Demut, Baby!

28.4.2016, 15:45 Uhr
Demut, Baby!

© F.: Rempe

Hier Bühne, da Zuschauer – ein erprobtes Prinzip. In der Badstraße 8 funktioniert das so nicht. Die renovierte Holzbaracke auf dem Gelände der ehemaligen Flussbadeanstalt bietet Charme und Atmosphäre. Raum im Überfluss aber eher nicht. Für die Macherinnen der ersten Theaterproduktion des Vereins Badstraße 8, der diese besondere Begegnungsstätte hegt, pflegt und bespielt, ist das kein Nachteil. Ganz im Gegenteil.

„Gerade weil die typische Bühnensituation durchbrochen wird, ist das Publikum automatisch Teil der Szene“, macht Regisseurin Frauke Busch klar. Sie hat Laura Naumanns (27) Stück, das 2012 uraufgeführt wurde, bereits erfolgreich für die BlueBox am Nürnberger Staatstheater inszeniert. Es geht um drei junge Frauen, die auf einem Flughafen einen Terror(fehl)alarm gemeinsam durchstehen. Sie kommen davon. Das anschließende Glücksgefühl ist befreiend und lässt eine barmherzige Idee reifen: Warum nicht alle Menschen so glücklich machen?

Julia Hell vom Kult-Kinder- und Jugendtheaterensemble des Stadttheaters Fürth, Rebecca Kirchmann (vormals Staatstheater Nürnberger) und Christine Mertens (unter anderem Gostner Hoftheater) sind als die drei Wohltäterinnen im Einsatz. Die ganz spezielle Machart des Stücks begeistert nicht nur Mertens: „Wir haben es mit Sätzen zu tun, die ohne Punkt und Komma geschrieben sind und ganz unterschiedliche Interpretationen möglich machen.“

Für Frauke Busch hat der Text nicht nur eine „unheimliche Kraft“: „Nimmt man ihn genauso, wie er geschrieben steht, besticht er durch Humor und überbordende Spielfreude.“ Sie sieht die Chance, „dem Terror im Theater mit Spaß zu begegnen und ihn dadurch in den Köpfen nicht beängstigend groß werden zu lassen.“ Angela Löwen — die Bühnen- und Kostümbildnerin machte mit ihren Arbeiten mehrfach am Stadttheater auf sich aufmerksam — gestaltet das Einsatzgebiet für die Frauen und hat ein Arsenal an durchsetzungsfähigen Requisiten vorbereitet.

Team aus Profis

Die Inszenierung, bei der Nikola Stadelmann die Dramaturgie und Doris Hanslbauer die Produktionsleitung übernommen haben, wurde möglich auch dank einer Förderung durch das Kulturreferat der Stadt. Das Profi-Team, das die Aufführung stemmt, ist ausnahmslos im Badstraße-8-Verein aktiv. Überhaupt, sagt Vorstand Sami Haidar, ist die Unterstützung bei allen groß: „Jeder hilft. Auch viele, die hier eigentlich nur einen Kaffee trinken wollten, haben schon spontan mit angepackt.“ Das hält die Kosten notwendigerweise schlank, schafft aber auch einen weiten künstlerischen Freiraum und Unabhängigkeit.

Vereinbart wurde das Projekt übrigens erst im Januar. Warum? „Weil die Leute hier das machen wollten“, sagt Haidar und lacht: „Das alles entsteht aus Begeisterung und nicht aus Pflicht.“ Die Inszenierung soll für das Publikum eine ganz direkte Wirkung haben. Nikola Stadelmann formuliert die Hoffnung auf ein „ähnlich berauschendes Happening“ für die Besucher, wie es zuvor im Spiel entfesselt wird. „Möglicherweise wird es bei manchen Zuschauern zunächst ein Gefühl der Überforderung und des Befremdens geben. Das ging uns anfänglich bei den Proben auch so.“ In der Skurrilität des Textes liegt für sie ein großes Potential: „Für alle Anwesenden soll genau jenes Gefühl der Zusammengehörigkeit entstehen, das die drei Figuren im Stück erleben.“

Blitzschnelle Dialoge, Musik, Video und nicht zuletzt die Eroberung des gesamten Raums werden eingesetzt, um diesen speziellen Effekt zu erzielen. Spaß hatten die Mitwirkenden bei den Proben allemal. „Ich habe selten so viel gelacht“, bekennt Frauke Busch und erntet Zustimmung. Das Vergnügen soll auch für die Zuschauer nicht zu kurz kommen: „Schrill wird es auch. Und trashig. Aber mit Niveau.“

„demut vor deinen taten baby“: Schauspiel von Laura Naumann, Kulturort Badstraße 8. Premiere heute, 20 Uhr. Weitere Termine: 29./30. April, 6. , 7. und 8. Mai, jeweils 20 Uhr. Tickets (12/10 Euro) im Café Badehaus und an der Abendkasse.

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