Durch den nächtlichen Rummel mit Lángos und Bär

12.10.2011, 16:00 Uhr
Durch den nächtlichen Rummel mit Lángos und Bär

© Hans-Joachim winckler

Olaf Brückner kann sich keinen Reim darauf machen: „Heute Abend ist es ziemlich ruhig bei uns, ich hab’ schon mit den Kollegen an den anderen Ständen gesprochen, die wissen auch nicht, warum.“ Gut gelaunte Besucher schlendern an den Buden vorüber, tummeln sich vor den Ess-Ständen. Im Moment bleibt bloß niemand bei Brückner stehen. Dabei hat der doch einen „Unisex-Artikel dabei, der immer geht“.

Durch den nächtlichen Rummel mit Lángos und Bär

© Hans-Joachim Winckler

Der 37-Jährige spricht von seinem Entsafter für Zitronen, der sich auch einen Ruf als prima „Mitbringsel von der Kirchweih“ erworben habe. Wenigstens hat der Berliner, weil es gerade mal ruhig ist, Zeit für ein Lob: „Die Fürther sind aufgeschlossen und freundlich“, versichert er. Sind die Rummelbummler andernorts nicht genauso sympathisch? Brückner ziert sich ein bisschen, dann gesteht er: „In Mitteldeutschland ist es manchmal nicht ganz so nett, das liegt da vielleicht an der Reizüberflutung.“

Im Lichterglanz

Durch den nächtlichen Rummel mit Lángos und Bär

© Hans-Joachim Winckler

Die Fürther Nacht-Kärwa lässt die Reize nicht überfluten, sondern strahlt ganz einfach. Es blinkt aus ungezählten Leuchtkörpern. Die Songs aus den Lautsprechern vereinen sich zu einem Wohlfühl-Mix. Warum es so unvergleichlich lecker riecht, wollen Ulrike Donovan (42), Daniela Weigl, Sandra Böhm (25) und Anja Heinzl (22) untersuchen. Die Kolleginnen aus dem Congress Hotel Mercure in Nürnberg haben sich per Mail für die Fürth-Tour verabredet. Jetzt sollen alle Geschmäcker zu ihrem Recht kommen: „Ich esse gerade Mutzenmandeln, die sind lecker“, verrät Daniela Weigl. Später stehen noch Lángos auf dem Speisezettel, Schaumküsse und vielleicht ein Glas Federweißer. Was gefällt den Teamkolleginnen am besten auf der Fürther Kärwa? „Die Essensvielfalt ist toll“, heißt die einstimmige Antwort.

Ein abendlicher Rundgang mit der ganzen Familie ist Tradition bei Gerdi (47), Harald (50), Stefan (23) und Sabrina Schroll (17). Allerdings ist der Spaß nicht ganz einfach zu planen. „Stefan und Sabrina spielen Fußball, allein deshalb haben die natürlich schon feste Termine am Abend“, erklärt Gerdi Schroll. Gemeinsam mit Ehemann Harald pflegt sie einen weiteren guten Brauch: „Wir kommen jeden Tag auf die Kirchweih.“ Die Begründung leuchtet ein: „Weil wir echte Fürther sind“, sagt er und bekräftigt: „Wenn wir mal nicht hingehen sollten, dann ist was echt Schlimmes passiert, Krankenhaus oder so.“

Zum Dankeschön-Bummel haben sich die Mitglieder des Posaunenchores getroffen, die bei der Eröffnung der Kärwa für die Fanfarenklänge vom Rathausturm gesorgt haben. Mit Wolfgang Vieweg, Pfarrer der Auferstehungskirche, steht die Gruppe jetzt auf der Freiheit und plant. Die Ergebnis sieht so aus: „Wir fahren alle Riesenrad und gehen Lángos essen.“

Eine liebevolle Sympathiekundgebung gibt es von Alba Wilczek (15) und Tanja Sierts (17) vor dem Autoscooter: „Wir lieben die Fürther Kirchweih.“ Nein, keine andere könne ihr das Wasser reichen. „Wir gehen auch nie zu einer anderen Kärwa.“ Dafür dürfen die Freundinnen heute bis zehn Uhr unterwegs sein. Die beiden freuen sich: „Das Beste ist, dass man hier immer Bekannte trifft.“ Stimmt. Freunde vom CVJM kommen schon rüber.

Martha Hartmann (72) und Brigitte Kloosterman (57) haben eine Mission. Mit Sammelbüchse und Zeitschrift sind die Soldatinnen der Heilsarmee unermüdlich unterwegs. „Die Leute sind sehr freundlich zu uns“, lobt Hartmann, die sich seit mehr als 60 Jahren in Fürth darum bemüht, dass „die Menschen zu Jesu“ finden. Kloosterman ist erst seit einem Jahr wieder in der Stadt, zuvor lebte sie in Kanada, war als „Missionarin im Norden bei den Indianern“ engagiert. Mit einem Lächeln gehen die beiden zierlichen Frauen in ihrer blauen Uniform zwischen den Feiernden umher: „Es geht uns um den Kontakt zu den Menschen.“

Daniela Krämer wird sich bald auf den Heimweg machen. Die 16-Jährige, mit Mutter Florida (55) und Oma Ruth (72) auf der Kärwa, drückt einen Hauptgewinn an sich: Einen kleinkindgroßen, dicken braunen Plüschteddy. „Den habe ich beim Kamel-Derby gewonnen“, sagt Daniela strahlend. Zu Hause soll der Bär in ihr Zimmer einziehen: „Aber heute Nacht darf er mit ins Bett.“

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