Dornenreiche Leidensgeschichte

18.4.2019, 10:00 Uhr
Dornenreiche Leidensgeschichte

"Wir wollten den Bilderzyklus gerade jetzt ausstellen, um der Gemeinde Gelegenheit zu geben, sich auf Ostern einzustimmen", sagt Pfarrer Matthias Stepper. Er empfiehlt den Betrachtern, die Bilder auf sich wirken zu lassen.

Beim Anblick der Dornen nichts zu assoziieren, ist kaum möglich. Mit einer Ausnahme, der sechsten Station, sind sie auf allen Bildern zu sehen. "Durch unterschiedliche Farben, die immer wieder auftauchen, bekommen sie eine feste Rolle zugeteilt", erklärt die Künstlerin. Jesus, Maria, Kreuz oder weitere Handelnde treten so in Erscheinung. Damit ist die Darstellung einerseits gegenständlich, der Natur entnommen und gleichzeitig durch Farbe und Abstraktion verfremdet. "Ich bezeichne meinen Stil als abstrakten Symbolismus", sagt die 69-Jährige.

Erika Lindner ist in Oberasbach gut bekannt: Als Montessori-Pädagogin und Fachwirtin im Erziehungswesen hatte sie fast vierzig Jahre lang den katholischen Kindergarten geleitet, bis sie nach ihrer Berufstätigkeit anfing, Kunst zu studieren. "Ich habe mich schon immer damit beschäftigt", erzählt sie. "Für mich selbst, aber auch mit den Kindern." Vor mehr als acht Jahren habe sie dann den Entschluss gefasst, Kunst "so richtig" zu lernen, mit Konzept und Abschluss. Den hat sie 2017 in der Meisterklasse der Akademie Faber-Castell in Stein gemacht.

Farben für Personen

Farben stehen in den Bildern von Erika Lindner für Personen, Stimmungen und Handlungen. Auf den Kreuzweg-Darstellungen hat sie Türkis als Farbe für Jesus gewählt: "Es symbolisiert Kraft, Offenheit und Selbstbewusstsein." Maria dagegen erscheint in Blau, das für Stille, Ruhe, Sehnsucht und Treue stehe. Das Kreuz trägt die Farbe Schwarz. Gefühle wie Trauer und Melancholie sind ebenfalls in Schwarz oder Grau gehalten.

Der Nürnberger Künstlerseelsorger Hans-Peter Weigel sagte in seiner Einführung zu den fünfzehn 40 mal 40 Zentimeter großen Acrylgemälden – nur das erste, größere, weicht von den üblichen Formaten ab –, er begrüße es, wenn eine Gemeinde bereit sei, sich mit Abstraktion zu beschäftigen. "Erika Lindner will sich nicht wie eine Kamerafrau präsentieren, die ein Geschehen für die Tagesschau dokumentiert." Vielmehr wolle sie uns mitfühlen lassen, was in der Seele geschieht – Schmerz, Mitleid, Enttäuschung, Trauer, Hoffnung.

Die Künstlerin selbst hofft, dass die Betrachter sich eigene Gedanken machen und sich auf die Bilder einlassen – damit "die Stationen von außen nach innen wirken".

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