Denkmalfrevel an früherem Grundig-Laden?

21.6.2020, 10:00 Uhr
Denkmalfrevel an früherem Grundig-Laden?

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Im städtischen Bauausschuss hat das Vorgehen des neuen Hauseigentümers nun für Aufregung gesorgt. "Wir haben die Arbeiten gestoppt", sagte Lippert zwar in der Sitzung. Allerdings war es da bereits zu spät: Die Fliesen sind allesamt unten.

Erbost darüber zeigten sich nicht nur die beiden Stadtheimatpfleger, Karin Jungkunz und Lothar Berthold, sondern auch einige Stadträte. Felix Geismann von den Grünen erinnerte an die historische Bedeutung dieses über 200 Jahre alten Gebäudes: Hier eröffnete Rundfunkpionier Max Grundig 1934 sein zweites Geschäft unter dem Namen Radio-Vertrieb Fürth. "Grundig hat hier nicht nur verkauft, sondern auch produziert", betonte Geismann. Und damit den Grundstein dafür gelegt, dass sich seine kleine Firma zu einem Konzern mit Weltruf entwickeln konnte. Das Gebäude mit Grundigs erstem Laden, eröffnet 1930 in der Sternstraße (heute Ludwig-Erhard-Straße), wurde übrigens 1995 ebenso wie das benachbarte Café Fürst für den Weiterbau der U-Bahn abgerissen.

Fürther Wirtschaftsgeschichte

Geismann räumte zwar ein, dass die Fliesen nicht aus den 1930er Jahren stammten, aber sie seien markante Relikte der Wirtschaftswunderzeit nach dem Krieg. Auch Stadtheimatpfleger Berthold sprach von einem "Stück Fürther Wirtschaftsgeschichte".

Weil der Hauseigentümer nach den Worten von Baureferentin Lippert keinen Bauantrag für die bereits begonnenen Sanierungsarbeiten gestellt hatte, wurde schnell der Ruf nach Konsequenzen laut. "Wird da ein Bußgeld fällig?", wollte Gabriele Chen-Weidmann (SPD) wissen, erhielt darauf aber noch keine konkrete Antwort.

Laut Lippert ist ihre Behörde inzwischen im Gespräch mit dem Bauherren, um die Maßnahme "auf saubere Füße zu stellen", wie die Referentin sagte. Zudem stehe ein Termin mit dem Landesamt für Denkmalpflege an. Natürlich, so Lippert, verbinden viele Fürther das Gebäude sowohl mit dem Vordach über dem Erdgeschoss als auch mit den dunklen Fliesen. Trotzdem frage sie sich mit Blick auf den Denkmalschutz: "Welcher Zustand ist wirklich prägend für das Haus?" Seine ursprüngliche Gestaltung vor der Grundig-Zeit? Oder sind es doch die Fliesen aus der Nachkriegszeit? Eine Frage, die nun Experten von der Denkmalpflege beantworten müssen. Für Lothar Berthold ist klar: Es sind die Fliesen, "weil sie einen Zusammenhang mit der Firma Grundig haben". Er forderte, das Rathaus solle die Stadtheimatpfleger künftig vorab über jedes Bauvorhaben in einem denkmalgeschützten Gebäude informieren.

Schwierig im konkreten Fall, entgegnete Oberbürgermeister Thomas Jung. Es habe ja kein Bauantrag vorgelegen. Jung verwies darauf, dass das Gebäude zuletzt kein Schmuckstück mehr gewesen sei. "Wir freuen uns über eine Verbesserung an dieser Stelle." Zunächst hätten aber die Denkmal-Experten des Landesamts das Wort. Jung: "Wenn es nötig sein sollte, kommen die Fliesen wieder ran."

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