Der Todeskampf der modernen Videohexe

28.11.2009, 00:00 Uhr
Der Todeskampf der modernen Videohexe

© Meyer

Sogar der Oberbürgermeister verschluckt im Rausch urplötzlich seinen Vorrat an Vokalen, als sei ihm ein Wildecker Briefbeschwerer auf den Fuß gefallen. «Mir g’fällt’s sehr gut», lautet Uwe Lichtenbergs Urteil. Zu den volksmusikantischen Beiträgen zählt übrigens ein Lied mit dem Titel «Hör auf, du zwickst mi».

Ähnliches denkt der Kritiker, der die Nürnberger Hardrockband Challenger im Lindenhain ertragen muss. «Die Band», so der FN-Mann in seinem dezenten Verriss, «kommt eher einer Karikatur gleich, als irgendeiner ernstzunehmenden Gruppe». Das Grausamste scheint der Gesang zu sein. «Unerbittlich singt der Frontman wie eine moderne Videohexe im Todeskampf.»

Bevor sie den Sensenmann bat, doch bitte mit dem Zwicken aufzuhören, war die moderne Hexe offenbar noch einen Mokka trinken. Ein interessantes Bekleidungsstück geht jedenfalls in einem Café in der Innenstadt verloren. Dort hat ein Unbekannter eine am Stuhl hängende Damen-Wolfsjacke gestohlen. Die Polizei gibt den sachdienlichen Tipp: «Die Jacke ist langhaarig.»

Hier helfen weder gelockte Jacken noch gescheitelte Hosen: «Nun ist sie da, die schreckliche, tennislose Zeit», jammern die FN. Während andere Vereine vergnügt in der Halle überwintern, ist der TC Tuchenbach der traurigste Tennisclub weit und breit. Er hat keine Halle, nur Außenplätze. Die Top-Idee des Vereinspräsidenten: Ab sofort ist sonntags Frühschoppen im Clubheim, denn «die geselligen Bande, die während der Tennissaison geknüpft werden, lockern während der langen Winterpause allzu leicht». Absolut richtig. Die Runde geht aufs Haus. Die Spendierhose ist langhaarig.

Eine gesellige Bande soll unterdessen Klärung in einem Fürther Ouzo-Krieg bringen. Ein griechischer Wirt steht vor Gericht, weil er vier Jugendliche mit dem Lockruf «Wollt ihr umsonst essen und trinken?» zur Zechprellerei bei einem Konkurrenten, ebenfalls Grieche, angestiftet haben soll. Der Auftrag lautete, beim lieben Landsmann mal so richtig reinzuhauen und statt zu bezahlen das Telefonkabel zu kappen. Das Quartett haut zwar rein, lässt aber die Inneneinrichtung heil. Ein Gerücht ist, dass der geprellte Wirt in Erinnerung an diesen Vorfall eine Telefonos-Platte auf der Speisekarte hat.

Nicht alle Töne auf dem Hackbrett haben diese Fürther - das dachte sich, er gesteht es den FN, Stadtentwicklungsreferent Peter Iblher bei seinem ersten Besuch in der Kleeblattstadt. Ihm fiel auf, dass es an 365 Tagen im Jahr, also auch außerhalb der Adventszeit, glühbirnenbestückte Schnüre über den Innenstadtstraßen gibt. Lichterkettenmuffel Iblher: «Mich hat das ganzjährige, völlig unmotivierte Gebaumel schon beim ersten Aufenthalt gestört».

Mit Inbrunst und Motivation fallen hingegen die Mitglieder des Vereins «Alt-Fürth» im Schwarzen Kreuz über die historische Ollapodrida-Suppe her. Elegant vermeidet Vorsitzender Helmut Richter beim Auslöffeln jegliches unmotivierte Gebaumel seiner Krawatte. Der Mann von Welt weiß eben: Über badende Binder lachen alle links der Donau.