Die Beste aus der Cadolzburger Schokoladenfabrik

5.1.2020, 16:00 Uhr
Die Beste aus der Cadolzburger Schokoladenfabrik

© Foto: Riegelein

Frau Reisnecker, wie war es bei dem Festakt in Berlin?

Susanne Reisnecker: Der fand in einem ziemlich schicken Hotel statt, mit Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, DIHK-Präsident Eric Schweitzer und moderiert von Barbara Schöneberger, die hat das perfekt gemacht. Und ich hätte auch nicht gedacht, dass das so festlich abläuft, es war wirklich eine tolle Veranstaltung, auch sehr gut organisiert, einfach ein würdiger Rahmen.

 

Ist denn auch etwas für Sie herausgesprungen?

Reisnecker: Ruhm und Ehre (lacht). Eine Urkunde und einen Pokal gab es auch. Aber es war natürlich die Veranstaltung an sich: Überhaupt eingeladen worden zu sein und dabei zu sein, war wie ein Hauptgewinn.

 

Süßwarentechnologie: Wie sind Sie auf diesen Ausbildungsberuf gekommen?

Reisnecker: Durch Zufall. Für mich war nach dem Abitur nur klar, dass ich Richtung Lebensmittel gehen wollte. Ich überlegte, Konditor zu machen, aber da geht alles per Hand, die Bezahlung ist auch eher mau. Da hat mich die Produktion mit Maschinen in der Süßwarentechnologie doch mehr gereizt. Es war natürlich auch vom Produkt her genau das Richtige für mich, weil ich totaler Schokoladenfan bin. Weil das doch ein eher exotischer Ausbildungsberuf ist, hab ich dann erst mal gesucht, welche Unternehmen überhaupt ausbilden. So bin ich auf Riegelein gestoßen.

 

Sie hätten auch gleich studieren können . . .

Reisnecker: Stimmt, aber ich war mir noch nicht ganz sicher, ob Lebensmittel wirklich mein Fach sind. So konnte ich mir vorher die Praxis ansehen. Das Studium ist dann doch eher theoretisch.
 

Entfernungen schrecken Sie offenbar nicht. Sie hatten jeden Tag 50 Kilometer einfach bis zu ihrem Ausbildungsbetrieb.

Reisnecker: Ja, aber wegen zwei Jahren – ich konnte mit meinem Abitur die Ausbildungszeit um ein Jahr verkürzen – hätte es sich nicht gelohnt, umzuziehen. Und in der Nähe von Ornbau im Landkreis Ansbach, wo ich aufgewachsen bin, gab es nichts. Dass die Berufsschule in Nordrhein-Westfalen ist, hat mich dann doch erschreckt. Weil nicht so viele Süßwarentechnologen ausgebildet werden, macht das bundesweit nur die Zentralfachschule der deutschen Süßwarenindustrie in Solingen. Aber ich bin immer im Zug zum Blockunterricht gefahren, das war dann auch ganz entspannt.

 

Eine Art, wie Schokoladenkreationen entstehen, beschreibt Joanne Harris in ihrem Roman "Chocolat", der auch verfilmt wurde. Haben deren Szenen von der verführerisch und genussvoll zelebrierten Herstellung etwas mit Ihrem Berufsbild zu tun?

Reisnecker: Nein, eher dann noch mit dem Film "Charlie und die Schokoladenfabrik", nur nicht ganz so magisch und chaotisch, sondern planvoll und geordnet. In der Süßwarentechnologie geht es darum, wie Süßwaren mit Hilfe von Maschinen hergestellt werden, sodass am Ende Vorgaben wie Qualität, Geschmack und Gewicht stimmen. Als Süßwarentechnologin bin ich Chefin einer Produktionslinie, leite die mir zugeteilten Mitarbeiter an, bediene die Maschinen und überwache die Produktion. Vom Herstellungsprozess selbst ist allerdings oft gar nicht so viel zu sehen. Vieles spielt sich hinter der Edelstahlverkleidung der Anlage ab, ein kurzer Blick auf die flüssige Schokolade, wenn sie in die Formen gegossen wird und dann verschwindet sie im Kühlkanal, um am Ende in großen Mengen als Figur ausgegeben zu werden. Die müssen wir natürlich immer wieder mal probieren, um sicherzustellen, dass die Qualität noch passt. Aber in der Berufsschule hatten wir nicht nur mit Schokolade zu tun, es ging auch um Backwaren oder Snacks, eigentlich um alles außer Fleisch. Insoweit bin ich relativ breit aufgestellt.

Die Beste aus der Cadolzburger Schokoladenfabrik

© Foto: Riegelein

Ihr Gesellenstück werden Sie aber doch in kleiner Stückzahl entwickelt haben, oder?

Reisnecker: Ja, da konnte ich die Chocothek von Riegelein nutzen. In der Schokoladenmanufaktur hatte ich alle Möglichkeiten, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen und auszutesten, welche Aromen gut zusammenpassen. Und da entstanden die Pralinen auch in Handarbeit. Ich habe immer jeweils eine Form, in die 28 Pralinen passen, gegossen. Die wurden auch fleißig von allen Kollegen gekostet, die Variante für meine praktische Abschlussprüfung ging quer durch die ganze Firma. Die Vorkoster waren überzeugt, die Jury später dann auch. So viel ich weiß, wird meine Praline Sweet Sourprise – ein Kunstwort, in dem Surprise mit sour am Anfang für sauer auf die süß-saure Füllung mit Limette-Wodka-Geschmack anspielt – auch weiter in der Chocothek verkauft.

 

Jetzt studieren Sie an der Technischen Universität München am Standort Freising Lebensmitteltechnologie, wie sehen Sie Ihre weitere Zukunft?

Erst mal mache ich jetzt drei Jahre bis zum Bachelor, anschließend noch den Master. Und dann würde ich gerne Richtung Prozessoptimierung gehen. Viele zieht es in die Produktentwicklung, mich reizt eher die Optimierung, aber da bieten sich bestimmt viele Möglichkeiten in der Lebensmittelindustrie. Und eventuell kehre ich ja auch zu Riegelein zurück.

 

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