Die kleine Stadt

19.3.2010, 00:00 Uhr
Die kleine Stadt

© Hans-Joachim Winckler

In der Planungsphase wollten die kritischen Stimmen nicht verstummen: Von der Kaserne in der Kaserne war die Rede. Die verdichtete, binnen kürzester Zeit aus dem Boden gestampfte Bebauung auf dem 16 Hektar großen Gelände berge sozialen Zündstoff, hieß es. Doch die düsteren Prognosen sollten sich nicht bewahrheiten. »Gott sei Dank», sagt Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel. Und auch »gewisse Vorbehalte», die er bei Alt-Zirndorfern einst ausmachte, hätten sich gegeben. »Die Akzeptanz ist da», so Zwingels Urteil. »Und wer Integration sucht, wird sie finden», meint er. Das belegten beispielsweise steigende Mitgliederzahlen im Sportverein.

Dennoch macht Werner Scholz noch immer eine erhebliche Diskrepanz in der Wahrnehmung des PinderParks aus. Was Außenstehende oft als gleichförmiges Einerlei abtäten, erlebten die Bewohner als Stadtteil, »in dem es sich gut leben lässt», weiß der Vorsitzende der IG PinderPark.

Der ursprüngliche Zweck der Initiative, in der sich die PinderPark-Bürger zusammentaten, um gemeinsam ihre Interessen gegenüber dem Bauamt oder dem Bauträger zu vertreten, hat sich erledigt. »Die haben schließlich auch dazugelernt», so Scholz. Heute plant die IG die gemeinsame Skifahrt nach Flachau oder Sommer- und Glühweinfest. »Und wenn dann ein paar von unten aus der Altstadt zu uns nach oben kommen, sagen eigentlich alle, ,ihr habt‘s ja ganz schön hier‘», berichtet Scholz.

»Die da unten» und »Wir hier oben»: So hat sich in der Sprache manifestiert, wie Scholz den PinderPark wahrnimmt. Berührungspunkte mit den Alteingesessenen seien eher rar. Man erlebe den PinderPark als »kleine Stadt in der Stadt» und die habe sich gut entwickelt. Selbst die Zwistigkeiten wegen der Standorte für die Spielecken, der Klassiker der ersten Jahre, seien beigelegt. Seit der Abenteuerspielplatz an der Westspange 2008 steht, »hab’ ich da nichts mehr gehört», sagt Scholz. Eher gibt es Verdruss, wenn der Investor nicht verkaufte Parkplätze mit großen Steinquadern oder unbebaute Grundstücke mit Bauzaun absperren lässt.

Das Miteinander sei gut, so Scholz, auch wenn es sich nicht auf die Siedlung als Ganzes erstrecke, sondern in den kleineren Strukturen der insgesamt fünf Baufelder gepflegt werde, die jeweils zeitgleich bezugsfertig waren. »Da hatte jeder die gleichen Probleme als frisch gebackener Eigenheimbesitzer, seien es Baumängel gewesen oder die Frage, wie der Garten am besten gestaltet wird.» Anknüpfungspunkte für gutnachbarschaftliche Kontakte.

Bei aller Kritik müsse man sehen, wo die Menschen herkommen, findet Thomas Rohlederer, Vorstandsmitglied von »1-2-3» und Gemeindediakon von St. Rochus. »Viele, die in Nürnberg oder Fürth in einer Mietwohnung lebten, haben hier das gefunden, was sie sich wünschten. Die Anbindung an die großen Städte ist gut, Kindergarten und Schulen sind gleich in der Nähe, mit der Dauerkarte fürs Bad oder den FunPark sind die Freizeitaktivitäten gesichert. Für junge Familien ist das optimal.»

Scholz hat es keinen Tag bereut, in den PinderPark gezogen zu sein. Er war einer der ersten, als er Ende 2004 einzog. Reihenhaus »Trendy» bietet 169 Quadratmeter Wohnfläche, 60 Quadratmeter Garten und das für 230 000 Euro, »das ist schon günstig gewesen». Allerdings würde er sich nicht als den typischen Neubürger des Stadtteils bezeichnen: »Mit 47 Jahren bin ich dafür zu alt.»

Die meisten sind zwischen 30 und 40 Jahren, überproportional viele Familien haben drei und mehr Kinder, beobachtet Rohlederer. Eine Bevölkerungsstruktur, die ihn veranlasst, den PinderPark als Zirndorfs Kinderstube zu bezeichnen. Doch brauche die etwas mehr als Straßen oder Gas- und Abwasserleitungen. Insoweit füllt die Initiative die Lücke in der sozialen Infrastruktur.

Und das nicht, weil es der PinderPark nötiger hätte als andere Wohngegenden, wie Rohlederer unterstreicht, »sondern weil hier viele Menschen neu zugezogen sind und ihre Fühler ausstrecken nach sozialen Kontakten». Beste Voraussetzung für eine gute Akzeptanz der Reihe. Als Veranstaltungsort und Ersatz für den Bürgersaal, den mancher noch vermisst, stellt die K & S Seniorenresidenz ihre Cafeteria zur Verfügung. Rohlederer hat mit der entsprechenden Anfrage »offene Türen» eingerannt, wie er berichtet. So kann die Aktion auch dem Miteinander mit einer Altersgruppe dienen, die in den Neubauten rund ums Seniorenheim nicht zu finden ist. »Die Großelterngeneration fehlt uns hier», so Scholz.