Corona-Lockdown: Fürther Unternehmer in Sorge

31.10.2020, 06:00 Uhr
Corona-Lockdown: Fürther Unternehmer in Sorge

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Einzelhandel darf anders als bei der Zwangsschließung im März offen bleiben. Der Innenstadtbeauftragten Karin Hackbarth-Herrmann fiel ein Stein vom Herzen. "Heilfroh" ist sie auch, dass sich weiterhin eine Person pro zehn Quadratmeter in einem Geschäft aufhalten darf. Zur Debatte standen 25 Quadratmeter.

Trotzdem geht Hackbarth-Herrmann davon aus, dass Söders "Vier-Wochen-Therapie" Fürths inhabergeführte Geschäfte erneut in Bedrängnis bringt. "Wenn das öffentliche Leben heruntergefahren wird, trifft das auch den Einzelhandel – in welchem Ausmaß, muss man abwarten."

Friseure dürfen ihr Handwerk diesmal ausüben, auch etwa Physiotherapeuten, Kosmetikerinnen aber nicht. Sie halte alle Hygienemaßnahmen ein, schrieb eine Betroffene aufgebracht der Innenstadtbeauftragten, "ich ersticke unter der FFP2-Maske, trotzdem müssen wir schließen".

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat zehn Milliarden Euro Unterstützungsleistungen für Firmen angekündigt. Die Gelder sollen unmittelbar und unbürokratisch fließen.

Im Fürthermare, wo sich nach vier Monaten Lockdown seit Juli unter strengen Hygieneauflagen zeitgleich nur 600 bis 650 statt 1200 bis 1300 Badegäste aufhalten dürfen, ist man gespannt. Es gebe dazu ja noch keine rechtlich verbindlichen Aussagen, sagt Geschäftsführer Rainer Grasberger.

Bei umgerechnet knapp 100 Vollzeitbeschäftigten und aktuell "mehreren 100 000 Euro Umsatzverlust pro Monat" macht er sich Hoffnung auf 70 Prozent Umsatzentschädigung. Doch fürchtet er "das Kleingedruckte", am Ende würden es "womöglich 30 Prozent".

Fest steht: Das Wasser bleibt in den Becken, wird weiter umgewälzt, geheizt und auf seine Qualität hin geprüft, damit der Betrieb Anfang Dezember nicht von null auf hundert hochzufahren ist. Aber was, wenn auf die "bittere Pille" im November, wie Söder den Lockdown nennt, eine weitere folgt? "Die Ungewissheit ist das Schlimmste", sagt Grasberger.

Virtual-Reality-Café: Probleme mit Überbrückungshilfen

Auch im Virtual-Reality-Café Pixels macht man sich Sorgen. An Marlon Hassel und seinen zwei Mitgesellschaftern gingen die bisherigen Überbrückungshilfen spurlos vorüber. Grund: Das Pixels wurde erst heuer eröffnet, doch für die staatlichen Hilfen war und ist grundsätzlich auch jetzt der Umsatz aus dem Vorjahresmonat die Berechnungsbasis. "Wir sind komplett durchs Raster gefallen", klagt Hassel.

Diesmal war das Trio schon im Begriff, den Staat wegen Ungleichbehandlung zu verklagen, als der Bund nachjustierte. "Bei jungen Unternehmen, die nach November 2019 gegründet wurden, gelten die Umsätze von Oktober 2020 als Maßstab", heißt es nun aus dem Finanzministerium.

Die Fürther Jungunternehmer atmeten auf. Hassel spricht allerdings von 130 000 Euro Verlust, die er und seine Partner, alle Anfang 30, coronabedingt angehäuft hätten. Ihr Glück im Unglück: Sie sind bei einem großen Konzern angestellt und betreiben das VR-Café nebenbei. Schlaflose Nächte habe er trotzdem, sagt Hassel, auch wegen der drei fest angestellten Mitarbeiter und der vier Aushilfen.

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