Ein Goldzahn für Langenzenns Stadtkirche

20.8.2019, 11:00 Uhr
Ein Goldzahn für Langenzenns Stadtkirche

© Foto: Sigrun Häuser

Die Ziegel auf der Nordseite des Daches sind entfernt und geben den Blick frei auf das Kloster samt Storchennest. Entdeckt haben die Fachleute dabei unerfreuliche Dinge: "Die Fehler am Dachstuhl wurden bereits vor über 600 Jahren mit dem Anbau des Klosters gemacht", erklärt Architekt Jürgen Hofmann, "und es grenzt an ein Wunder, dass das Dach nicht in sich zusammen gefallen ist."

Ein Goldzahn für Langenzenns Stadtkirche

© Hans-Joachim Winckler

Ein Balken war in der Mitte fast einen halben Meter durchgebogen, tragende Hölzer wurden zum Teil entfernt, andere waren morsch. "Aber jetzt machen wir Nägel mit Köpfen", sagt der erfahrene Spezialist lachend. "Diese Renovierung hält die nächsten hundert Jahre."

Mühsam wie bei einem Puzzle werden die maroden Stücke der Dachkonstruktion entfernt und neue Hölzer eingebaut, die zum Teil mit einem Metallschwert für bessere Tragfähigkeit versehen wurden. Ein Balken musste komplett durch eine Metallkastenform ersetzt werden. "Das ist der Goldzahn im Gebälk", erklärt der Architekt augenzwinkernd. Auch die Fußstreben zum Boden hin werden ausgebessert, erneuert und mit Metall- und Stahlteilen verstärkt, damit sie nicht nach außen drücken.

Auslöser für die Renovierung war ins Dach eindringendes Regenwasser. Es beschädigte einen Balken so stark, dass man handeln musste. Das Ausmaß des Schadens wurde erst durch die Begutachtung der Fachleute deutlich. Die Kosten der Renovierung der Stadtkirche werden um die vier Millionen Euro betragen und vom Freistaat Bayern übernommen. 180 000 Euro Zuschuss gibt es von der Landeskirche, ebenso viel muss die Gemeinde bezahlen.

Mit dem Bau der dreischiffigen Trinitatiskirche im Herzen von Langenzenn wurde um 1280 begonnen, er dauerte rund 60 Jahre. Die Sandsteine kamen vom Dillenberg bei Stinzendorf. Leider wurde die Kirche im Städtekrieg von 1388 von den Nürnbergern bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nur eine verkohlte Marienfigur konnte man aus den Trümmern retten. Die "Schwarze Maria" zog die Pilger in Strömen von weit her an – was den Wiederaufbau des Gotteshauses beschleunigte.

Deutliche Spuren

Deutlich sind die Spuren dieses ersten Brandes noch an der westlichen Mauer im Dachgeschoss sichtbar. Durch die große Hitze platzte die Oberfläche der Sandsteine ab. Beim Wiederaufbau wurden damals die alten Mauern nicht entfernt, sondern mit neuen Steinen ummantelt. 1409 wurde das Augustiner-Chorherrenstift dann direkt an die Kirche angebaut. Jedoch verwüsteten 1460 durchziehende Hussiten die Zennstadt.

Acht Jahre dauerten diesmal die Arbeiten an der Kirchenanlage. Dabei wurden die Seitenkapellen ergänzt und der Chor erweitert. 1696 und 1728 erfolgte mit dem Einbau der Emporen die Umgestaltung in einen barocken Predigtraum. 150 Jahre später wurden sie jedoch – im Zuge einer gründlichen Renovierung im neugotischen Stil – wieder entfernt. Auch die quadratischen Glasfenster im oberen Teil des nördlichen Kirchenschiffs wurden durch Rosettenfenster ersetzt, Fresken freigelegt, die Pfeiler im Langhaus ummantelt und eine Flachdecke eingezogen. Bei der Renovierung in den 1970er Jahren bekam die Kirche eine Heizung, die im Zuge der jetzigen Arbeiten durch eine Sitzheizung ersetzt wird.

Noch bis Dezember werden die Arbeiten im Kircheninnenraum dauern. Bis dahin heißt es: Geduld haben und vor jedem Gottesdienst gründlich Staub wischen, der wie ein grauer Film auf den Bänken liegt. Wenigstens ein Trost bleibt: Die Kirchenbesucher haben jetzt wieder ein sicheres Dach über dem Kopf.

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