Debatte zur US-Wahl im LEZ: "Trump ist ja kein Clown"

16.10.2020, 11:00 Uhr
Debatte zur US-Wahl im LEZ:

© Evan Vucci/AP/dpa

Wenn die US-Amerikaner am 3. November einen neuen Präsidenten wählen, werden viele Menschen in Deutschland mitfiebern. Fest steht, das belegen Umfragen: Die deutsch-amerikanische Beziehung hat in den Jahren unter Donald Trump gelitten.

Könnte sich das Verhältnis durch die Wahl in drei Wochen wieder verbessern? Professor Dr. Stefan Fröhlich, Inhaber des Lehrstuhls für internationale Beziehungen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, zeigte sich am Montagabend im Ludwig-Erhard-Zentrum (LEZ) skeptisch.

"Ein neuer Präsident allein reicht nicht", sagte er. Für seine Aussage erntete Fröhlich viel Zustimmung von seinen Diskussionspartnern. Die Deutsche Atlantische Gesellschaft (DAG) hatte ins LEZ geladen, um vor dem Hintergrund der anstehenden US-Wahl mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über die Zukunft der bilateralen Zusammenarbeit zu sprechen.

Mit dabei war auch Peter Beyer, der als Mitarbeiter der Bundesregierung deren transatlantische Beziehungen koordiniert. Man müsse davon wegkommen, das deutsch-amerikanische Verhältnis nur "am Okkupanten des Oval Office" festzumachen, so Beyer. Gleichwohl warnte er davor, Trumps Aussagen und Twitter-Meldungen nicht mehr ernst zu nehmen.

"Worte sind wirkmächtig und zählen. Er ist ja kein Clown, er ist der US-Präsident", sagte Beyer, der vor der Corona-Pandemie häufiger zwischen Berlin und Washington unterwegs war. Für eine Verbesserung der Lage könne man nicht einfach auf die Wahl Joe Bidens hoffen. Stattdessen müsse sich an der ganzen Haltung gegenüber den USA etwas ändern.

"Das Gesicht Amerikas in Bayern"

In der Zusammenarbeit der beiden Länder stecke viel Potenzial, betonte Meghan Gregonis. Als US-Generalkonsulin in München wird sie auch "das Gesicht Amerikas in Bayern" genannt. Auf die Frage nach den größten Herausforderungen, die die USA künftig zusammen mit Deutschland meistern möchten, nannte Gregonis zuerst die Handelsbeziehungen zu China. Ehe jeder der beiden Staaten für sich auf die asiatische Wirtschaftsmacht zugehe und Kompromisse suche, tue man gut daran, gemeinsam als starke transatlantische Partner zu agieren.


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Dem pflichtete DAG-Präsident Christian Schmidt bei. "Mit Blick auf den weltweiten Handel ist Europa der einzige zuverlässige Partner für die USA", sagte der frühere Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Beide, die USA und Europa, stünden einander deutlich näher als China, so Schmidt.

"Nicht der Messias"

Der Fürther Politiker warnte prinzipiell davor, allzu große Hoffnungen in eine Abwahl Trumps zu setzen. "Auch Herr Obama war nicht der Messias. Auch er hat amerikanische Interessen verteidigt", sagte er.

Den Tenor des Abends – man solle sich an einen Tisch setzen und Gemeinsamkeiten vertiefen, statt sich gegenseitig Fehler vorzuwerfen – untermauerte Fröhlich mit der anderen Seite der Stimmungsumfragen. Denn während der Großteil der Deutschen aktuell ein negatives Bild von den USA habe, sei das Deutschlandbild der Amerikaner überwiegend positiv, so der Professor.

Aus Sicht der Diskussionsteilnehmer bietet vor allem der Austausch in den Bereichen Forschung und Unternehmertum eine wichtige Basis für die transatlantische Partnerschaft. Dies konnte Kathrin Geck aus ihrer persönlichen Erfahrung bestätigen.

Vom Austausch mit Amerikanern profitiert

Die junge Unternehmensgründerin hatte vor zehn Jahren am Parlamentarischen Patenschaftsprogramm des Bundestags teilgenommen. In diesem Jahr, so sagte sie jetzt, habe sie erneut vom Austausch mit ihrem damals geknüpften US-Netzwerk profitieren können.

Auch Gregonis nannte junge Leute und die Startup-Szene als wichtigen Faktor. So könnte in Zukunft die "Innovationsbrücke" der Schlüssel sein, um das transatlantische Verhältnis wieder zu verbessern.

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