Die Kunst der Unruhe

13.10.2016, 16:42 Uhr
Die Kunst der Unruhe

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Schwarze energische Striche auf weißem Grund, mit breitem Pinsel hingeworfen, aufgeraut, mit Spritzern und Pünktchen umgeben. Dazu gesellen sich Farbschlieren in Beige und Ocker, lange Fäden, die sich in Pfützen verdicken. Eine große Unruhe, ja Aufregung geht von diesen Gemälden Waldemar Kobielas aus.

Doch der gebürtige Niederschlesier, den Samocca-Kunstkurator Manfred Edler schon im Frühjahr in seinem Art-Galerieladen im City-Center präsentierte, kann auch anders. Auf weiteren Gemälden überlagern sich bis zu 20 Farbschichten übereinander, durchdringen sich, mit dem Rakel aufgekratzt, die Farb- und Strukturebenen; es entsteht der Eindruck, als hätte in einem Telefonkasten mit Hunderten bunten Kabeln ein Schmorbrand stattgefunden. Man sieht, das Gehirn versucht angesichts der amorphen Farbkonglomerate eine Interpretation hinzubekommen, aber das gelingt eben nur teilweise.

Wesentlich weniger chaotisch, eher konzentriert anmutend, erscheinen hingegen Kobielas schwarze Tuschezeichnungen. Diese wecken in ihren Ausbeulungen und bizarren Auswüchsen nicht von ungefähr Assoziationen an chinesische Schriftzeichen, als hätte ein Zen-Meister nach Jahren der Meditation auf einem Wackelstein endlich den Sinn des Universums begriffen. Wie ein Fremdkörper wirkt sich hingegen das Porträt einer jungen Dame aus: fast monochrom in Rottönen gehalten und sehr stylisch, als hätte Kobiela das Modelposter eines Kosmetiksalons noch einmal einer malerischen Potenzierung unterzogen. (Siehe „Fürther Kunststücke“ auf dieser Seite)

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