Digitalisierung an Schulen: Stein beendet die Kreidezeit

8.8.2020, 10:00 Uhr
Digitalisierung an Schulen: Stein beendet die Kreidezeit

© Foto: Armin Weigel/dpa

Generationen von Schülerinnen und Schülern kennen das unangenehme Quietschen, wenn die Kreide schräg auf die Tafel trifft. Zumindest für die Kinder und Jugendlichen aus Stein gehört dieses Geräusch ab dem Schuljahr 2020/21 der Vergangenheit an: In den 38 Klassenzimmern der Grund- und Mittelschule stehen nun digitale Tafeln. Pro Klasse gibt es außerdem 20 Tablets für die Schüler, die so manches Übungsblatt ersetzen.

Die interaktiven Tafeln ermöglichen es, vom Klassenzimmer aus ins Internet zu gehen. Ihre Unterrichtsvorbereitung kann die Lehrerin in der Jackentasche mitbringen, ein Datenstick genügt. Natürlich sind auch diese weißen Tafeln – oft werden sie als Whiteboards bezeichnet – mit den passenden Stiften beschreibbar.

Noch aber ist die Kreidezeit nicht überall vorbei. In der Stadt Fürth sind inzwischen alle 40 Schulhäuser an das Glasfasernetz angeschlossen. Was lange nicht heißt, dass das schnelle Internet auch in allen Unterrichtsräumen für die rund 12.000 Fürther Schüler angekommen ist. Denn dazu müssen die Häuser erst einmal verkabelt werden, ausgenommen sind fünf bis sechs Schulhäuser neuerer Bauart und auch einzelne Gebäudeabschnitte älterer Schulen.

Wie Bürgermeister Markus Braun erläutert, sollen Arbeiten dafür ab Anfang 2021 in den ersten acht Schulen beginnen. Darunter sind zum Beispiel die Hans-Böckler-Schule, die Grund- und Mittelschule Schwabacher Straße oder das Hardenberg Gymnasium. Braun spricht von einem "Transformationsprozess, der sich länger hinziehen wird".

Wenn alle Leitungen verlegt sind, wird es Bestell-Listen geben. Schulen haben dann im Rahmen des ihnen zustehenden Budgets die Möglichkeit, die Dinge auszusuchen, die sie benötigen.

Rainer Raum vom Fürther Schulamt ergänzt: Mindestens zwei Jahre werde die Umstellung dauern – das bedeute aber nicht, dass es aktuell in Fürther Schulen noch keine interaktiven Tafeln gibt. Die Digitalisierung hat durchaus Einzug in den Unterricht gehalten, nur eben nicht flächendeckend.

Vorreiter in Langenzenn

Der Landkreis Fürth hat seine Schulen weitgehend digitalisiert: Die erste war 2013 die Realschule Langenzenn. Sie hat 32 interaktive Tafeln. In den übrigen Schulen sind insgesamt 103 Räume mit der modernen Technik ausgestattet. Und es wird eifrig nachbestellt, beispielsweise bei den Tablets, die für die Klassenzimmer vorgehalten werden.

Der Aufwand dafür geht in die Millionen. Auf drei Jahre verteilt, muss die Stadt Fürth sechs Millionen Euro in die Infrastruktur und den Kauf der Geräte investieren. Zuschüsse gibt es dazu aus dem Digitalpakt des Bundes und des Freistaats. Die Wartung allerdings kommt da noch oben drauf.

Der Landkreis kalkuliert mit 10.000 Euro pro digitalem Unterrichtsraum und mit nochmals der gleichen Summe für einen Klassensatz Tablets. In der kleineren Stadt Stein belaufen sich die Gesamtkosten für die Umrüstung auf 730.000 Euro, in Zirndorf wurden bereits 488.000 Euro investiert.

Bleibt noch offen, ob auch alle Lehrer und Lehrerinnen den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen und die neuen Möglichkeiten nutzen können. Sie werden aktuell vom Staatlichen Schulamt geschult, um die Hürde zu meistern.

"Dürfen sie nicht noch mal verlieren"

Was aber nützt die tollste Technik im Klassenzimmer, wenn es heißen sollte: zurück ins Homeschooling? Zwar ist ab September wieder Präsenzunterricht für alle geplant, doch ob er stattfindet, hängt auch von der Entwicklung der Infektionszahlen ab.

Für eine weitere Phase des Lernens zuhause will man in Fürth gewappnet sein. 800.000 Euro aus einem Fördertopf stehen der Stadt zu. Genug für 1400 Laptops, die an Familien ausgeliehen werden können, die über kein solches Gerät verfügen. "Das hat für uns Priorität", sagt Braun, "wir dürfen diese Kinder nicht noch einmal verlieren."

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