Kritisch: Rauchmelder verursachen immer mehr Fehlalarme

24.2.2020, 16:00 Uhr
Kritisch: Rauchmelder verursachen immer mehr Fehlalarme

© Hans-Joachim Winckler

Ein Notruf geht bei der Leitstelle in Nürnberg ein, im Badezimmer eines Wohnhauses habe es eine Explosion gegeben, Fenster seien zersprungen. Die Feuerwehr rückt mit elf Fahrzeugen in den Nürnberger Norden aus. Vor Ort stellen die Einsatzkräfte fest: Es gab keine Explosion, der Notruf war ein böswilliger Fehlalarm.

Solche Szenarien gibt es in Fürth kaum, weiß Christian Donderer, Einsatzleiter bei der Feuerwehr. "Im Zeitalter der wenigen Telefonzellen sind böswillige Fehlalarme zurückgegangen", sagt er. Denn Handys und Festnetzanschlüsse lassen sich leicht zurückverfolgen, der Anrufer mit den falschen Informationen kann also zügig ausfindig gemacht und für die Straftat belangt werden. Der Feuerwehrmann hat allerdings dennoch das Gefühl, dass die Zahl der Fehlalarme insgesamt steigt.

Sein Eindruck stimmt: Zwischen den Jahren 2013 und 2019 verzeichnete seine Wehr eine Zunahme. Waren es 2013 bei 1563 Einsätzen noch 286 Alarmierungspannen, finden sich in der Statistik von 2019 unter 1889 Einsätzen 369. Verantwortlich dafür sind größtenteils Rauchmelder. Seit 1. Januar 2018 sind sie nämlich in jeder bayerischen Wohnung vorgeschrieben.

Und mehr Warnsysteme lösen mehr Fehlalarme aus. Die Gründe dafür sind vielfältig. Pollen, Wasserdampf, Spitzen im Stromnetz und Staub von Baustellen können die Sirenen zum Klingen bringen – verschiedenste kleine Teilchen also, die umherschwirren. Ähnlich wie bei einem Brand, bei dem auch Partikel in der Luft schweben, erklärt Donderer.

Autos setzen "E-Calls" ab

Manchmal informiert die Leitstelle – dort gehen die Notrufe ein – die Kollegen noch während der Anfahrt, dass ein Fehlalarm vorliegt. Der Löschtrupp muss trotzdem nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Es ist bereits vorgekommen, dass die Fürther Feuerwehr am Einsatzort ankam, den Brandmelder zurückstellte und zwei Stunden später wegen desselben Geräts schon wieder ausrücken musste. "Dann weiß man, das Gerät ist defekt", sagt der Einsatzleiter. Hinzu kommt: In modernen, hochpreisigen Fahrzeugen sind manchmal Systeme verbaut, die beim Auslösen des Airbags automatisch einen Notruf absetzen. "E-Call" nennen die Feuerwehrleute das. Ein aufgegangener Airbag bedeutet nicht zwangsläufig einen Notfall, die Truppe muss jedoch trotzdem los.

Donderers Chef Christian Gußner erinnert sich an einen skurrilen Vorfall: Was ein Anwohner für einen Brand in der Wohnung seines Nachbarn hielt, entpuppte sich als Kaminfeuer im Fernsehen. "Oft steckt hinter Fehlalarmen ein Irrtum", sagt Gußner. Dann müssten die Anrufer natürlich nicht für den Einsatz zahlen.

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