Denkmal oder Schandfleck: Diskussion um Fürther Kaufhaus

2.11.2014, 14:15 Uhr
Denkmal oder Schandfleck: Diskussion um Fürther Kaufhaus

© dpa

Für die einen ist es ein Schandfleck in der Fürther Innenstadt, für die anderen Baugeschichte: Das Gebäude eines Billig-Kaufhauses in der Fußgängerzone soll nach dem Willen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege auf die Denkmalliste. Die Entscheidung dafür war bereits im vergangenen Jahr gefallen, von der Kommune kam zunächst kein Widerspruch. Als das Amt den Schritt nun vollzog und das Haus im Online-Denkmal-Atlas rot markierte, war der Aufschrei in der Stadt groß. Vermutlich gab es eine Kommunikationspanne. Nun heißt es: Alles auf Anfang.

Wut beim OB, Überraschung bei der Behörde

Als Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) vor einigen Tagen von dem Schritt erfuhr, polterte er in den "Nürnberger Nachrichten", mit dieser Entscheidung mache sich die Behörde lächerlich. "Das entwertet den Gedanken des Denkmalschutzes und schadet ihm", sagte Jung. Er bezeichnete das Haus als "unpassenden Klotz zwischen wunderschönen Häusern" und als "städtebaulichen Fehler", den es eines Tages zu korrigieren gelte. Es ärgere ihn, dass man die Stellungnahmen von Kommunen völlig ignoriere.

Als er das las, fiel Generalkonservator Mathias Pfeil aus allen Wolken. Denn die Stadt Fürth hätte drei Monate Zeit gehabt, um eine Stellungnahme zu der Entscheidung abzugeben. Doch beim Landesamt ist laut Pfeil "definitiv nie etwas eingegangen". Er telefonierte daraufhin mit Jung. Obwohl die Frist längst abgelaufen ist, hat die Stadt nun nochmals die Gelegenheit, sich zu äußern. "Wir schauen uns das an, und wenn es ein Dissensfall bleiben sollte, muss sich der Landesdenkmalrat damit befassen", sagte Pfeil.

Seltene Kaufhausarchitektur

Das viergeschossige Haus in Stahlbetonskelettbauweise mit Flachdach wurde vom Architekten Hans Paul Schmohl entworfen und Mitte der 1950er Jahre gebaut. Nach Einschätzung der Denkmalschützer repräsentiert das Haus die Kaufhausarchitektur der Nachkriegszeit und ist bayernweit einzigartig: Es sei ein "seltenes Beispiel eines Übergangsbaus, der die Entwicklung weg vom Stahlbeton hin zur Vorhangfassadenästhetik dokumentiert". Der Bauausschuss der Stadt Fürth hatte sich im vergangenen Jahr jedoch dagegen ausgesprochen, das Kaufhaus in die Liste der Baudenkmäler aufzunehmen.

Erst kürzlich gab es Kaufhaus-Knatsch zwischen Fürth und dem Landesamt, weil die Behörde vier Gebäuden in der Breitscheidstraße die Denkmalwürdigkeit aberkannte. Für den sogenannten "Einkaufsschwerpunkt Neue Mitte" waren sie entkernt worden. Dem Landesamt gingen die Maßnahmen zu weit.

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