Der Kakteenkrieg

Er ist Dramatiker mit tragikomischer Schlagseite, Lyriker mit Passion für Haikus, (Dreh-) Buchautor, PEN-Mitglied, Rezensent und mit seiner Mundart-Kunst, die Poesie und Realismus treffsicher miteinander verknüpft, seit mehr als drei Jahrzehnten eine feste literarische Größe weit über die Metropolregion hinaus: Fitzgerald Kusz. Zu seinen größten Erfolgen zählt das populäre Stück „Schweig Bub!“. Kusz schaut dem Volk aufs Maul und entdeckt dabei höchst überraschende Wahrheiten — so auch heute in seinem stachelig-beziehungskriegerischen Beitrag für die literarische Wochenreihe der FN.

Vorbemerkung:

Zum Rosenkrieg kommt es immer dann, wenn sich ein Paar um Güter streitet, die sie während ihrer Beziehung erworben haben. Die Liebe schlägt dabei immer wieder mal in Hass um. Infantile Verhaltensmuster verhindern einen vernünftigen Dialog, weil die Liebesglut noch nicht erloschen ist. Eine besonders absurde Abart des Rosenkriegs schildere ich in der Szene „Der Kakteenkrieg“. Monate nach seinem Rauswurf erinnert sich der nun von seiner Liebsten getrennt lebende junge Mann daran, dass er in der Wohnung seiner Liebsten seine Kakteensammlung zurückgelassen hat.

MANN zur Frau, die ihm die Tür öffnet. Iich möcht gohr ned mit dir redn,

FRAU Iich mit dir aa ned.

Er betritt die Wohnung.

MANN Obber iich mou mit dir redn.

FRAU Iich aa.

MANN Mach mers kurz.

FRAU Su kurz wäi möglich.

Pause.

MANN Iich hätt gern gwisst, wos mit meine Kakteen is?

FRAU Däi senn eiganger.

MANN Eiganger. Wäisu denn eiganger?

FRAU Wos waaß iich!

MANN Obber däi könner doch gohr ned eigäih.

FRAU Obber sie senn eiganger.

Der MANN denkt kurz nach.

MANN Gut, dann gräichi fünfhundert Euro vo mir.

FRAU Fünfhundert Euro?

MANN Des wohrn siebzg Stück. Teil ämall fünfhundert durch siebm, dou kummt ein Kaktus aff siebm Euro. Siem mal siebzich!

Die FRAU denkt kurz nach.

FRAU Vo mir gräichst du kann Cent. Des fehlert ja grood nu! Deine Scheiß-Kaktuss ham mi scho immer gnervt.

MAN Es heißt ned Kaktuss. Es heißt Kakteen.

FRAU Mir worscht, wäi des hasst. Hättsters halt miitgummer. Däi senn alle eiganger.

MANN Iich hou ja blouß es Nötichste miitnehmer könner. Du hast mi nausgschmissn. Wäi hätti däi denn transportieren solln?

FRAU Dann wärst halt kummer und hättsters gholt.

MANN Du wohrst nie derhamm.

FRAU Hättst oogrufn.

MANN Ey, du, des is fei langsam ka Spaß mehr! Wos wohr denn, wenni di oogrufn hou? Du hast doch sofort aufglecht.

FRAU Dei Pech.

MANN Mei Pech? Und die Kakteen? Wos könner denn däi derfür, wenn du mit mir Schluss machst?

FRAU Komm mer bitte ned mit der Tour! Du kannst vo mir ned verlanger, dassi die Verantwortung für dei Scheiß-Kaktuss...

MANN ...Kakteen...

FRAU ...übernehm, woui mit dir Schluss gmacht hou. Is des klor?

MANN Hey, du hast mit mir Schluss gmacht? Iich glaub, dass du ä weng spinnst! Iich hou mit dir Schluss gmacht.

FRAU Du? Du mit mir? Naa, iich mit dir?

MANN Iich hous einfach nimmer ausghaltn. Scho allaans, wäi du meine Kakteen behandelt hast.

FRAU Hättsters halt gleich mittgummer.

MANN Siebzg Stück. Siebzg Kakteen! Überlech der des ämall: Wäi hätti denn däi miitnehmer könner?

FRAU Des is doch dei Problem!

MANN Dou wohrn fei aa ganz wertvolle Kakteen derbei. Sammlerstücke!

FRAU Vor emm dreiviertel Johr hammer uns trennt. Seit emm dreiviertel Johr hast nix vo dir hörn lassen und etz kummst derher...

MANN Du gibsters also zou, dassders eingeh lassn hast?

FRAU Iich geb gohr nix zou.

MANN Du hättsters blouß amall in der Wochn gäißn mäin. Des hast doch sunst aa immer gmacht.

FRAU Du wohrst ja nimmer dou. Wäi kummi denn dou derzou, dassi mi um dein Scheiß kümmern soll? Pause. Iich hou mi um miich selber kümmern mäin, iich hou mei Lehm widder in Griff gräing mäin. Obber des aanziche, wos diich intressiert, senn deine Scheiß-Kaktuss...

MANN Kakteen!

FRAU Halts Maul!

MANN Pass auf, iich gräich meine fünfhundert Euro scho.

FRAU Du gräichst gohr nix. Kann aanzichn Cent!

MANN Etz zeichst widder mall dei wohrs Gesicht und denkster ned ämall wos derbei.

FRAU Iich koo denkn, wossi will. Des gäiht di gohr nix oo, wossi denk. Des gäiht blouß miich wos oo.

Der MANN geht zur Wohnungtür, dreht sich in der Tür noch einmal um.

MANN Ner gut, du hasters ja ned anders gwollt. Nou moui halt andre Saitn aufzäing: Du hörst vo meim Anwalt! Ab.

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