Coronavirus: Bangen ums Klezmer Festival

29.2.2020, 10:00 Uhr
Coronavirus: Bangen ums Klezmer Festival

© Hans-Joachim Winckler

 Motto 2020: "Alles töfte!?" Salopp übersetzt: Alles im grünen Bereich!? Nun ja. Am Freitag erst hat die Schweiz Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen verboten. Brummt am Festival-Standort Kulturforum die Hütte mit zwei Konzerten im großen und kleinen Saal an einem Abend, dann halten sich hier zwischen 300 und 800 Menschen auf.

Erste Regel: Ruhe bewahren. "Wir warten ab, bis das Robert-Koch-Institut eine Empfehlung ausspricht, größere Veranstaltungen abzusagen und sich die Gesundheitsämter anschließen", sagt Kulturamtschefin und Festival-Leiterin Gerti Köhn. Im Fall des Ernstfalles werde man das Risiko einer Verbreitung des Virus während des Festivals "nicht erhöhen". "Was mir Sorge bereitet", ergänzt Köhns Stellvertreter Michael Loskill, "ist, dass der Nürnberger Flughafen nach wie vor keine speziellen Kontrollen vornimmt". Was, wenn Klezmorim mit dem Flieger aus Notstandsländern kommen und womöglich infiziert sind? Das Festival durcheinanderwirbeln könnten jedoch auch Airlines, die wegen des Virus ihre Flieger in Parkposition lassen. Ein Großteil der Festival-Künstler reise zwar mit der Bahn an – doch was die vorhat, ist aktuell ebenfalls unklar.

"Wir beobachten genauestens die Entwicklung, sind aber noch verhältnismäßig entspannt", sagt Comödie-Sprecher Andreas Hock. Schon vor "vielen Monaten" habe der Spaßbetrieb Desinfektionsmittel in die WC-Räume gestellt, "das ist mittlerweile einfach Standard". Auch jetzt seien noch genügend Hygieneartikel vorrätig, "Hamsterkäufe müssen wir nicht machen". Für die rund 80 Mitarbeiter des Hauses gelte wie immer, wenn’s mal in der Nase juckt und im Hals kratzt: kein falsches Pflichtbewusstsein! Das gelte, so Hock, bitte auch für die Besucher. "Wir hoffen, dass daheim bleibt, wer krank ist."


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Solange kein Versammlungsverbot ausgesprochen werde, "arbeiten wir ganz normal weiter", verlautet in aller Gelassenheit aus dem Stadttheater. Die Endphase der Proben zu "Rückkehr in die Wüste" verlaufe reibungslos, teilt Sprecher Christof Goger mit. Stand Freitagnachmittag, seien keine besonderen Maßnahmen veranlasst. Allerdings ruht wegen der Premiere der Spielbetrieb ohnehin seit einer Woche und bis kommenden Samstag, wenn sich für die neue Produktion der Vorhang öffnet. Kein akutes Risiko also wegen größerer Menschenmengen im 700 Zuschauer fassenden Haus. Was umso mehr zählt, ist die Hygienedisziplin des Teams. "Dass Händewaschen zur Grippezeit immer eine gute Idee ist, wissen alle Mitarbeiter", so Goger.

Schriftliche Hygienehinweise hat die Geschäftsleitung in Fürths größtem Kino, dem Cineplex in der Gebhardtstraße – 1000 Sitzplätze, sechs Säle –, in allen WC-Räumen aufstellen lassen. Richtiges Händewaschen, korrektes Niesverhalten: Der Besucher erfährt es schwarz auf weiß. "Ansonsten können wir wenig tun. Wir schauen von Tag zu Tag, wie sich die Lage entwickelt", sagt Marketingchefin Susanne Schubert.

Extramengen Desinfektionsgel hat Babylon-Chef Christian Ilg geordert. "Ich bin froh, dass wir noch problemlos Vorräte kaufen konnten". Alle Mitarbeiter wurden über die Risiken einer Virusinfektion informiert und nochmals gebrieft: Kommt nicht bei Unwohlsein und Temperatur! Auch checkte Ilg, welcher Kollege womöglich eben noch in einem Krisengebiet weilte. Ergebnis: niemand.

"Des Deutschen liebste Tätigkeit kann mal wieder voll ausgelebt werden: Panikmache." Alle Veranstaltungen, sagt Kofferfabrik-Boss Udo Martin, finden "natürlich" statt. "Klar achten wir darauf, ob jemand von uns erkältet ist, und wir werden dann diejenige Person auch eher nach Hause schicken, als sonst üblich."

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