Die Tüftler kommen: Ein FabLab für Fürth

9.12.2018, 10:00 Uhr
Die Tüftler kommen: Ein FabLab für Fürth

© Foto: Michael Matejka

Seit 2012, also quasi seit der Gründung, war der Verein, der hinter FabLab steht, auf AEG beheimatet. Im April dieses Jahres erhielt er, wie andere dort ansässige Einrichtungen, die Kündigung. Auf den Schreck, sagt Vorstandsvorsitzender Michael Mosburger, folgte erst mal Ernüchterung.

Zum einen stellte sich heraus, dass es fast nicht machbar sei, als Verein einen bezahlbaren Ort in Nürnberg zu finden, schon gar nicht in der für das FabLab erforderlichen Größe. Zum anderen habe sich die amtsseitige Hilfe als eher dürftig dargestellt. Zwar überlege die Stadt, die ehemalige Feuerwache 1 am Deutschherrnkarree zur künstlerischen Zwischennutzung freizugeben, doch erstens sei das ein ungelegtes Ei und zweitens die Gefahr zu groß, in unabsehbarer Zeit erneut umziehen zu müssen. Ein Kraftakt, so Mosburger, den man lieber nicht so schnell wiederholen möchte.

Und so kommt es, dass das FabLab seit Dezember auf der Stadtgrenze balanciert – und dabei nach Fürth kippelt. In der Schwabacher Straße 512, einem Industrie- und Bürokomplex mit ähnlich undurchsichtigem Lageplan wie in Muggenhof, haben die FabLab-Macher zehn Räume ihren Bedürfnissen angepasst. Was auf den ersten Blick wie ein großer Verlust mindestens in puncto Erreichbarkeit aussieht, ist Michael Mosburger zufolge halb so wild, kreuzen doch sieben Busse die Station, die wiederum per U-Bahn bestens erreichbar seien. So ist denn auch keine größere Abwanderung der fast 180 Vereinsmitglieder zu verzeichnen.

Etwa zehn von ihnen packten an, um in Eigenregie und drei Monaten Schwerstarbeit umzuziehen und das neue FabLab zu formen. Wer schon einmal vor Ort war, hat vielleicht eine Idee davon, was das bedeutet. Alle anderen stellen sich einen Baumarkt mittlerer Größe vor. Laserschneider, Brennofen, Werkbänke, "und das ganze Kleinmaterial – allein kistenweise Widerstände", sagt Mosburger und auch, dass jetzt aber alles gut ist.

Oder sogar: besser. So gibt es in der neuen Heimat künftig nicht nur eine separate Dunkelkammer, sondern generell mehr Platz. Um mit Ton zu experimentieren. Um den ersten eigenen Roboter zu konstruieren. Um Plexiglas zu lasern. Für Nähmaschinenkurse, Repair Café und TextileLab. Ungefähr für alles, was man immer schon mal ausprobieren wollte, wofür man aber die Zutaten nicht hatte; was man lernen möchte – aber man wusste nicht, wo und wie.

Willkommen im Schmelztiegel

Denn das FabLab ist nicht nur ein Ort, an dem viele einzelne vor sich hintüfteln, es will "ein Schmelztiegel sein", eine offene High-Tech-Werkstatt, bei der es "um den Menschen geht und nicht um die Maschine". Ein Ort der Zusammenkunft, an dem man Ideen verwirklicht, etwas gemeinsam schafft und sich gegenseitig hilft.

Ein himmelweiter Unterschied also zum so beliebten YouTube-Tutorial, bei dem einen dann letztlich doch keiner an die Hand nimmt und den einen Knoten, den einen Kniff erklärt, bei dem es immer hakt. Um das zu erleben, gibt es verschiedene Konzepte und Angebote. Vormittags, erklärt Michael Mosburger seinen Wunschtraum, sollen Schüler zugange sein können, die sowohl handwerkliche Fähigkeiten als auch Soft Skills entwickeln und "im besten Fall später begeistert weitermachen".

Mitglieder des Vereins, der jedem offen steht, treffen sich immer mittwochabends zum Tüfteln und Zusammensein. Im KidsLab – immer freitags von 14 bis 18 Uhr – können Kinder und Jugendliche von 8 bis 15 Jahren unter sorgfältiger Anleitung und Aufsicht ihre Ideen umsetzen, sukzessive und spielerisch erfahren, was möglich ist, "ihre Fähigkeiten langsam anschieben und sich das Handwerkszeug vermitteln" lassen.

Für die Orientierungslosen hält das FabLab Baukästen-Ideen bereit. Das sogenannte OpenLab, immer samstags von 15 bis 21 Uhr, ist für Erwachsene gedacht und "funktioniert prinzipiell genau so", versichert Mosburger. Es gibt mindestens zwei Ansprechpartner, die mit Rat und Tat bereitstehen. Außerdem, so der Vereinsvorstand, sei das OpenLab eine gute Gelegenheit, um den schon aktiven Bastlern mal über die Schulter zu schauen und sich einen Eindruck davon zu vermitteln, was alles geht.

Alles kostenlos

Das alles ist übrigens kostenlos – fast. "Wir freuen uns natürlich über Spenden, bei denen jeder geben kann, was er kann und was es ihm wert ist", erklärt Mosburger. Bestimmte Verbrauchsmaterialien wie eine Holz- oder Laserplatte kann man im Lab kaufen, ebenso besteht die Möglichkeit, eigene Utensilien mitzubringen und zu bearbeiten.

Ebenfalls wieder im Programm ist das Repair Café, wo kaputte Staubsauger, Kaffeemaschinen oder Plattenspieler unter professioneller Anleitung Wiederbelebungsversuchen unterzogen werden – oft wird nur ein kleines Schräubchen oder Käbelchen ersetzt und das Gerät so vor dem Müll und der Besitzer vor einem teuren Neukauf bewahrt.

Ergänzt wird das Angebot von regelmäßigen Workshops mit höchst abwechslungsreichem Inhalt: Immer freitagabends wird gegen einen Obolus von 5 Euro profundes Wissen vermittelt, beispielsweise in puncto "3D Druck Modellierung".

http://fablab-nuernberg.de

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