Kreistagsbeschluss

Der Landkreis Fürth will ein Gymnasium in Cadolzburg

6.10.2021, 06:00 Uhr
Bis 2017 hat der Landkreis das Gymnasium in Oberasbach generalsaniert. Erweiterungen, auch in Langenzenn und Stein, ließen hier die Schülerzahlen trotzdem steigen.

© Archivfoto: Thomas Scherer Bis 2017 hat der Landkreis das Gymnasium in Oberasbach generalsaniert. Erweiterungen, auch in Langenzenn und Stein, ließen hier die Schülerzahlen trotzdem steigen.

Falls alles so kommt, wie es der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen hat, wird das ein dicker Brocken, insbesondere finanziell. Eine grobe Schätzung geht von Kosten von 50 bis 60 Millionen Euro aus. Dafür bekäme Cadolzburg ein dreizügiges Gymnasium für zunächst 660 bis 750 Schüler. In der Summe sind neben dem eigentlichen Schulgebäude eine Dreifach-Sporthalle inklusive Außenanlagen, Parkplätze und zusätzliche Investitionen in Buslinien enthalten.


Verliert Langenzenn die Realschule?


Dass die Schülerzahlen im Fürther Land, gerade an den beiden Realschulen und den drei Gymnasien, ab 2025 stark steigen, war spätestens seit Juli vergangenen Jahres bekannt, als das jüngste Schulentwicklungsgutachten im Fachausschuss vorgestellt wurde. Im Herbst beauftragte das Gremium dann die Landkreisverwaltung damit, zu untersuchen, welcher Standort – Roßtal oder Cadolzburg – sich besser für ein mögliches viertes Gymnasium eignen würde. Zudem sollte geprüft werden, ob Erweiterungen an den bestehenden Gymnasien in Oberasbach, Stein und Langenzenn die Probleme lösen könnten.

Möglich wäre letzteres theoretisch durchaus, der Kostenpunkt – ebenfalls grob geschätzt – 26,5 Millionen Euro. Jedoch ergäbe sich daraus ein Aspekt, bei dem das Kultusministerium den Daumen senkt: Bis zu 1600 Schülerinnen und Schüler würden dann das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Oberasbach besuchen. Man gehe davon aus, dass "ein geregelter Schulbetrieb dann nicht mehr möglich ist", heißt es in der Vorlage der Verwaltung. München spreche sich gegen solche "überdurchschnittlich große Schulen aus". Deshalb, sagte Landrat Matthias Dießl im Kreistag, "sei es richtig und wichtig, ein viertes Gymnasium zu etablieren".

Dass Roßtal nicht zum Zuge kommt, hat mehrere Gründe: Der Standort im Landkreissüden würde die notwendigen Schülerzahlen für die Genehmigung nicht erreichen. Das Gymnasium Oberasbach, das in diesem Schuljahr bereits mehr als 1300 Schüler verkraften muss, würde einerseits nicht ausreichend entlastet. Andererseits würde Roßtal im Zusammenspiel mit dem neuen Gymnasium, das die Stadt Nürnberg im Tiefen Feld plant, den Standort Stein gefährden. Denn: Bisher besuchen viele Kinder und Jugendliche aus der Marktgemeinde das Gymnasium in der Faberstadt. Der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Mittelfranken sehe den Standort Roßtal deswegen als "nicht genehmigungsfähig" an, erläuterte Dießl. Die Pläne für Cadolzburg werden dagegen unterstützt. Genügend Schüler, eine Entlastung Oberasbachs und keine Schwächung von Langenzenn, das sind die Pfunde, die für ein Gymnasium im Zentrum des Landkreises sprechen.

Keine Probleme werden im Übrigen mit Blick auf die Pläne in Fürth gesehen. Wie bereits mehrfach berichtet, sollen hier der Neubau des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums auf dem Wolfsgruberareal und die Generalsanierung des Helene-Lange-Gymnasiums für größere Kapazitäten sorgen. Und: Auch die Stadt will ein viertes Gymnasium und plant das, was der Landkreis nun getan hat, nämlich den Antrag beim Freistaat zu stellen.

Im Kreistag gab es reihum nur Einmütigkeit für diesen Schritt. Das war in der Vergangenheit schon anders gewesen. Als Langenzenn vor mehr als 40 Jahren das Rennen um den Gymnasiumsstandort für sich entschied, schlug das in Cadolzburg ebenso Wunden, wie das Nachsehen beim Ringen um die zweite Realschule im Landkreis 2009. Von "einem Nachhall" der immer wieder einmal zu hören sei, sprach Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst (CSU) und freute sich darüber, dass die Entscheidung auf Grundlage "sachlicher Erwägungen" getroffen worden sei.

SPD-Fraktionssprecher Michael Bischoff, ebenfalls Cadolzburger, lobte nicht nur die sachlich nachvollziehbare Analyse, sondern auch den transparenten Prozess: "Das war nicht immer so." Bischoff hatte seinerzeit den Zuschlag für Langenzenn als Realschulstandort scharf kritisiert. Misstöne gab es dieses Mal keine. Renate Krach, selbst Roßtalerin, stellte sich namens der CSU-Fraktion hinter die Entscheidung: "Mit dem Standort Roßtal hätten wir keine Chance." Und mit Cadolzburg? "Der Freistaat muss wollen", brachte der Landrat die Sache auf den Punkt.

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