Ein Verein nur zum Vergnügen

30.6.2011, 11:00 Uhr
Ein Verein nur zum Vergnügen

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„So viel wie früher ist nicht mehr los“, gibt der Vereinsvorsitzende Georg Buchner zu, während er eine Handvoll Schwarz-Weiß-Aufnahmen vor sich ausbreitet, „wir Alten sind halt alle ein wenig fußkrank geworden und der Nachwuchs fehlt.“ Auf die große Jubiläumsfeier in der Pfarrscheune freut er sich selbstverständlich trotzdem.

Ein paar Dutzend Mitglieder zählt das „Edelweiß“, die meisten davon sind Rentner. „Wir unternehmen hin und wieder noch Ausflüge in die Fränkische Schweiz oder in den Steigerwald“, erklärt der 72-jährige Buchner. Ein fester Bestandteil des Vereinslebens ist auch die Poppenreuther Kirchweih mit dem gemeinsamen Frühschoppen am Montag.

„Praktisch sind wir ja ein Kirchweihverein“, erläutert Georg Buchner, der seit 1957 dabei ist und dem Verein seit 17 Jahren vorsteht. Die Blütezeit des „Edelweiß“ seien die Jahrzehnte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen. Kirchweihbaumaufstellen, Umzug mit Musik, Betzenaustanzen waren damals immer fest in Händen des nun 100 Jahre alten Vereins.
 

Regelrechte Fressvereine


Das Phänomen Vergnügungsverein hat sich in Deutschland mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert verbreitet. „Ab 1870 haben sich breite Bevölkerungsschichten zu den sogenannten Fressvereinen zusammengeschlossen“, erläutert Fürths Stadtheimatpfleger Alexander Mayer. Ziel sei es gewesen, Geld zu sammeln, um zumindest einmal im Jahr – beispielsweise bei der Kirchweih – „richtig auf den Putz zu hauen“.

Da gerade in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einfache Angestellte, kleine Bauern, Fabrik- und Landarbeiter nicht so zahlungskräftig wie heute waren, haben sie sich in Fress- oder Vergnügungsvereinen zusammengetan. „Erst mit dem Wirtschaftswunder ab den fünfziger Jahren haben sie sich allmählich wieder verflüchtigt“, so Mayer.

In Poppenreuth wurde der Verein 1947 neugegründet, nachdem er sieben Jahre zuvor wegen des Krieges seine Aktivitäten eingestellt hatte. Außer Kirchweihen, Ein- und Zwei-Tagesausflügen ins nähere Umland waren die Fisch- und Ganspartien im Herbst die wichtigsten Termine im Jahresprogramm des „Edelweiß“.