Die Geschäftsführerin der Arge wirft hin

2.10.2010, 19:00 Uhr
Die Geschäftsführerin der Arge wirft hin

© Horst Linke

Die Aussage ist klar und deutlich: „Ab 2011 werde ich für die Arge- Geschäftsführung nicht mehr zur Verfügung stehen“, schreibt Michaela Vogelreuther den Fürther Stadträten. Den Posten hat die 46-Jährige seit Anfang 2005 inne. Ende des Jahres wäre ihr Vertrag ausgelaufen, der nun definitiv nicht verlängert wird. Vogelreuther war in ihrer Amtszeit nie unumstritten. Immer wieder hatten sich Alg-II-Empfänger darüber beklagt, wie in der Behörde mit ihnen umgegangen werde.

Im August berichtete die Abendzeitung über den Fall einer arbeitslosen Frau, die sich mit einer Geschäftsidee selbstständig machen wollte. Zwar hatte die Arge Nürnberg ihr Unterstützung signalisiert, doch nach dem Umzug nach Fürth musste sie erleben, wie ihr die Fürther Arge die Starthilfe verweigerte. Vogelreuther verteidigte diese Entscheidung laut AZ mit den Worten: „Nürnberg interessiert uns nicht.“

Richtig schweres Geschütz fuhr das Boulevardblatt allerdings in einem Folgebericht auf: Menschen in Not seien in der Arge als „arbeitsscheues Pack“ und „asoziales Gesindel“ beschimpft worden. „Ähnliche“ Worte habe Vogelreuther in einer Sitzung des städtischen Sozialausschusses fallen lassen. Die Arge-Leiterin bestreitet die Vorwürfe: „Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt weder in dieser noch in ähnlicher Art und Weise geäußert“, heißt in ihrem Brief. Der Abendzeitung wirft sie „Verleumdung und Rufmord“ vor.

Als „unerträglich“ empfindet es Vogelreuther zudem, dass sich in dem besagten Artikel zwei Fürther Stadträtinnen zu Wort meldeten, um sich zu ihrer Person „öffentlich zu äußern, ohne den Wahrheitsgehalt auch nur zu hinterfragen“. Dagmar Orwen von den Grünen gab hinsichtlich Vogelreuthers Aussagen an: „Ich saß da wie gelähmt, es war menschenverachtend.“ Und CSU-Rätin Birgit Bayer-Tersch erinnerte sich an „diverse Sitzungen, in denen Worte gefallen sind, die mir gar nicht gefielen“.

Vogelreuther zufolge wollen sie „bestimmte Personen“ innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung seit Jahren „diskreditieren“. Das habe sie bislang ebenso hingenommen, wie die Tatsache, dass sie in ihrer Funktion „für bestimmte Gruppen den Buhmann abgegeben habe“. Die aktuellen Anschuldigungen gingen aber „weit über das erträgliche Maß hinaus“.

Der Stadtrat beschloss in seiner jüngsten Sitzung, es der Agentur für Arbeit zu überlassen, bis Ende des Jahres einen Nachfolger für Vogelreuther vorzuschlagen. Der Hintergrund: Arbeitsagentur und Stadt Fürth sind gemeinsam Träger der Arge. Da die Kommune nun fünf Jahre lang die Geschäftsführerin stellte, sei nun die Agentur an der Reihe. Im Gegenzug werde die Stadt den Vorsitz in der sogenannten Trägerversammlung übernehmen.

Ulrich Schönweiß von den Linken betonte, die neue Geschäftsführung müsse sich durch „soziale Kompetenz auszeichnen“. Birgit Bayer-Tersch gab an, Vogelreuthers Brief „kopfschüttelnd“ gelesen zu haben und kommentierte ihn mit den Worten: „Wer austeilt, muss auch einstecken können.“

Im Internet am Pranger

Eine Lanze für die Arge-Leitung brach der Oberbürgermeister. Zwar sei Vogelreuthers Art der „Kommunikation nicht immer ideal gewesen“, formulierte es Thomas Jung vorsichtig, aber die Arge sei – was die grundsätzliche Ausrichtung betrifft – durchaus im Sinne der Stadt geführt worden. „Es geht um fördern, aber auch fordern“, so Jung. In der Arge dürften sich Arbeitslose nicht nur „Wohltaten abholen, sie stehen auch in der Verpflichtung“. Zudem beklagte er, dass Vogelreuther in Folge des AZ-Artikels in Internet-Foren „aufs Übelste“ anonymen Beleidigungen ausgesetzt gewesen sei: „Das ist eine völlig neue Form, jemanden an den Pranger zu stellen.“ Zwar sei nicht „alles perfekt“ gewesen, dennoch bedankte er sich bei der Arge-Geschäftsführerin ausdrücklich für das Geleistete.

Welchen Posten die Beamtin Michaela Vogelreuther nun bei der Stadt übernehmen wird – sie hatte bis 2005 das Fürther Sozialamt geleitet – ist noch unklar.