Der Tango Argentino braucht Hilfe

6.6.2020, 16:40 Uhr
Stefanie und Stefan Stenzel zeigen: In der neuen Fußgängerzone hinter dem Rathaus lässt es sich gut Tango tanzen. Das freut auch den OB.

© Sabine Rempe Stefanie und Stefan Stenzel zeigen: In der neuen Fußgängerzone hinter dem Rathaus lässt es sich gut Tango tanzen. Das freut auch den OB.

Langsam kehrt das Leben in die Straßen zurück. Doch das Paar, das sich in der neuen Fußgängerzone hinter dem Rathaus selbstvergessen zu Tangotönen bewegt, wäre auch vor der Pandemie ein ungewöhnlicher Anblick gewesen. Stefanie und Stefan Stenzel sind nicht allein: So wie die beiden tanzen Paare zeitgleich in 40 deutschen Städten öffentlich. Die Aktion soll den Fokus auf den Tango Argentino legen, der es – Achtung Abstand – gerade nicht leicht hat.

Eine Petition, die im Internet (change.org: "Weltkulturerbe Tango Argentino in Deutschland retten") unterzeichnet werden kann, bekräftigt den Einsatz.

Stefanie Stenzel trägt, bevor es losgeht, kurz den spontan zusammengekommenen Zuschauern vor, was ihr wesentlich ist: "Dieser Tanz stillt wie wenige andere die menschlichen Grundbedürfnisse nach Berührungen und Nähe, doch genau das macht ihn jetzt zum hochgefährdeten Kulturgut."

 

"Eine gelebte Umarmung"

 

Und sie macht auch klar, dass mit dem Tango Argentino keineswegs die Standardschritte gemeint sind, die mancher vielleicht noch aus der Tanzschule kennt. Nein, hier gehe es vielmehr um "eine gelebte Umarmung, eine gewaltfreie Körperkommunikation".

Die 53-Jährige tanzt mit ihrem Mann seit 1996 ("Ich war auf Anhieb schockverliebt in diesen Tanz") und ist Tangolehrerin mit Diplom. Sie macht klar: "Wir verstehen und bekräftigen alle Maßnahmen, die gegen die Pandemie ergriffen werden mussten." Nach der Krise werde der Tango aber wichtiger sein denn je, glaubt Stenzel, denn "er trägt durch seine spezifischen Eigenschaften ganz besonders zu Gesundheit, Beweglichkeit, psychischer Ausgeglichenheit und Freude bei".

Wunderbare Eigenschaften, die nach der Corona-Zeit garantiert dringend vonnöten seien. Nicht zuletzt könne wirklich jede und jeder mitmachen. "Ich sage meinen Tanzschülerinnen und -schülern immer, dass der Tango auch für beidfüßige Linkshänder funktioniert", versichert die engagierte Fachfrau.

 

Zwei lokale Wünsche

 

Seit einigen Jahren, so Stefanie Stenzel, habe sich in Fürth eine Art Zentrum für den Tango Argentino gebildet. Auch deshalb fügt sie ihrem Plädoyer zwei lokale Wünsche hinzu: "Wir bitten um die Renovierung beziehungsweise Instandsetzung des Bodens der Freilichtbühne im Stadtpark, um diese künftig besser für Open-Air-Tango- und Tanzveranstaltungen nutzen zu können." Außerdem hoffe man auf "vergünstigte Mieten für Säle und Räume der Stadt für die Tanzszene".

Oberbürgermeister Thomas Jung, der aus dem Rathaus gekommen ist und der Tango-Demonstration zuschaut, nimmt die Petition an und freut sich spontan über einen gerade eben erbrachten Beweis: "Die neue Fußgängerzone eignet sich mit ihrem Belag ja ganz hervorragend zum Tango tanzen."

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