Die Zwillingsschwestern in Reihe eins

29.8.2011, 13:00 Uhr
Die Zwillingsschwestern in Reihe eins

© Joachim Sobczyk

Seit Donnerstag sitzen sie in Reihe eins am „Fernsehtisch“ in der Stadthalle, kein Spiel lassen sie sich entgehen. Dass ihre Lieblingsspieler Matthew Stevens, Stephen Hendry und Ken Doherty bereits ausgeschieden sind, schmälert die Begeisterung von Paula Thomes und Berta Weiyand nicht.

81 Jahre sind die Zwillingsschwestern aus Bergisch Gladbach alt, „irgendwann nachts bin ich im Fernsehen auf Snooker gestoßen, die Stimme von Herrn Kalb hat mir gefallen, und dann hat mich das Spiel begeistert“, sagt Paula Thomes.

Etwa 15 Jahre ist das her – und wie das bei Zwillingen oft ist, teilt die Schwester diese Begeisterung. Billard oder gar Snooker haben sie nie gespielt, der Sport beschränkte sich auf ein bisschen Leichtathletik, „aber das ist so lange her, dass es schon nicht mehr wahr ist“. Per Fernsehen waren sie seither immer am Ball, sprich: der Kugel.

Irgendwann reichten die Bilder nicht mehr. Und weil inzwischen die Männer gestorben waren, die es nicht so mit Snooker und den Nachtstunden vor dem Bildschirm hatten, reifte die Idee des direkten Kontakts bei Turnieren („nur in Deutschland, alles andere ist uns zu anstrengend“); Fotos von und mit den Spitzenspielern sowie Autogramme inbegriffen. Jetzt also Fürth, „denn von der besonderen Atmosphäre hatten wir schon so viel Lobendes und Begeisterndes gehört“.

Also wurden die Karten und ein Hotel in der Nähe der Stadthalle gebucht, gleich für 14 Tage. Denn ab heute ist Urlaub angesagt, sollen die Sehenswürdigkeiten in Fürth und Nürnberg besichtigt werden. Paula verzichtet dafür auf die Berge, Berta auf die See. Aber diese „Unstimmigkeit“ war wohl mehr den Vorlieben ihrer Ehemänner geschuldet.

Besondere Begrüßung

Und waren die Vorschusslorbeeren berechtigt? „Das ist gar keine Frage, uns gefällt es sehr, die Atmosphäre ist locker und wir werden sehr freundlich behandelt“, sind sie sich einig — das Wiederkommen ist fest geplant mit der Einschränkung, „dass man in unserem Alter nicht allzu langfristig planen sollte“.

Dass sie vor dem Viertelfinale von Eurosport-Kommentator Rolf Kalb in seiner Zweitrolle als Hallensprecher per Mikrofon extra begrüßt wurden, beeinflusste ihre gute Meinung nicht, war sie doch schon vorher geäußert worden. Sportlich gibt es ohnehin nichts auszusetzen, ist man hier als Zuschauer „doch nicht nur dabei, sondern mittendrin“. Und für ungebremste Begeisterung sorgte natürlich die Augenzeugenrolle bei Ronnie O’Sullivans Maximumbreak, „denn wer kann bei so etwas schon live dabei sein“.

Einen Sieger-Tipp wollten sie nicht wagen, aber weil sich Paula Thomes und Berta Weiyand beim SSC Fürth so wohl fühlten, bekam Vorsitzender Thomas Cesal einen 100-Euro-Scheck für die Nachwuchsarbeit in die Hand gedrückt. In der Tat, zwei ungewöhnliche Fans.

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