Corona-Hilfe: Sozialforum fordert Gutscheine für Bedürftige

14.4.2020, 21:00 Uhr
Corona-Hilfe: Sozialforum fordert Gutscheine für Bedürftige

© Foto: Hans–Joachim Winckler

Das Sozialforum wünscht sich von der hiesigen Politik Unterstützung für mittellose Fürther in der Corona-Krise. Die Fürther Organisation hat deshalb einen offenen Brief verfasst, der an die Stadträte adressiert ist. Darin fordert sie "100.000 Euro für Fürther Bürgerinnen und Bürger mit Grundsicherungsleistung"; investiert werden soll dieses Geld in Gutscheine für die Geschäfte und Lokale der Einzelhändler und Gastronomen in der Innenstadt, die sich zur Gutschein-Initiative "Ein Herz für Fürth" zusammengeschlossen haben.

"Nach unseren Schätzungen sind etwa 10.000 Menschen in Fürth auf Grundsicherung angewiesen", sagt Günter Frank vom Sozialforum, in dem unter anderen verschiedene Sozialverbände, Kirchen und Gewerkschaften kooperieren. Die Zahl entstammt einer Aufstellung des Statistikamts für Nürnberg und Fürth aus den Jahren 2017/18. Zu diesem Personenkreis zählt Franks Organisation Arbeitssuchende, Erwerbsunfähige, dauerhaft Kranke, alte Menschen mit geringer Rente, Personen mit Behinderung, die ihr Geld in Werkstätten verdienen, und Flüchtlinge ohne Zugang zum Arbeitsmarkt.

Mit einer städtischen Investition in Gutscheine "wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen", findet Frank. Einerseits würde der Einzelhandel in der Innenstadt gestärkt, "zugleich erleben Menschen, die oft am Rande der Gesellschaft leben, und sich viele Angebote nicht leisten können, Aufmerksamkeit und Stärkung". Für Frank sind die geforderten 100.000 Euro Verhandlungsmasse; auch 50.000 oder 20.000 Euro empfände er als richtiges Zeichen.

Fürths Sozialreferentin Elisabeth Reichert dagegen hält nichts von der Idee, sie bezeichnet sie als "falschen Weg". Denn: Heruntergebrochen auf die 10.000 Bedürftigen blieben bei 50.000 beziehungsweise 20.000 Euro fünf beziehungsweise zwei Euro pro Person, rechnet sie vor.

Für viel sinnvoller hält sie das alternative Tafel-Angebot von Freiwilligen im Hof der Kinderarche in der Hirschenstraße. Dort werden dienstags von 15 bis 17 Uhr Lebensmittel an Fürther mit wenig Geld in der Woche kostenlos verteilt, weil die Tafel schließen musste. Das Team sammelt dafür Lebensmittelspenden. "Das hilft Menschen deutlich mehr, als wenn sie einmalig einen Gutschein von zehn Euro von einem Geschäft bekommen", sagt Reichert. Ein ähnliches Angebot gibt es von der Heilsarmee: Vor der Corona-Krise gab es donnerstags ein Mittagessen für Bedürftige, jetzt werden von 10 bis 14 Uhr in der Hirschenstraße 13 Lebensmitteltüten ausgegeben. Haltbare Lebensmittel können hier mittwochs um 10 Uhr gespendet werden.

"Künstler haben gerade ein Einkommen von Null"

Weil sie nicht nur Sozial-, sondern auch Kulturreferentin ist, erinnert Reichert an die Kulturschaffenden der Stadt. "Künstler haben gerade ein Einkommen von null." Die Leistungen für die Empfänger von Grundsicherung blieben im Gegensatz dazu auf demselben Stand wie vor der Corona-Krise.

Folgerichtig hält Reichert auch wenig von einem weiteren Vorschlag des Fürther Sozialforums. Bereits am 25. März hatte es die Bitte an die Kommunalpolitik gerichtet, sich mit zweierlei Anliegen an die Bundesregierung zu wenden: zum einen 100 Euro monatlichen Zuschlag des Bundes auf die Grundsicherungsleistungen, bis die Regelsätze am 1. Januar 2021 neu festgesetzt werden. Zum zweiten eine sofortige Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro für Bedürftige – wegen krisenbedingter Mehraufwendungen.

"Zugleich bitten wir den Stadtrat, einen Beschluss zu fassen, diese Leistungen für die betroffenen Fürther Bürger und Bürgerinnen aus dem städtischen Haushalt zu finanzieren. Bei einem entsprechenden Beschluss der Bundesregierung können dann die gezahlten Gelder von Seiten der Bundesregierung zurückerstattet werden", schrieb das Sozialforum.

Käme die Stadt allein der ersten Forderung nach, würden dafür Ausgaben von rund einer Million Euro monatlich fällig. "Eine Million, die wir herzaubern müssten. Wir haben keinerlei rechtliche Grundlage, das überhaupt beschließen zu können", so Reichert.


Unter diesem Link finden Sie täglich aktualisiert die Zahl der Corona-Infizierten in der Region. Diese Gebiete in Bayern, Deutschland und der Welt sind besonders von Corona betroffen. Sie haben selbst den Verdacht, an dem Virus erkrankt zu sein? Hier haben wir häufig gestellte Fragen zum Coronavirus zusammengestellt.

In Bayern gilt aufgrund der Corona-Krise eine Ausgangsbeschränkung. Was noch erlaubt ist und wie teuer ein Verstoß gegen die Auflagen werden kann, lesen Sie hier. Experten sind sich uneins, wie lange der Corona-Shutdown noch andauern wird.

Auch beim Einkaufen gilt besondere Vorsicht. Warum aber tragen Verkäufer dann keinen Mundschutz? Und sollte man beim Einkaufen überhaupt noch mit Scheinen und Münzen zahlen? Ein Chefarzt klärt auf, ob Corona auch über Geld übertragen werden kann.

Ein bisschen Abwechslung gefällig? Wie viele Millionen andere Deutsche arbeitet auch unsere Redaktion nun von Zuhause. Im Live-Blog berichten die Kollegen live! Ob Sie selbst ein Anrecht auf Homeoffice haben, erklären wir Ihnen hier.

Sie sind wegen der Krise von Kurzarbeit betroffen? Hier haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.


 

Wir informieren Sie ab sofort mit unserem täglichen Corona-Newsletter über die aktuelle Lage in der Coronakrise, geben ihnen Hinweise zum richtigen Verhalten und Tipps zum alltäglichen Leben. Hier kostenlos bestellen. Immer um 17 Uhr frisch in Ihrem Mailpostfach.

Verwandte Themen


1 Kommentar