Der Traum vom Baseball-Profi

13.9.2012, 22:00 Uhr
Der Traum vom Baseball-Profi

© Walter Keller

Herr Jimenez, warum ist Baseball cooler als Fußball?

Der Traum vom Baseball-Profi

© mj

Marcel Jimenez: Es ist mal was anderes, das spielt nicht jeder. Und es ist anspruchsvoller. Du musst fangen können, gezielt werfen und einen kleinen Ball, der frontal auf dich zurast, so schlagen, dass ihn kein anderer erwischt. Es ist ein Mannschaftssport, aber es kommt sehr stark auf die individuellen Fähigkeiten an.

Sie spielen in der Junioren-Nationalmannschaft, das heißt, sie machen das alles offenbar sehr gut...

Jimenez: Ich stand schon als Kind am Baseball-Platz und habe meinem Vater zugesehen, der bei den Fürth Pirates aktiv war. Er ist US-Amerikaner, kam mit der Armee nach Deutschland, heiratete und blieb in Fürth. Weil er schon in den Staaten Baseball gespielt hatte, suchte er sich einen Verein. Als ich fünf war, hat er dann auch mich bei den Pirates angemeldet.

Vermutlich spielen sie längst besser als der Vater?

Jimenez: Schon, aber er hat es auch nur zum Spaß gemacht, nicht um etwas zu erreichen.

Als Juniorennationalspieler haben Sie schon einiges erreicht. Jetzt wechseln Sie zum deutschen Meister Regensburg und werden dort ein Internat besuchen. Wie wurden die Regensburger auf Sie aufmerksam?

Jimenez: Ich spiele seit 2007 in der Bayernauswahl, die ihren Stützpunkt in Regensburg hat. Man hat mich schon mit 15 gefragt, ob ich ins Internat kommen möchte, aber meine Eltern meinten, ich sei noch zu jung. Sie wollten, dass ich erstmal hier am Hardenberg-Gymnasium den Mittleren Abschluss schaffe. Ich war ziemlich enttäuscht und habe sie zwei Jahre lang genervt – jetzt lassen sie mich gehen.

Wie kann man sich das Internat vorstellen?

Jimenez: Wir besuchen unterschiedliche öffentliche Schulen in Regensburg, die einen die Realschule, die anderen das Gymnasium, aber wir leben und trainieren zusammen. Nach der Schule haben wir zwei Stunden Studierzeit, ein Betreuer hilft uns bei Hausaufgaben und beim Lernen, damit das nicht zu kurz kommt. Danach folgt Mannschaftstraining oder Fitness-Studio. Wir trainieren sechs Tage die Woche.

Wie sah das in Fürth aus?

Jimenez: Da haben wir zweimal die Woche trainiert. Ich bin aber oft mit meinem besten Kumpel auf den Platz, um zusätzlich zu üben. Fangen, werfen, schlagen.

Sind Zusatzschichten notwendig, um ganz nach oben zu kommen?

Jimenez: Klar. Aber um wirklich besser zu werden, muss man sich einen Trainingsplan machen, der gezielt an den Schwächen arbeitet. Für mich hat das ein Bekannter gemacht, ein Trainer aus der Bayernauswahl. Zuletzt hat er mir auch Pläne fürs Fitness-Studio geschrieben. Ihm habe ich sehr viel zu verdanken.

Wie muss ein Baseballer seinen Körper trainieren?

Jimenez: Man muss vor allem den Rumpf stärken. Der ist bei fast allen Bewegungen dabei. Sonst noch die Beine und den Oberkörper. Wenn man beim Werfen einen Baseball auf 80 Meilen pro Stunde beschleunigt, dann ist das schon eine Belastung für die Gelenke.

Sie scheinen einen genauen Plan zu haben. Sind Sie ein ehrgeiziger Mensch?

Jimenez: Ja, in allen Bereichen. Auch in der Schule. Ich versuche immer, mein Bestes zu geben. Egal, was ich mache.

Wo soll Ihr Weg noch hinführen?

Jimenez: Ich habe in dieser Saison neben den Pirates mit einer Art Doppellizenz auch für die Regensburger Junioren gespielt. Ende September geht es um die deutsche Meisterschaft, wir haben keine schlechten Chancen. Nächstes Jahr werde ich weiter für die Junioren sowie für die Regensburger Reserve antreten, die in der Zweiten Liga spielt. Irgendwann wäre ein Platz im Bundesliga-Team toll und die A-Nationalmannschaft reizt mich auch. Im Grunde möchte ich aber nach dem Abi in die USA, um dort zu spielen.

Für ein College-Team?

Jimenez: Entweder das oder ich unterschreibe gleich einen Profivertrag. Wenn man das tut, ist man allerdings noch lange nicht in der Major League angekommen. Man muss sich – angefangen von der Rookie-League – nach oben spielen. Ein Regensburger ist übrigens gerade auf dem besten Weg, der erste Deutsche in der Major League zu werden.

In Deutschland ist Baseball nach wie vor eine Randsportart...

Jimenez: Ja, aber es entwickelt sich. In Regensburg kommen im Schnitt fast tausend Fans zu den Heimspielen, es ist eines der schönsten Stadien in Europa. Auch Mainz hat ein neues Stadion gebaut. Vor allem die Nachwuchsnationalmannschaften sind sehr erfolgreich. Aber gut, mit Fußball wird Baseball in Deutschland wohl nie konkurrieren können.

In Fürth lässt man Sie vermutlich äußerst ungern ziehen.

Jimenez: Schon, aber sie verstehen, dass der Wechsel das Beste für mich ist. Mit mir geht noch Jonathan Heimler nach Regensburg. Er ist 15 und Jugendnationalspieler.

Das spricht für die Jugendarbeit der Pirates.

Jimenez: So ist es. Ich bin auch sehr dankbar für das Gelernte. Ich hatte eine tolle Zeit in Fürth. Jetzt ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun.

 

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