Der Landkreis-Norden zieht an einem Strang

13.8.2018, 16:00 Uhr
Der Landkreis-Norden zieht an einem Strang

© Foto: Münch

Die Zenn, den Fluss, die symbolische Verbindung der Allianz-Kommunen, kann Herbert Jäger nicht sehen, wenn er aus dem Fenster seines Büros im Obermichelbacher Rathauses schaut. Da hilft nicht einmal der Gang ein Stockwerk höher. Was dem Bürgermeister aber ins Auge fällt, ist eine Biogasanlage – und damit ist das ILEK plötzlich ganz nah. Ein Ausfluss des Konzepts ist nämlich, dass Obermichelbach, Langenzenn und Wilhermsdorf gemeinsam den Auftrag für einen Energienutzungsplan ausschreiben wollen. Welche Potenziale haben die drei Kommunen und wie könnte man sie nutzen? Das wären die Fragen, die ein solches Papier beantworten soll.

Nur eine von insgesamt 80 ILEK- Maßnahmen. Allerdings keine besonders öffentlichkeitswirksame, dabei steht für Herbert Jäger ein Punkt ganz besonders im Vordergrund: "Das Wichtigste ist, die Bürger mit ins Boot zu holen." Ob nun Obermichelbacher, Veitsbronner oder Puschendorfer, für die Menschen muss das Konzept mit dem kryptischen Kürzel in ihren Orten sichtbar werden. Ansonsten wäre das ILEK nur wenig wert. Außerdem ließe es sich wohl auch schwer mit Leben füllen, schließlich braucht es die Aktivisten vor Ort.

Gemeinden unter der Lupe

Schon bei den Auftaktveranstaltungen in den einzelnen Kommunen zeigte sich mitunter, wie schwer es ist, die Bürger zu mobilisieren. Dabei wissen sie am besten, welche Stärken und Schwächen ihre Gemeinde hat. Gewisse Anlaufschwierigkeiten hatten auch die Planungsbüros Vogelsang und SK Standort, die den Prozess begleiten. Aus den zunächst geplanten sechs Monaten für die ILEK-Erstellung wurden schließlich drei Jahre.

In den sieben Handlungsfeldern, die von Wohnen, Gesundheit, Soziales Leben, Naturschutz über Bildung/Arbeiten, Landwirtschaft, Freizeit und Tourismus bis zu Verkehr und Mobilität reichen, haben die Bürgermeister gemeinsam 17 Startprojekte festgelegt. Eines davon ist die Planung und der Ausbau eines interkommunalen Wirtschaftswegnetzes. Damit will auch die Allianz Biberttal-Dillenberg beginnen – das Gegenstück zur Zenngrund-Allianz im südlichen Landkreis. Sie hat ihr ILEK bereits vor einem Jahr vorgestellt.

Das erste gemeinsame Vorhaben macht auch den Stellenwert der Landwirtschaft im Gesamtkonzept deutlich. Das Kernwegenetz sei ein "zentraler Bestandteil", sagt Herbert Jäger, ohne den das ILEK quasi das Thema verfehlt hätte. Er verhehlt nicht, dass die Zenngrund-Kommunen und das Amt für Ländliche Entwicklung durchaus "unterschiedliche Vorstellungen, davon gehabt hätten, was ein ILEK ist". Doch die Behörde machte schnell darauf aufmerksam, dass die Landwirtschaft nicht so stark gewichtet gewesen sei, wie erwünscht.

Gut ausgebaute Wege in der Flur helfen aber nicht nur den Landwirten bei der Arbeit auf den Feldern, sie kommen auch Radlern zugute, spielen also in die Bereiche Verkehr und Mobilität sowie Tourismus hinein. Wunderdinge sind freilich nicht zu erwarten. So sind die Lücken, das zeigt ein Blick auf die Karte des Allianzgebietes, zwischen den vorhanden Verbindungen sehr groß. Zudem reichen die Fördergelder gerade einmal für den Ausbau von ein bis zwei Kilometern im Jahr. "Die Mittel sind begrenzt und natürlich schreit jeder hier", sagt Jäger.

Wissen einkaufen

Zwei Schritte stehen nun an: Zunächst wird ein Manager gesucht, der den Prozess begleitet. Wobei die Allianz sich hier Expertenwissen über Büros einkaufen will. Zudem soll die Planung für den Ausbau des Kernwegenetzes gemeinsam mit der Biberttalallianz vorangetrieben werden. Zwei Jahre, so der grobe Zeitrahmen, dürfte das dauern.

Das ILEK selbst, sagt der Obermichelbacher Bürgermeister, könnte sogar ein Programm für die nächste Kommunalwahl sein, "bei der wir sagen, für was wir uns einsetzen und was möglich ist". Als sicher gilt: Es braucht einen langen Atem und einen gemeinsamen Willen. Bis das Konzept für die Bürger Gestalt annimmt, dürfte also noch einiges Wasser die Zenn hinabfließen.

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