Die Sehnsucht nach Schutz vor Neonazis

11.1.2012, 13:00 Uhr
Die Sehnsucht nach Schutz vor Neonazis

© Winckler

Dem Schrecken folgt Tatendrang: „Wir werden uns noch entschlossener den Nazis in den Weg stellen“, kündigt die Antifaschistische Linke Fürth (ALF) noch am Montag in einer Pressemitteilung an, wenige Stunden, nachdem Ruth Brenner, Sprecherin des Fürther Bündnisses gegen Rechtsextremismus, den Schaden an ihrem Auto entdeckt hat. Für das Bündnis und die ALF steht fest, dass Rechtsradikale die Reifen zerstochen haben.

Die Pressemitteilung endet mit einem Satz, der sensiblere Gemüter aufschrecken muss: „Klar ist auch, dass wir unter einem konsequenten Antifaschismus auch die Organisierung eines Selbstschutzes verstehen.“ Dass sich so mancher Fürther angesichts so einer Ankündigung einer Gruppe, die am linken Rand zu verorten ist, ein wenig fürchten und schon eine Bürgerwehr durch die Stadt marschieren sehen könnte, dämmert dem ALF-Sprecher dann im Gespräch mit den FN.

Zunächst spricht er noch von „Strukturen“, die aufgebaut werden sollen, um Übergriffe zu verhindern, von „Begleitern“, die zur Stelle sein sollen, wenn sich Fürther auf dem Heimweg etwa vor neonazistischen Angriffen fürchten. Dann stellt er klar: „Das klingt nach Bodyguards — und das ist nicht gemeint. Und wir werden auch nicht Patrouille laufen.“ Man wolle vielmehr als „Anlaufstelle“ dienen, wenn „einer überfallen oder blöd angesprochen wird“.

Die ALF wolle alle Vorkommnisse „dokumentieren“, bei Schaden am Eigentum finanzielle Unterstützung leisten und die Fürther etwa mit Flugblättern oder bei Kundgebungen aufmerksam darauf machen, „aus welcher Ecke die Anschläge passieren“. „Wir wollen die Nazis ein Stück weit aus der Anonymität reißen“, sagt der junge Mann, der findet, dass es doch zumindest auffällig sei, dass die Aggression zugenommen habe, seit Matthias Fischer, ein führender Kopf des rechtsextremen Freien Netzes Süd (FNS), aus der Haft entlassen worden sei. Auch in der Stadt ist man gewarnt. „Wo der Name Fischer auftaucht, gibt es neonazistische Aktivitäten“, sagt Ordnungsreferent Christoph Maier, „da wird eine Aggressionsspirale in Gang gesetzt.“ Wer aber für die Anschläge verantwortlich sei, das müsse die Polizei ermitteln. Und der könne man, so Maier, „nur möglichst raschen Erfolg wünschen“, denn die jüngsten Schlagzeilen seien „nicht erfreulich für die Stadt“.

„Höchst missverständlich“ klinge die Idee der ALF, einen „Selbstschutz zu organisieren“: Es lasse an eine bewaffnete Bürgerwehr denken, „dafür gibt es keinen Anlass und das würde auch nicht geduldet werden“. Dagegen, dass die ALF die ihr zu Ohren gekommenen Vorfälle „dokumentieren“ möchte, hat Maier nichts einzuwenden, „aber wer Opfer geworden ist, Hinweise oder Kenntnisse hat, sollte sehr schnell die Polizei einschalten, bevor Spuren weg sind“. In der Vergangenheit habe die Ermittlungsarbeit „ja gerade daran gekrankt, dass sich Mitglieder der ALF oder ihr nahestehende Personen gar nicht oder viel zu spät gemeldet haben“.

Das habe sich gebessert, sagt Maier, der sich folgende Reaktion auf die Anschläge wünscht: „Die Augen offenhalten, die Polizei informieren, und mit bürgerschaftlichem Engagement zeigen, wo die Mehrheit steht.“

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