Durch die Corona-Krise: Fürther Friseur serviert nun Eis

18.8.2020, 16:00 Uhr
Durch die Corona-Krise: Fürther Friseur serviert nun Eis

© Hans-Joachim Winkler

Wenn Emil Bennett sich daran erinnert, wie seine Beziehung zum Eis begann, dann fällt ihm allerdings als Erstes eine geschmackvolle Lektüre ein: "Am Anfang habe ich mich einfach in Eisrezepte eingelesen und fand das schön."

Der Lesestoff des 58-Jährigen, der von Beruf Friseur ist und in der Amalienstaße 19 mit "Capelli Friseure" für schicke Köpfe sorgt, blieb nicht unbemerkt: "Meinen Kindern ist aufgefallen, was ich mir da anschaue und sie haben mir eine kleine Eismaschine geschenkt."

Die Eismaschine als Beginn einer Leidenschaft

Bennetts Kommentar zu diesem Präsent klingt auch nach Jahren noch hingerissen: "Schön! Das hat sofort Spaß gemacht." Von da an änderten sich ein paar kleine Details im Familienleben: "Anstatt normal Urlaub zu machen, sind wir dahin gefahren, wo es besondere Eisdielen gibt. Nach Wien zum Beispiel."

Natürlich hätte es dabei bleiben können, und Emil Bennett hätte einfach ein eiskaltes Hobby gepflegt. Doch dann kam Corona. "Zuerst war das natürlich ein Schock, aber dann dachte ich: Das ist doch eigentlich ein Zeichen." Und er beschloss: "Jetzt baue ich um. Diese Krise kann doch nicht ewig dauern – und dann soll es weitergehen."

Bennett plante, zog in seinem Friseursalon Wände ein, schuf getrennte Bereiche, ließ Starkstrom legen, erledigte die vorgeschriebenen Hygenieprüfungen und Anmeldungen und bestellte endlich, wovon er schon lange träumte: original italienische Eismaschinen. Die sind inzwischen da, und der 58-Jährige klingt glücklich, wenn er sagt: "Es ist gut geworden, ein bisschen retro und irgendwie richtig kuschelig."

Genauso liebevoll klingt es übrigens, wenn Bennett von Fürth spricht, einem Zuhause, für das er sich ganz bewusst entschieden hat. Der Mann mit dem australischen Pass wurde nämlich als Sohn einer Kroatin und eines Australiers geboren und verbrachte seine Kindheit teils Down Under, teils in Nordrhein-Westfalen. Seine neue "Ice Creamery" nennt er übrigens "Benet". Zwei Buchstaben seines Nachnamens hat er gestrichen: "Das ist die französische Form, anders hätte das auf dem Schild nicht so gut ausgesehen."

Und, ja, er weiß, dass Jane-Austen-Fans schnappatmen, wenn sie hören, wie er heißt. Schließlich nennt sich eine Heldin der englischen Autorin ebenso: "Darauf werde ich ständig angesprochen, ich muss das jetzt auch mal lesen. Oder die Filme schauen."

Die Hälfte der Sorten ist vegan

Ins Schwärmen gerät er freilich sofort, wenn es um seine Eisproduktion geht. Die Sorten wechseln, zwölf sind es aber stets, die Hälfte ist vegan. In Sachen Zutaten setzt er auf Qualität ("Nur das Beste"). Und der Eis-Fan ist kreativ: "Süßkartoffeleis ist toll und gerade habe ich Mais mit Hafermilch ausprobiert – supergeil."

Zu haben ist es Montag bis Samstag von 14 bis 19 Uhr. Und Haare gemacht werden gleich nebenan natürlich auch noch (außer Montag und Dienstag). Emil Bennett freut sich: "Es macht so einen Spaß."

Durch die Corona-Krise: Fürther Friseur serviert nun Eis

© Hans-Joachim Winkler

Die gleiche Begeisterung schwingt in Paolo Cimarosas Stimme mit, wenn er von seinem erfrischenden Metier erzählt. 1978 begann er in Burgfarrnbach in der Würzburger Straße und servierte zunächst Pizza: "Aber ich habe auf eine Eismaschine gespart." Richtig, wieder mal die Leidenschaft für Gefrorenes.

Seine Ape ist längst Kult

Schon lange gibt es bei ihm nichts mehr aus dem Ofen, man genießt bei "Eis Paolo" selbstgemachtes Gelato. Doch in den Genuss kommen nicht nur die, die zur Würzburger Straße pilgern: Der 70-Jährige bringt sein Eis seit vielen Jahren auch zu seinen Kunden – und wie er das tut, das ist längst Kult.

Cimarosa tuckert mit einem himmelblauen Gefährt durch den Landkreis – bis hinaus nach Roßtal. Das dreirädrige Rollermobil wird von Piaggio hergestellt und hört liebevoll auf den Namen "Ape", sprich Biene. "Mein Aufbau ist schon 40 Jahre alt, das Fahrgestell habe ich aber mal erneuert." Zugelassen ist das Gelato-Mobil für 65 km/h, die es aber nicht ganz erreicht... Beim Fahren hört er meist Radio: "Ein Kassettengerät ist eingebaut, aber es gibt ja keine Musikkassetten mehr."

Ich habe zugeschaut und wusste schon damals: Das will ich auch machen

Zur Welt kam Paolo Cimarosa in Sizilien: "Dorthin haben bereits vor langer Zeit die Araber das Eis gebracht." Die Kunst der Zubereitung lernte er schon als Junge: "Ich habe überall zugeschaut, in den Bars und in den Cafés, habe gesehen, wie es produziert wurde und wusste schon damals: Das will ich auch machen." Seinen Traum hat er wahr gemacht. Nach wie vor überlegt er sich neue Rezepte, lässt sich inspirieren.

"In diesem Jahr ist bei mir Granatapfeleis sehr beliebt", sagt er. "Und Haselnuss mit Nussstücken. Oder Käsesahneeis – das gibt es, denke ich, nur hier. Ich habe es noch nie irgendwo anders gesehen." Seine kleinen und großen Kunden schlecken die mehr als 20 Sorten und freuen sich, wenn die blaue Eis-Ape angerollt kommt. Das schönste Kompliment, das Cimarosa immer wieder beflügelt: "Machen Sie weiter und bleiben Sie uns erhalten!" Einfach zum Dahinschmelzen...

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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