E-Scooter: Anbieter ist zufrieden mit dem Start in Fürth

29.1.2020, 16:00 Uhr
E-Scooter: Anbieter ist zufrieden mit dem Start in Fürth

© Hans-Joachim Winckler

Auf FN-Nachfrage hat Voi erste Zahlen ausgewertet: Demnach habe man in den Stunden nach dem Start weit über 100 Fahrten registriert, die längsten davon führten nach Nürnberg. 60 Elektroroller hat das schwedische Unternehmen vorerst für Fürth reserviert. Deutlich größer ist die Flotte, die der Berliner Mitbewerber Tier tags darauf auf die Fürther Straßen schickte: 200 Scooter wurden verteilt. Die beiden Anbieter, die auch schon in Nürnberg aktiv sind, haben vor allem Verkehrsknotenpunkte und belebte Bereiche der Stadt im Blick – und wollen einen Beitrag zur Verkehrswende leisten.

"Autos gehören nicht in die Innenstadt", sagt etwa Maximilian Schmidt, bei Tier zuständig für den Verleih in Fürth. Die Unternehmen, aber auch das Rathaus sehen die E-Scooter als Ergänzung zum ÖPNV und hoffen darauf, dass sie manche Autofahrt überflüssig machen. Gerade für die "letzte Meile", von der Haltestelle zum Ziel, biete sich der Flitzer an, heißt es. Er kann bis auf 20 km/h beschleunigen.

Was ist erlaubt, was nicht?

Abstellen: Mit dem Scooter kann man, sofern man im Einsatzgebiet wohnt, grundsätzlich bis zur eigenen Haustür fahren. Abgestellt werden muss er auf öffentlichem Grund – und so, dass er niemanden behindert und keine Rettungswege, Einfahrten und Zugänge, etwa zu U-Bahn-Stationen, blockiert. Wie ein Fahrrad also.

Sollte man Mietroller entdecken, die in Hinterhöfen, auf Privatgelände oder in anderer Hinsicht nicht ordnungsgemäß abgestellt wurden, raten die Anbieter dazu, den Kundenservice zu verständigen. Ihre Mitarbeiter holen den Roller dann ab. Voi beispielsweise verlangt beim Abstellen stets ein Handy-Foto vom Scooter, um kontrollieren zu können, ob er richtig geparkt wurde. Damit könne man auch die Roller identifizieren, die von Mitarbeitern umgeparkt werden müssen, heißt es.

Parkverbotszonen: Gemeinsam mit den Unternehmen hat die Stadt Verbotszonen festgelegt, in denen die Roller nicht abgestellt werden dürfen – etwa in Park- und Grünanlagen. Dort kann die Miete nicht beendet werden, die Gebühr läuft weiter. Das gilt auch beim Abstellen außerhalb des jeweiligen Servicebereichs.

Servicegebiet: Das Servicegebiet von Voi beschränkt sich in Fürth bislang auf die Innen- und einen Teil der Südstadt. Es reicht vom Kulturforum bis zur Stadtgrenze und im Süden bis zur Fronmüllerstraße und ist damit deutlich kleiner als das Gebiet, in dem Tier seine Scooter zur Verfügung stellt. Das umfasst die Innen-, Ost- und Südstadt (bis zur Höfener Spange und zur Südwesttangente), außerdem das Eigene Heim, einen Teil von Unterfarrnbach, die Hardhöhe sowie die Gegend rund um die Cadolzburger Straße.

Ausleihen und Fahr-Regeln: Bei beiden Anbietern funktioniert das Ausleihen ähnlich: Wer sich die jeweilige App runterlädt und sich registriert, kann sich einen der Scooter schnappen, den Code scannen und losdüsen. In der App kann man sich auch anzeigen lassen, wo sich die nächstgelegenen Mietroller befinden (nach der ersten Registrierung ist dafür manchmal ein neues Öffnen der App nötig). Mindestens 18 Jahre muss man alt sein, erlaubt ist das Fahren auf Radwegen und auf der Straße, nicht aber auf Gehwegen, auf Grünflächen und in Fußgängerzonen. Das Fahren unter Alkoholeinfluss ist verboten, auch darf den Scooter immer nur eine Person nutzen. Preislich halten es beide Firmen gleich: Sie verlangen 1 Euro Aktivierungsgebühr und dann 15 Cent pro angebrochener Minute.

Enger Austausch: In vielen Städten gab es viele Klagen über wild abgestellte Scooter - den Unmut will die Stadt Fürth vermeiden. Man ist daher im engen Austausch mit den Unternehmen, die auch Selbstverpflichtungserklärungen unterschrieben haben. Darin sind Erfahrungen anderer Kommunen eingeflossen. Nach einer Probephase will das Baureferat entscheiden, ob Regeln verschärft werden müssen.

Worin sich die Anbieter unterscheiden: Während Voi die E-Scooter mit Kleintransportern zwischen 20 und 3 Uhr einsammeln lässt, um die Akkus (alle unter 80 Prozent) in Nürnberg aufzuladen und die Scooter zu warten, setzt Tier auf Wechselakkus: Mitarbeiter sind nach Angaben des Unternehmens ganztägig mit Lastenrädern und anderen E-Fahrzeugen unterwegs, um die Akkus vor Ort auszutauschen und einen Sicherheitscheck durchzuführen. Notwendige Reparaturen werden in einer Werkstatt in Fürth durchgeführt. Das tägliche Hin- und Herfahren der Scooter entfalle so, betont Tier. Der Verleih sei klimaneutral.

Voi stellt seine Scooter morgens wieder an wichtigen Knotenpunkten des Stadtverkehrs ab, will langfristig aber auf den konkreten Bedarf reagieren. Auch Tier bringt seine E-Roller an andere Stellen, wenn sie ungünstig abgestellt wurden.

Der Fürther Künstler Josef Hirthammer hat bei einer kleinen Testrunde für die FN festgestellt, dass das Fahren durchaus vergnüglich sein kann. Doch noch fragt er sich, ob die E-Scooter in Fürth wirklich viele Nutzer finden werden.

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