Berufsfachschule

Diakoneo macht Fürth zur Startrampe für Pflegekräfte

10.9.2020, 06:00 Uhr
Diakoneo macht Fürth zur Startrampe für Pflegekräfte

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Über die Sommerferien ist in die frühere Schickedanz-Villa im Südstadtpark neues Leben eingekehrt. Kurz nach dem Umzug der Studierenden der Wilhelm-Löhe-Hochschule (WLH) in einen Neubau am Parkrand zog das Unternehmen Diakoneo mit der Berufsfachschule für Pflege von Nürnberg nach Fürth. Der Standortwechsel wurde nötig, weil die in den 1950er Jahren gegründete einstige Kinderpflegeschule dem geplanten Neubau der Cnopfschen Kinderklinik weichen musste.

Dass die WLH fast zeitgleich in Fürth die Villa räumte, nannte Bernhard Petry, Vorstand für Bildung bei Diakoneo, bei einem Pressetermin nun einen Glücksfall. Der WLH-Umzug in einen Erweiterungsbau an der Fronmüllerstraße ging Anfang Juli über die Bühne.

380 Studierende sowie Dozenten und Verwaltungskräfte sind jetzt in einem Gebäude untergebracht, das sich Diakoneo sieben Millionen Euro hat kosten lassen. Aus Anwohnerkreisen wurde umgehend Kritik an der Architektur ("hässlicher Klotz") laut.

Neue generalistische Pflegeausbildung

Das Unternehmen Diakoneo ging aus der Diakonie Neuendettelsau hervor. Es bezeichnet sich als eines der größten diakonischen Unternehmen Deutschlands mit 10 000 Mitarbeitern in über 200 Einrichtungen.

Vorerst vorübergehend, für mindestens fünf Jahre, werden im Südstadtpark künftige Pflegekräfte ausgebildet, aktuell insgesamt 150. Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres starten 50 Schülerinnen und Schüler erstmals in die neue generalistische Pflegeausbildung. Sie löst die bisherige Differenzierung in Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege ab. Die Ausbildung von jungen Frauen und Männern sei eine Kernaufgabe von Diakoneo, betonte Vorstandsvorsitzender Mathias Hartmann. Mit dem Umzug nach Fürth werde man dem hohen Bedarf an Ausbildungsplätzen weiter gerecht.

Die künftigen Pflegefachkräfte können zwischen drei praktischen Vertiefungsrichtungen wählen: Akutpflege, Pädiatrie und ambulante und stationäre Langzeitpflege. Ob die Berufsfachschule langfristig in Fürth bleibt, hängt unter anderem vom künftigen Platzbedarf der WLH ab.

Mit dem Start ins neue Schuljahr hat sich auch an der nahe gelegenen Fachakademie für Sozialpädagogik einiges getan, an der aktuell über 200 Erzieher bzw. Erzieherinnen und Kinderpfleger(innen) ausgebildet werden. Erst zum Jahreswechsel hatte die 2012 gegründete und lange in der Berufsschule 1 untergebrachte Einrichtung ihr neues Domizil in der John-F.-Kennedy-Straße bezogen. Mittlerweile ist der zweizügige Ausbau abgeschlossen.

Mehr Kräfte für Ganztagesbetreuung nötig

Seit diesem Schuljahr gibt es nun ein weiteres Angebot, mit dem Diakoneo auf den steigenden Bedarf an Ganztages-Betreuungskräften reagiert: die Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft für Grundschulkindbetreuung. Voraussetzung sind ein mittlerer Bildungsabschluss sowie eine abgeschlossene Ausbildung. Fester Bestandteil der zweijährigen Ausbildung ist ein Praxisjahr, in dem die Schüler bereits eine Vergütung erhalten.

Nach erfolgreichem Abschluss können sie selbstständig etwa in Horten oder der Mittagsbetreuung tätig sein. Hintergrund: Ab 2025 gibt es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Der Bedarf an Fachpersonal dürfte also steigen.

Für die 21 Fachschüler, die sich jetzt an der Fachakademie zur pädagogischen Fachkraft ausbilden lassen, stellt die Stadt Fürth in ihren Einrichtungen 16 Plätze für Berufspraktika zur Verfügung. Die Stadt und Diakoneo verbinde seit Jahren "eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit", sagte Oberbürgermeister Thomas Jung.

Kandidaten für Arbeitsplätze in Fürth

Mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung und dem damit einhergehenden Bedarf an Erziehern und Erzieherinnen in Fürth ("Wir eilen von Geburtenrekord zu Geburtenrekord") zeigte er sich zuversichtlich, dass viele, die sich hier ausbilden lassen, danach auch eine Stelle in der Kleeblattstadt antreten werden. Dasselbe, so Jung, gelte für den Pflegebereich.

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