Ein faszinierender Ausflug in die Schwarze Kunst

22.11.2004, 00:00 Uhr
Ein faszinierender Ausflug in die Schwarze Kunst

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„Schuld“ daran war ein Workshop im Herbst vergangenen Jahres. Die Faszination schwebender, plötzlich auftauchender und ebenso schnell wieder verschwindender Gegenstände ließ die Theateramateure nicht mehr los.

Ein Jahr lang probten sie die erstaunliche Welt des Schwarzen Theaters, dessen Ursprünge bis ins Spiel mit Licht und Schatten in der chinesischen Tradition und in das „Schwarze Kabinett“ im 19. Jahrhundert zurück reichen. Vom „Schwarzen Theater Prag“ wurden diese Ideen in den 60er Jahren aufgegriffen und von der berühmten „Laterna Magica“ als Schwarzlicht-Theater international bekannt gemacht.

Am Wochenende hatten die Aktiven der Bühne Erholung die kleine Halle des Kulturforums schließlich selbst in eine Black Box verwandelt, um ihre zehn erdachten und unter der Regie von Klaus Hoffman erarbeiteten kleinen Episoden auf die Bühne zu bringen. Vom Zauberkoch erscheint zunächst nur die weiße Schürze. Bald fliegen Schnurrbart und Kochmütze herbei und er dirigiert den überdimensionalen Kochlöffel.

Doch der verselbstständigt sich und so muss - ein ganz typischer Effekt des Schwarzlicht-Theaters - der scheinbar immer länger und länger werdende Arm des Kochs ihn wieder einfangen. Witzig wird es auch beim Marathonläufer, der eine nicht mehr enden wollende Zahl Plastikbecher mit Erfrischungsgetränken leert bis schließlich sein Unterkörper losgelöst vom Rest ein wenig spazieren gehen muss. In einer anderen Episode verwandelt sich ein fluoreszierendes Elastikband in eine magische Krabbe oder die Spieler lassen einige Stäbe, Kugeln und Hände durch die Luft wirbeln.

Würmer aus Plastik

Zum echten Hit aber wird die Nummer „Toni und Maria“ aus der Westside-Story. In fantasievoller New York-Kulisse singen sich die beiden in Gestalt neonfarbener Plastikschlauch-Würmer gegenseitig an und ernten damit viel Applaus. Noch etwas mehr Witz und Tempo wie hier hätte der Vorstellung sicher gut getan. Die Pausen nach jedem Stück waren sicher für den Umbau notwendig, doch vielleicht hätte man an einigen Stellen das Programm etwas mehr straffen können.

Auf jeden Fall waren die Theateramateure mit vollem Engagement bei der Sache und das nicht nur auf der Bühne, denn es mussten auch sämtliche Hilfsmittel und Requisiten in Eigenregie erstellt werden. Weil die Premiere ausverkauft war, schoben die Spieler eigens eine Nachtschwärmer-Vorstellung ein. Noch mehr Schwarzlicht-Theater bietet die Bühne Erholung im Hotel-Restaurant „Schwarzes Kreuz“ unter dem Motto „Dinner for Dreams“, wobei ein Galamenü mit Darbietungen des Schwarzen Theaters garniert wird. MARION REINHARDT