Die Radler sind Roßtal lieb und teuer

10.11.2019, 10:58 Uhr
Die Radler sind Roßtal lieb und teuer

© Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Ein "umweltfreundliches Fahrzeug mit gesundheitsfördernder Mechanik", so nannte der Philosoph und Kinderbuchautor Manfred Hinrich das Fahrrad. Dem Fortbewegungsmittel soll nun auch in der Marktgemeinde mehr Bedeutung eingeräumt werden.

In der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses stellten Lydia Hufmann-Bisping und Janik Layer vom Institut für Innovative Städte, kurz i. n. s., das gemeinsam mit dem Markt erarbeitete Radverkehrskonzept für die Gemeinde vor. Dabei geht es insbesondere um die Verbesserung der Fahrradrouten in Roßtal und den Außenorten. Fast ein Jahr lang hat das Institut an dem Entwurf gearbeitet.

Teile davon basieren auf einer Online- und Öffentlichkeitsumfrage, an der die Bürger 2019 teilnehmen konnten. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse: Die Roßtaler wünschen sich ein durchgehendes, direktes und gefühlt sicheres Verkehrsnetz, das ergab die Befragung. Auch getrennte Fuß- und Radwege werden bevorzugt.

Trassen müssen breiter werden

Da der Trend zur E-Mobilität geht, und die Räder schneller werden, muss sich auch die Infrastruktur daran anpassen. Das bedeutet laut Hufmann-Bisping: Zusammenhängende Radwegenetze und breitere Trassen sind wichtig. Der aktuelle Stand sieht anders aus: Das Radwegenetz hat viele Lücken, also Routen, die einfach irgendwo enden. Die vorhandenen Wege sind zu schmal oder es fehlt eine Führung durch Markierungen. Geplant ist deshalb ein zweigliedriges Netz mit Haupt- und Basisrouten sowie die Schließung der Lücken im Wegenetz. Basisrouten verlaufen auf Nebenstrecken oder wenig befahrenen Straßen, während die Hauptrouten die zentralen Punkte verbinden.

Ein ungefähr 62 Kilometer umfassendes Radnetz ist dem Konzept zufolge in Roßtal vorgesehen – 15 Kilometer davon im Kernort, 34 Kilometer außerorts. Das Institut empfiehlt unter anderem, die Lücken Richtung Weinzierlein zu schließen und die Verbindung von Buchschwabach nach Müncherlbach zu verbessern. Außerdem sollten die Routen mit Schildern und Markierungen gut sichtbar gemacht werden.

Auch überdachte und beleuchtete Anlagen mit Fahrradständern, zum Beispiel für Pendler am Bahnhof, werden gebraucht. Eine Möglichkeit wären auch Sammelschließanlagen. Die Kosten für die gesamten Maßnahmen belaufen sich insgesamt auf fast 15 Millionen Euro.

Der Großteil der Ausgaben fließt mit rund 80 Prozent in den Ausbau und die Verbesserung der Hauptrouten. Das Staatliche Bauamt und der Landkreis Fürth übernehmen einen Teil davon. Etwas mehr als die Hälfte der gesamten Summe muss aber die Gemeinde tragen. So bleibt für den Markt eine Baulast von rund acht Millionen Euro zu stemmen. Rechnet man die Förderung dazu, sind noch etwas mehr als fünf Millionen Euro zu zahlen – Grunderwerbssteuer, Personalkosten und weitere Nebenkosten jedoch nicht mit eingerechnet. Zur Finanzlage: Die Gemeinde verfügt derzeit über einen Vermögenshaushalt von circa neun Millionen Euro und hat rund 13 Millionen Euro Schulden.

Einsparungen sind möglich

Etwas einsparen ließe sich, wenn weniger breite Radwege angelegt oder keine getrennten Fuß- und Radwege gebaut werden. Weitere, etwas günstigere Maßnahmen wären zum Beispiel die Verbesserung der Beschilderung oder von Überquerungen durch Markierungen bzw. Absenkungen der Bordsteine.

Aufgrund der voraussichtlich zunehmenden Menge an Radfahrern rät das Institut aber eindeutig zu einem höheren Standard. Außerdem gäbe es noch weitere Vorschläge: Auch eine fahrradfreundliche Gestaltung von Neubaugebieten mit Bäumen oder Tempo-30-Zonen, um die Geschwindigkeit der Autos zu reduzieren, ein Winterdienst für den Radverkehr und öffentliche Servicestationen mit Luftpumpen und Reparaturwerkzeug sollten von der Gemeinde in Betracht gezogen werden.

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