohnend, dass mittlerweile eine Zweiradmechanikerin das Team ergänzt. "Wir sind sehr froh, dass uns diese Fachfrau jetzt unterstützt", sagt Krämer. Mit den Einnahmen unterstützt der Verein "Weihnachtskürbis" etwa Kinder, die Winterschuhe brauchen, deren Eltern sich das aber nicht leisten können. "Bis jetzt konnten wir immer unbürokratisch helfen", betont Krämer; sie freut sich, dass der Laden wieder gut läuft.

Das liegt auch an den Kleiderspenden, die in der Nürnberger Straße abgegeben werden. Was nicht mehr ganz einwandfrei ist, wird als Kiloware an ein Recyclingunternehmen verkauft. Der Erlös ist Grundstock für die Ranzenaktion, bei der bedürftige Kinder eine Ausrüstung zum Schulstart bekommen.

Sechs Wochen lang wurde nichts verkauft

Auch im Wertstoffzentrum Veitsbronn sind Altkleider gefragt. Neben Büchern, Hausrat und Möbeln landen sie als Spende in einem der fünf Gebrauchtwarenhöfe in Veitsbronn, Fürth, Ansbach und Nürnberg. Für wenig Geld gehen sie dort wieder über den Ladentisch.

Die sechs Wochen allerdings, in denen nichts verkauft werden durfte, waren ein Schlag ins Kontor, sagt der kaufmännische Leiter der Einrichtung, Leonhard Schneider. Zwar habe man für knapp 90 Festangestellte Kurzarbeitergeld beantragen können, für die rund 350 übrigen Beschäftigten war dies allerdings nur teilweise möglich. Viele von ihnen steckten nämlich in einer Maßnahme der Agentur für Arbeit, die bei der Wiedereingliederung helfen soll. In diesen Fällen gab es kein Kurzarbeitergeld – ein Großteil der Lohnkosten musste über den Verkauf finanziert werden.

Vieles wanderte ins Zwischenlager

Mit Unterstützung der Diakonie, unter dessen Dach das Wertstoffzentrum angesiedelt ist, habe man dies schließlich stemmen können. Beschäftigung gab es in den Wochen ohne Verkauf übrigens genug, weil etliche Menschen ausgemusterte Sachen vorbeibrachten. Nicht alles war jedoch brauchbar, vieles musste zwischengelagert werden.


Corona-Lockdown: Fürther Unternehmer in Sorge


Inzwischen hat sich der Betrieb normalisiert. Zahlreiche unbekannte Gesichter sieht Schneider jetzt im Veitsbronner Laden. Das alte Niveau des Umsatzes indes habe man noch nicht wieder erreicht.

Woran das liegt – Schneider weiß es nicht. Er und die Beschäftigten sehen den bevorstehenden Teil-Lockdown mit Sorge. Denn bereits jetzt, beobachtet er seit einigen Tagen, bleiben viele Kunden weg.

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