Rück- und Ausblick

Das Jahr 2021 im Landkreis Fürth: Erlebbare Geschichte und die große Flut

6.1.2022, 11:00 Uhr
Das Jahr 2021 im Landkreis Fürth: Erlebbare Geschichte und die große Flut

© Thomas Scherer

Wie sieht es im Kampf gegen den Klimawandel aus?

Einen großen Schwerpunkt macht die Verkehrswende aus, denn auch im flächenkleinsten Landkreis Bayerns spielt das Auto für die Menschen nach wie vor eine wichtige Rolle. Verbesserte Angebote sollen Anreize bieten, auf Bus und Bahn umzusteigen. Dass dies nicht immer einfach ist, zeigt das vom Verkehrsverbund Großraum Nürnberg in Auftrag gegebene Gutachten zum 365-Euro-Ticket. Die Ergebnisse sind ernüchternd, je nachdem, welches Modell käme, müsste der Landkreis jährlich bis zu 1,2 Millionen Euro zuschießen.

Und nicht immer klappte alles wie gewünscht: Zum Fahrplanwechsel jüngst im Dezember griff eine Neustrukturierung der Buslinien im Landkreisnorden, die auch die Schülerbeförderung betraf: Überfüllte Busse, Verspätungen und Haltestellen, die nicht angefahren wurden, sorgten für Ärger. Freude machen soll dagegen das neue Radverkehrskonzept. Von der Bundesstraße bis zu den Verbindungen, für die Städte und Gemeinden zuständig sind, wurde alles unter die Lupe genommen. Alltagstauglicher soll das Radnetz werden. Der Landkreisanteil am 100-Millionen-Euro-Paket beträgt stolze 28 Millionen. Der Zeithorizont für die Ausgaben: zehn Jahre. Die Vorhaben werden nun detailliert ausgearbeitet und fließen ins Radwegeprogramm ein. Was davon im "Fahrradfreundlichen Landkreis" umgesetzt wird, das entscheidet dann der Kreistag.

Worauf war man 2021 besonders stolz?

Das Landratsamt hat vom Freistaat die Auszeichnung "Digitales Amt" erhalten. Damit werden die Anstrengungen der Verwaltung gewürdigt, es Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen, ihre Amtsgeschäfte online von daheim aus zu erledigen. Mindestens 50 kommunale und zentrale Online-Verfahren müssen dafür im sogenannten BayernPortal verlinkt sein. Beim Landratsamt Fürth stehen 57 Onlineformulare zur Verfügung – etwa, um bei der Kfz-Zulassung sein Wunschkennzeichen zu reservieren oder um beim Wohngeld einen Mietzuschuss zu beantragen.

Und noch ein Prädikat: Der Titel "Hauptstadt des Fairen Handels" ging zum ersten Mal an einen Landkreis. Der dritte Platz beim bundesweiten Wettbewerb war mit 40.000 Euro dotiert.

Welches Projekt strahlte über den Landkreis hinaus?

Die Eröffnung des Erlebniswegs "Wallensteins Lager": ein über eine halbe Million Euro teures Vorhaben, das die großen Städte im Fürther Land, Zirndorf, Oberasbach und Stein, gemeinsam dank großzügiger Förderung – etwa durch das EU-Programm Leader – gestemmt haben. Auf dem heutigen Areal der drei Kommunen, unter anderem dem jetzigen Naturschutzgebiet Hainberg, schlug Wallenstein 1632 ein Heerlager auf, das noch immer als eines der größten Weltgeschichte gilt. Unweit davon kam es im September dann zur Schlacht an Zirndorfs Alter Veste.

Auf einem 20 Kilometer langen Rundweg, der auch in drei kleinere Schleifen unterteilt ist, wird Besuchern vermittelt, was damals im Lager passierte, wie die Menschen dort lebten und wie die Bevölkerung litt. Nicht nur Stelen informieren. An Audiostationen berichten etwa eine Marketenderin oder ein Soldat von ihren Erlebnissen. Und wer wissen will, wie schwer die Pike – der Spieß – der Landsknechte war, kann das einer von mehreren Mitmachstation ausprobieren.

Was war der größte Aufreger?

Die Flut, auch wenn das Fürther Land im Vergleich zur benachbarten Körperschaft Neustadt-Aisch/Bad Windsheim glimpflich davon kam, von Ereignissen wie im Ahrtal ganz zu schweigen. Doch am 9. Juli war auch hier Jahrhunderthochwasser angesagt: Innerhalb weniger Stunden ließ Starkregen die Pegel steigen, Bäche und Flüsse traten über die Ufer.

Im Zenngrund hieß es "Land unter". Am schwersten traf es Wilhermsdorf, wo ein Trafohäuschen in Ufernähe überschwemmt wurde. Einen Tag lang blieb der Ort deshalb ohne Strom. Doch der Zusammenhalt war groß: 250 Einsatzkräfte, freiwillige Helferinnen und Helfer kämpften gegen die Naturkatastrophe, die immense Sachschäden verursachte, glücklicherweise aber keine Menschenleben forderte.

Welche Herausforderungen stehen an?

Seine Schulen werden den Landkreis weiter viel Geld kosten. Nach der Generalsanierung des Gymnasiums Oberasbach ist derzeit das Pendant in Stein an der Reihe. Zweistellig Millionenbeträge wurden und werden dafür fällig.

Ein viertes Gymnasium muss und will der Landkreis überdies bauen – ob das bayerische Kultusministerium dafür grünes Licht gibt, wird sich 2022 entscheiden.

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