Dalí-Orginale in der Fürther Auferstehungskirche

27.3.2020, 12:31 Uhr
Dalí-Orginale in der Fürther Auferstehungskirche

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Von 1963 bis 1965 hatte Dalí 105 Grafiken zu biblischen Themen angefertigt. 26 Drucke davon zeigt die Ausstellung. Die Originale sind allesamt Mischformen aus Aquarell, Gouache, Rötel- und Kugelschreiberzeichnung – und so ganz anders als die altmeisterlichen, in fotografischer Exaktheit geschaffenen Ölgemälde. Etwa 15 Jahre zuvor hatte sich der Künstler vom Atheismus ab- und dem Christentum in seiner katholischen Ausprägung wieder zugewandt. Wer glaubt, diese Illustrationen seien kreuzbrave Bebilderungen, der irrt. Und wer die bekannten Motive erwartet – brennende Giraffen, zerfließende Uhren oder Elefanten mit Spinnenbeinen – liegt ebenfalls daneben. Tatsächlich gehen Dalís Bilder weit über den Rahmen der Illustration hinaus, sie erheben den Anspruch einer theologischen Interpretation.

Einerseits greift Dalí tradierte Muster auf, andererseits verblüfft er mit einer grafischen Kühnheit, die ihresgleichen sucht und sämtliche Bibelillustrationen des 20. Jahrhunderts – auch die von Marc Chagall – auf die hinteren Plätze verweist.

Die Nichtdarstellbarkeit des Göttlichen beziehungsweise Dämonischen umgeht der große Surrealist mit Methoden des Actionpaintings. Etwa durch dynamische Farbspritzer in Blutrot, die sowohl die "Erschaffung Jesu" als auch die "Versuchung durch den Satan" kennzeichnet. Die Farben Gelb und Gold stehen für die Aura Gottes, Violett für die Buße. Harte Kontraste der Farben, aber auch der Plastizität prägen jedes seiner Bilder. Die Figuren und Physiognomien von Akteuren wie Zuschauern sind nur hinskizziert, schließen dadurch jeden Anflug von Pathos von vornherein aus.

Die meisten der ausgestellten 26 Illustrationen wirken auf den ersten Blick reichlich knallig. Doch ihren wahren Reichtum erschließen sie erst bei geduldigem Hinsehen, beim genaueren Studium der nebulösen Farbwolken, Rötelschlieren und klitzekleiner Details. In ihnen hat Dalí Hinweise zur Deutung versteckt.

Zwar ist jedes Bild mit einem erklärenden Text versehen, doch wer sich auf das Abenteuer einlässt, biblische Inhalte durch Dalís Augen unbefangen zu betrachten, bekommt weit über das Ästhetische hinaus zu tun. Trotz des durchaus rätselhaften und höchst ungewöhnlichen Zugangs der Verbildlichung bekannter biblischer Themen finden sich im Gästebuch nur zustimmende Einträge.

Man kann in Zeiten des Coronavirus viel Zeit mit sich und Dalís Bildern zubringen. Gerade die Ausnahmesituation der Pandemie macht das Gemüt empfänglicher für spirituelle Sichtweisen. Jedenfalls die eines Künstlers, der von der Macht der höheren Dinge überzeugt war.

Im Gotteshaus muss niemand Angst vor einer Ansteckung haben, etwa durch den Griff an die Türklinke. "Die muss keiner anfassen", beruhigt Pfarrer Vieweg, "die Kirchentüre steht extra deswegen sperrangelweit offen".

Biblia Sacra. Bilder zur Bibel, bis 16. April in der Kirche im Stadtpark; täglich geöffnet im März von 10 bis 16 Uhr, ab April von 10 bis 18 Uhr. Besucher sollten dringend die derzeit wichtigen Hygiene-Regeln einhalten, unter anderem: Abstand halten zu anderen.

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