"Das sind für mich keine Fans"

6.2.2013, 13:00 Uhr

© Winckler

Noch sind die Schuldigen nicht ermittelt und es liegen der Polizei auch noch keine Beweise vor, dass sie dem Fanlager des 1. FCN zuzuordnen sind. Der Verdacht allerdings liegt nahe, daher hat der Fußballverein reagiert: . Mit sportlicher Rivalität, heißt es, haben solche „kriminellen Handlungen“ in keiner Form zu tun. Erinnert wird an einen ähnlichen Angriff auf die eigenen Fans im Jahr 2007 durch Anhänger des FC Bayern, bei dem eine Frau auf einem Auge erblindete. Man habe selbst leidvoll erfahren, welche Folgen ein derartiger Übergriff  haben kann.

„Das sind für mich keine Fans“, sagt Thomas Wünnerlein, „so etwas kann ich nur verurteilen“. Er lebt in Fürth, hat sein Herz aber nicht an die SpVgg, sondern an den Club verloren und gehört dem Fanclub 111 Glubbsoggn an. Er selbst habe als Club-Fan in Fürth keine schlechten Erfahrungen gemacht: weder in seinem Haus, in dem viele SpVgg-Fans wohnen, noch in Kneipen, in denen SpVgg-Fans verkehren. „Man kabbelt sich ein bisschen, in einem spaßigen Ton, und so soll es ja auch sein.“

Kein Problem sah er bislang darin, seinen Fanschal schon in Fürth umzulegen, wenn er zu einem Spiel aufbrach. Weil nach dem Überfall auf der Rastanlage aber die Gefahr besteht, dass alle Club-Anhänger in einen Topf geworfen werden, werde er künftig vielleicht darauf verzichten. Der Schal könnte als Provokation empfunden werden. Schade sei das eigentlich.

Auch Andreas Riess vom Fanclub Rot-Schwarz-Zirndorf trennt zwischen „ganz normalen Fans, die sich freuen, wenn die Mannschaft gewinnt, vielleicht frustriert sind, wenn sie verliert, die aber trotzdem mit gegnerischen Fans normal umgehen,“ — und jenen, die anders ticken: „Diejenigen, die auf Krawall aus sind, interessieren sich am wenigsten für den Fußball. Sie nutzen die Bühne Fußball für Gewalt.“ In jedem Verein gebe es „solche und solche“. Unverständlich sei, dass die Polizei „die Chaoten“ nicht besser aus dem Verkehr ziehe. „Die sollten doch bekannt sein.“

Riess fährt selbst gerne zu Auswärtsspielen. Spaß mache das gerade deshalb, weil man dort oft nette gegnerische Fans kennenlernt und dann zusammen feiert. „Das ist gerade das Schöne dran — die Chancen, zu gewinnen, sind ja meist gering.“ Auch in Fürth kommt er gut mit SpVgg-Fans aus. Zum Beispiel am Arbeitsplatz: „Am Montagmorgen gehört es dazu, dass man ein bisschen stichelt. Ansonsten ist das Klima aber super.“

„Unfassbar“ sei das, was auf der Raststätte passiert sei, sagt Jörg Müller, erster Vorstand des SpVgg-Fanclubs Kleeblatt-Bagaasch. Den Ruf der Club-Anhänger generell sieht er aber nicht beschädigt: „Ich habe genügend Club-Fans im Freundeskreis. Ich weiß, dass die das genauso verurteilen wie ich.“ Da der Club sehr viele Fans habe, sei leider auch die Zahl derer höher, die gewaltbereit sind. Zur Rivalität zwischen Fürth und Nürnberg gehören für ihn „gewisse Frotzeleien“. Und dazu gehört, dass er nie mit einem Fürth-Schal aufs Volksfest oder in eine Nürnberger Kneipe gehen würde. „Natürlich würde ich mir wünschen, man könnte es machen, ohne dass es als Provokation wahrgenommen wird.“ Mit den Befindlichkeiten der gegnerischen Fans aber sollte man „vorsichtig“ sein, findet er.

Auch für Bertram Ströbel vom Fanclub Clubfreunde Stadeln hat der Angriff auf die Busse „die Grenze weit überschritten“. Glücklicherweise habe die Gewalt beim Fußball seiner Erfahrung nach abgenommen: „In den 70er Jahren habe ich mich unwohler gefühlt, da ist mehr passiert.“ Dank erhöhter Polizeipräsenz seien die Stadien heute relativ sicher. Das zeige sich auch am Publikum: Mehr Frauen und Kinder sind dabei und für die VIPs gebe es richtige „Wohlfühlzonen“. Er selbst habe als Club-Fan in Stadeln nie ein mulmiges Gefühl haben müssen.

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