Corona und der Handel: "Jede Schließung ist eine neue Chance"

5.11.2020, 08:45 Uhr
Corona und der Handel:

© Foto: Tim Händel

Der Damenmodehändler Bonita gibt seine Filiale in der Fürther Fußgängerzone auf. Der Gedanke, dass der Laden wegen der Pandemie zum Jahresende schließt, ist zwar naheliegend – aber nicht ganz zutreffend. Denn das Unternehmen schwächelte schon länger, die gegenwärtige Krise verschärfte die Finanzprobleme zusätzlich: Anfang Juni hat man Insolvenz angemeldet, Bonita ging ins Schutzschirmverfahren.


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In der Schwabacher Straße 24 läuft aktuell der Räumungsverkauf. Der Schritt sei unvermeidbar, teilt Bonita mit. Nachdem andere Lösungsversuche nicht zum Ziel geführt hätten, müssten nun unprofitable Filialen geschlossen werden. Für etwa 200 Standorte sieht man keine Zukunft.

Das passt zu dem, was Karin Hackbarth-Herrmann beobachtet: Bisher habe ihrer Kenntnis nach noch kein Geschäft in der City ausschließlich wegen der Auswirkungen der Corona-Krise geschlossen, sagt die städtische Innenstadtbeauftragte. Das Virus habe lediglich Geschäftsaufgaben vorangetrieben, die ohnehin schon im Raum standen.

Zum Beispiel die von "Kastners Sporttreff" Ende Juni: Roland Kastner entschloss sich, seinen Mietvertrag nicht mehr zu verlängern. Zur selben Zeit hörte auch Gisela Daniel auf. Ihr Antiquitätengeschäft "Antik Gesucht & Gefunden" übernahm Jürgen Döhler, der seit 1998 gleich ums Eck, in der Schwabacher Straße, "Jürgens Antik Lädle" betreibt. In den vergangenen Monaten renovierte er den 160 Quadratmeter großen Laden, erneuerte die Elektrik und verpasste den Wänden einen frischen Anstrich. Am Donnerstag will er – vorausgesetzt alle Arbeiten sind erledigt – zum ersten Mal aufsperren.

"Hinter jeder Schließung ist eine Chance für neue Konzepte", sagt die Innenstadtbeauftragte. Sie sei froh, dass sich im Zentrum etwas tut: Ein vegetarisches Restaurant namens "Vegönndir" hat zum Beispiel in der Moststraße aufgemacht, wo vorher eine uralte Pilsbar war, und in der Schwabacher Straße gibt es künftig Bubble Tea, wo früher Schmuck verkauft wurde – der Juwelier zog auf die gegenüberliegende Straßenseite. "Es ist immerhin Bewegung da und der Mut, etwas zu eröffnen."

Trotzdem: Die Corona-Krise setzt den Einzelhändlern zu. Um eine Pleitewelle zu vermeiden, ist die Pflicht zum Insolvenzantrag in Deutschland bis zum 31. Dezember ausgesetzt. Deshalb sei es noch zu früh, um die Auswirkungen der Pandemie im stationären Handel einschätzen zu können, so Hackbarth-Herrmann.

Freilich hofft die Innenstadtbeauftragte auf möglichst wenig Geschäftsaufgaben in den kommenden Monaten, auch wenn sie fest davon ausgeht, dass es Leerstände geben wird. Sie sorgt sich jedoch besonders um die Gastronomie und rechnet in diesem Bereich mit deutlich mehr Schließungen als bei den Einzelhändlern.

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