Ein Leben nach der Pfister-Schule

23.10.2010, 19:00 Uhr
Ein Leben nach der Pfister-Schule

© Mark Johnston

Ein wenig Sorge hatte selbst Hermann Schild, der nach 30 Lehrerjahren an der „Pfister“ nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen ist. Pfisterschüler an der Soldnerschule — ob das gut gehen würde?

Schild befürchtete im Sommer nicht als Einziger eine „Frontstellung“. An die Otto-Seeling-Schule beispielsweise wollten ebenfalls etliche Pfisterschüler wechseln — schnell kursierten unter den Teenagern Gerüchte, wonach die „Eindringlinge“ mit Prügel begrüßt werden sollten.

Einen Monat nach Schulbeginn ist Schild entspannter. Nicht nur er habe sich an seinem neuen Arbeitsplatz, der Soldnerschule, gut eingelebt, sondern auch die Jugendlichen. Sie hätten sich mit den neuen Schulkameraden „verschwistert und verbrüdert“.

Bürgermeister Markus Braun hatte jeden Schüler (beziehungsweise die Eltern) nach der von der Stadt beschlossenen Schließung der „Pfister“ selbst entscheiden lassen, an welcher der neuen Mittelschulen es weitergehen sollte. Einige Klassen allerdings wollten zusammenbleiben und trafen die Wahl gemeinsam.

So sind etwa zwei neunte Klassen komplett an die Soldnerschule gewechselt. Fünf neunte Klassen gibt es dort nun — eine stattliche Zahl selbst für die zweitgrößte Mittelschule in Fürth. Klassenzimmer waren laut Rektor Günter Schwarz zwar schnell gefunden, aber in der Schulküche wurde es eng. Deshalb fährt ein Teil der Neuntklässler für das Fach „Soziales“ regelmäßig zur Hans-Sachs-Schule nach Stadeln.

Auch Schwarz hat den Eindruck, dass sich die Neuzugänge wohlfühlen. Sorgen macht er sich eher um seine neuen Lehrer: Derzeit gibt es an der Soldnerschule nur zwei siebte Klassen — am Ende des Schuljahres aber hat Schwarz gleich fünf Kollegen, die Neuntklässler in die Berufswelt verabschieden und sich auf eine neue, achte Klasse freuen. Was dann mit den Pfister-Lehrern passiert, habe das Schulamt ihm bisher noch nicht verraten.

Gleich vier Pfisterklassen hat die Otto-Seeling-Schule aufgenommen. Mit den rund 60 Neuzugängen ist die Zahl der Schüler laut Rektor Gerhard Graefe um 25 Prozent gewachsen. Ein Raum, der als Bewegungsraum für die Ganztagesklasse gedacht war, wurde zum Klassenzimmer umfunktioniert, ebenso wie ein Raum, in dem eine Bibliothek eingerichtet werden sollte. Davon abgesehen habe der Zuwachs keine Probleme bereitet, sagt Graefe: Von den Schülern seien keine Klagen gekommen, und von einigen Eltern, die sich für den Erhalt der Pfisterschule besonders eingesetzt hatten, habe er positive Rückmeldung erhalten.

Für die Pfisterschule gekämpft hatte auch Regina Dupré-van Velzen, deren elfjähriger Sohn Melvin nun auf die Otto-Seeling-Schule geht. Der Schulweg ist weiter als früher, sagt sie, und das Gedränge in der U-Bahn am Morgen eine Katastrophe. Auch den Hort in Nähe der Pfisterschule besuche ihr Sohn nicht mehr. „Aber das sind Veränderungen, die müssten wir auch in Kauf nehmen, wenn er auf die Realschule gewechselt hätte. Das ist nicht schlimm“, findet Dupré-van Velzen, die nun stellvertretende Vorsitzende im Elternbeirat der Otto-Seeling-Schule ist.

Sie ist froh, dass es Melvin an der neuen Schule gefällt, sagt sie und fügt hinzu, dass sie es schon verstehe, dass man Schulen schließen muss, wenn die Schülerzahlen sinken. „Aber der Weg, wie das passiert ist, den fand ich nicht gut.“ Lehrer Hermann Schild drückt es ähnlich aus: „Das Ende war etwas schräg. Wir haben uns nicht gerecht behandelt gefühlt. Und das ist noch nicht ganz verdaut.“