Dank "Erdbunker": Familie erntet das ganze Jahr

25.1.2019, 21:00 Uhr
Dank

© Foto: Budig

Die Wegwerfgesellschaft sowie klimaschädliche Obst- und Gemüseimporte aus Südeuropa oder gar über Kontinente hinweg sind bei den Schefflers kein Thema. Bei ihnen ist die Ernährung gesund und nachhaltig — ohne ideologischen Überbau, sondern einer bäuerlichen Tradition folgend.

Die 31-jährige Christina Scheffler stammt aus dem Landkreis Weißenburg, ihre Eltern besitzen dort einen landwirtschaftlichen Betrieb, in dem auch ihr jüngerer Bruder arbeitet. Beim ersten Blick in den Garten der Familie, zu der Ehemann Jens und die beiden Söhne im Kindergartenalter, Anton und Fiete, gehören, fällt ein grauer Bauwagen auf. "Hier leben die Wachteln", sagt Christina Scheffler, "denn Hühner würden in einer Wohnsiedlung nicht gut ankommen." Sie liefern die Eier.

Brot aus dem Steinofen

Im Steinofen nebenan, Jens Scheffler hat ihn selbst gebaut, werden Brot aus lang gehendem Natursauerteig und Pizza gebacken. Am Rand der Terrasse geht der Blick zu einem Erdhügel, äußerlich einem Steingarten ähnelnd. Seitlich führen jedoch Steinstufen nach unten zu einer kleinen Tür. Auch hier hat Ehemann Jens selbst Hand anlegt, einen Keller ausgehoben und gemauert.

Im Inneren dieses Erdbunkers lagern die Früchte des Gartens, die die Familie im Winter langsam aufbraucht: Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln, allerlei Wurzelgemüse — aber keine Äpfel. "Reife Äpfel geben zu viel Gas ab, das den Reifeprozesse der anderen Feldfrüchte stimuliert, und sie verderben viel schneller", erklärt Christina Scheffler.

Altes Wissen aus der Land- und Gemüsewirtschaft, das sie gerne teilt: Auf Facebook und Instagram haben ihre Seiten "Ein wilder Ja-Garten" mehr als 1500 Follower. Darunter sind viele, die Fragen stellen, aber auch Neider, die ihr unterstellen, eine dogmatische Ökotante zu sein, die ihren Kindern sicher niemals Fernsehen und Eis erlaube. "Alles Quatsch", sagt sie gelassen lächelnd: "Im Sommer haben die beiden sich, wie alle Kinder, von Eis ernährt". Einige eherne Regeln aber befolgt die 31-Jährige schon: "Im Winter wachsen bei uns keine Erdbeeren und keine Tomaten. Der Winter ist nicht ihre Zeit. Und wenn man teure Importe kauft, merkt man doch, das Zeug schmeckt nach nichts", sagt sie. In der kalten Jahreszeit kommen Feldsalat, Rosenkohl, Grünkohl und andere Wintergemüse auf den Tisch.

Wie schafft sie das alles nur? Kinder, Job, Haushalt und Gemüseanbau? "Das gehört auch zu den Dingen, die man gerne falsch einschätzt: Ein Stauden- und Ziergarten macht viel mehr Arbeit. Der Gemüsegarten braucht im Frühjahr beim Anlegen und im Herbst zweimal einige intensive Arbeitstage. Der Rest des Jahres ist in zwei, drei Stunden pro Woche erledigt."

Schädlinge bleiben fern

Versteht sich, dass in Hiltmannsdorf weder Herbizide noch Pestizide zum Einsatz kommen. Im Gemüsegarten steckt stattdessen viel Sachkenntnis. "Zwiebeln und Karotten pflanzt man nebeneinander. Die Gerüche, die sie abgeben, mögen die Schädlinge des jeweils anderen nicht und bleiben fern." Aus Laub und Heckenschnitt stellt Christina Scheffler selbst eine Mulche her, die, in den Beeten verteilt, Unkrautwachstum verhindert. Anton und Fiete wachsen also nicht nur im, sondern mit dem Garten auf, werkeln mit und begreifen schon früh, wo das Essen herkommt, das auf dem Tisch steht. Aus dem Garten und vom Dorfmetzger.

Der BR hat über die sozialen Medien das "wilde Ja-Garten"-Projekt entdeckt und darüber eine Reportage gedreht. Die kann man an diesem Samstag um 17.45 Uhr im dritten Programm in der Sendung "Zwischen Spessart und Karwendel" sehen.

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