Der fast vergessene Fürther Landschaftsmaler

21.4.2016, 10:00 Uhr
Der fast vergessene Fürther Landschaftsmaler

© Repro: FN

„Das Bild war hinter Tischbeinen deponiert, es war staubig, der Rahmen ramponiert.“ Zofia Drahn aus Kulmbach erinnert sich genau an diesen Augenblick im April 2001, als sie in einem Bayreuther Trödelladen ein Gemälde aufstöberte, das ihr nicht mehr aus dem Sinn ging. „Am nächsten Morgen bin ich wieder hingefahren und habe es gekauft.“ Das Motiv – der Watzmann – war zu identifizieren, doch die zierliche Signatur „C. Schreiber“ sagte ihr zunächst nichts.

Dennoch war dieser Moment der Anfang einer Leidenschaft, die jetzt im Burgfarrnbacher Schloss in einer Ausstellung mündet. Die 43-Jährige erinnert sich: „Vier Jahre später stöberte ich in einem Auktionshaus ein weiteres Bild von ,C. Schreiber‘ auf.“ Diesmal erfuhr sie Details aus der Biografie des Malers Peter Conrad Schreiber, der am 11. August 1816 als Sohn des Gürtlermeisters und Magistratsrats Johann Christoph Schreiber in Fürth geboren wurde.

Zofia und ihr Mann Robert Drahn besitzen inzwischen rund 40 Arbeiten des Fürthers. Fündig wurden sie im Internet, bei Auktionen: „Ein Bild spürten wir sogar im amerikanischen San Diego auf.“ Viele ihrer Entdeckungen waren in einem erbärmlichen Zustand: „Verstaubt, mit Stockflecken, verschimmelt.“ Sie ließen die Werke restaurieren, suchten nach passenden Rahmen. Zugleich wollten sie mehr über den Maler wissen, dessen Landschaften mit ihrer dichten Atmosphäre sie so begeistern.

„Endlich hatten wir Erfolg. Harald Braun aus Berlin antwortete uns“, berichtet Zofia Drahn. Braun entpuppte sich als Ururenkel des Malers. Doch damit nicht genug. Die Drahns hatten inzwischen auch Kontakt mit dem Fürther Geschichtsverein aufgenommen. Dort erfuhren sie, dass sich hier inzwischen Wolfgang Vorwerk, ein anderer Ururenkel, gemeldet hatte und an einem Aufsatz über den berühmten Vorfahren schrieb. Allerdings kannten sich Braun und Vorwerk nicht – das Sammlerpaar aus Kulmbach übernahm die Vorstellung und ergriff obendrein die Initiative für eine Schreiber-Ausstellung zum 200. Geburtstag.

Geburtshaus in der Königstraße

Martin Schramm, Leiter des Stadtarchivs, lässt keine Zweifel: „Ohne Familie Drahn wären wir wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen.“ Zu sehen sind jetzt zum einen Werke aus der Drahn-Sammlung und dazu Bilder aus dem Stadtarchiv, dessen Grundstock zu Schreiber auf das Vermächtnis der Fürther Kaufmannsfamilie Gebhard von 1864 zurückgeht.

Zur Vernissage im Schloss reisten vier Schreiber-Ururenkel an und zwei Urenkelinnen: Gabriele Schneider und Marianne Vorwerk. Für die Familie blickte Wolfgang Vorwerk auf das Leben Schreibers zurück. Das Geburtshaus des Malers stand in der heutigen Königstraße, für den Bau des Stadttheaters wurde es allerdings abgerissen. Die Familie war wohlhabend und angesehen. Die Schreiberstraße zwischen Amalien- und Fichtenstraße erinnert noch heute an den Vater des Künstlers.

Der Sohn zeigte schon früh ein großes Zeichentalent und durfte die Kunstgewerbeschule in Nürnberg besuchen, bevor er nach Berlin wechselte, um an der Akademie der Künste studierte. Zum prägenden Erlebnis wurde für Peter Conrad Schreiber seine Studienzeit in Rom. Von 1839 bis 1841 inspirierten ihn die italienischen Landschaften. Obendrein erlebte er einen Ausbruch des Vesuvs. Zurück in Franken, wurde er Zeichenlehrer am Nürnberger Egidien-Gymnasium. Am 17. Februar 1894 starb der Maler, von dessen rund 500 Bildern vermutlich noch etwa 200 existieren.

Ein Künstler-Leben im 19. Jahrhundert, das Hans-Peter Miksch, Leiter der kunst galerie fürth, in wesentlichen Punkten vergleichbar erscheint mit zeitgenössischen Biografien. „Schreiber stammte zum Beispiel aus einer wohlhabenden Familie – auch heutzutage muss man es sich leisten können, freischaffender Künstler zu werden.“ Nichts geändert habe sich auch daran, dass es für den, der Karriere machen will, klug sei, einmal die heimische Region zu verlassen. „Nicht, weil der Prophet im eigenen Land nichts gilt, aber es tut gut, wenn das Talent anderenorts ebenfalls Anerkennung findet.“

Historikerin Barbara Ohm setzte sich für die Zuhörer mit einem Bild Schreibers auseinander: „Es geht ihm nicht um die Darstellung einer bestimmten Landschaft, sondern um eine Stimmung.“ Das besondere Licht, in das er die Komposition tauchte, gebe dem Bild einen Zauber. Im 19. Jahrhundert erfüllten solche betont gefühlvollen Gemälde die Sehnsucht der Menschen nach einem Gegenpart zur rasant voranschreitenden technischen Entwicklung.

„Peter Conrad Schreiber — ein Fürther Landschaftsmaler“: Schloss Burgfarrnbach (Schlosshof 12). Montags bis donnerstags 9-16 Uhr und Sonntag, 8. Mai, 12-16 Uhr (mit Führung). Eintritt frei. Bis 25. Mai.

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