Museumshoffest: Der Star ist ein historischer Backofen

17.9.2019, 17:00 Uhr
Museumshoffest: Der Star ist ein historischer Backofen

© Foto: Thomas Scherer

Das Museumshoffest beginnt für Gunda, Harald und Johann Schmidt sowie Reyno Schödel schon am Abend zuvor. Denn am Vortag gilt es bereits, den Backofen anzuheizen.

"Bei rund 250 Grad Celsius ist die optimale Backtemperatur erreicht", erklärt Harald Schmidt, der aus dem von Jutta Horneber aus der Kernmühle angelieferten Teig mit allerlei Zutaten wie Koriander, Anis, Kümmel und Fenchel den leckeren "Hitzplotz" zubereitet.

Bis der massive Sandsteinbackraum allerdings die entsprechende Gluthitze erreicht hat, gilt es gut zwölf Stunden lang zu schüren. Bewährt hat sich eine Mischung aus zwei Dritteln getrockneter Kiefer und einem Drittel Eiche, erklärt Reyno Schödel, der dem "Hitzplotz" sogar ein eigenes Lied gewidmet hat. In aller Früh legt das eingespielte Team dann richtig los und bis zum Beginn des Festes am späten Vormittag verlassen nach und nach knapp 50 Brotlaibe zu jeweils gut einem Kilogramm Gewicht die historische Backstube.

Die vielen Gäste haben bereits darauf gewartet, das leckere Bioroggenbrot auf Sauerteigbasis in Empfang zu nehmen. Am besten schmeckt es lauwarm mit etwas Butter, lautet der Ratschlag von Gunda Schmidt.

Während es sich die Besucher munden lassen, spielen die 30 Musiker des Roßtaler Musikzuges unter Leitung von Reinhard Meyer ein schmissiges Stück nach dem anderen. Gut verweilen lässt es sich am Fuße der evangelischen Laurentiuskirche auch im lauschigen Kräutergarten. Unter uralten Obstbäumen erklären Tafeln die von alters her bekannten positiven Eigenschaften unzähliger Heil- und Würzkräuter.

Der Salbei etwa verspricht Linderung bei Halsschmerzen. Gleich daneben sprießt die Eberraute. Sie wird bei Leber- und Gallenleiden genommen. Die Pfefferminze hingegen ist keimhemmend und krampflösend.

So aufwändig war das Waschen vor 100 Jahren

Gleich neben dem Kräutergarten flattern blütenweiße Wäschestücke auf groben Hanfseilen im Wind. "Diesmal zeigen wir, wie aufwändig vor 100 Jahren das Waschen der Kleidung war", erklären Anita Nagel und Liane Hubbes.

Zahlreiche Utensilien und mehrstündige Arbeit am dampfenden Kessel waren vonnöten, damit das Hemd oder die Leibwäsche wieder weiß wurden. Ein ganz besonderes Exponat hält diesmal Norbert Nagel, Vizevorsitzender des veranstaltenden Heimatvereins bereit: Die Kutsche, mit der die Roßtaler ihre Toten zum Friedhof brachten, steht mit einem leeren Sarg und einer schwarzen Stola stilecht dekoriert ebenfalls in einer offenen Scheune.

Düstere Gedanken kommen aber an diesem strahlenden Spätsommertag dabei nicht wirklich auf. Schließlich gilt es, die letzten warmen Augenblicke bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen im Innenhof des einstigen Kirchenlehens und heutigen Museums zu genießen. Keine einfache Aufgabe: Immerhin auf weit über 40 verschiedene Kuchen bringt es das Buffet.

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