Eine großartige Klangkulisse

12.11.2013, 11:00 Uhr
Eine großartige Klangkulisse

© Berny Meyer

Als „Verdis neueste Oper in kirchlichem Gewand“ bezeichnete Hans von Bülow dieses im Jahr 1874 komponierte Werk mit ironischem Unterton. Und opernhafte Elemente gibt es fürwahr in dieser Totenmesse sowohl in den Solostimmen als auch für Chor und Orchester, für die das Werk in gewisser Weise Neuland war.

Bernd Müller hatte für die Aufführung die beiden Langenzenner Chöre Kantorei und Vokalensemble engagiert. Einstudiert von Markus Simon, der sich einmal ohne dirigentischen Einsatz ganz auf seine Solopartie konzentrieren und die Früchte seiner chorischen Arbeit genießen konnte, zeigte diese Chorgemeinschaft eine außergewöhnliche Leistung.

Die Gestaltung der Gottesdienste ist die primäre Aufgabe eines Kirchenchores. Auch wenn die Kantorei zusammen mit dem Vokalensemble schon Erfahrung im oratorischen Bereich hat, ist doch zwischen den barocken und romantischen Oratorien und dem Requiem des Opernkomponisten Verdi in den musikalischen Inhalten ein großer Unterschied. Und so ist die Leistung der beiden aus Laiensängerinnen und -sängern bestehenden Chöre schon beeindruckend.

Wie aus der Ferne im schwebenden Pianissimo erklingt zu Beginn das „Requiem aeternam“ des Chores und als krasser Gegensatz das wuchtige „Dies irae“ mit großartigem Klangvolumen. Weitere chorische Glanzlichter: das „Rex tremendae“ zusammen mit dem Soloquartett, das klangschön gesungene „Sanctus“ und als krönender Abschluss die Chorfuge „Libera me Domine“ – eine famose Leistung der Langenzenner Chorgemeinschaft.

Exzellente Leistung

In Fürth gibt es zwar keine Philharmoniker und Sinfoniker, dafür aber ein Jugendsymphonieorchester. Nach den sinfonischen Kolossen von Bruckner, Mahler und Schostakowitsch nun das Requiem von Verdi, auch für das Orchester und Dirigent Bernd Müller etwas Außergewöhnliches. Beckmessersche selbsternannte Musikexperten werden zwar auch hier ein musikalisches Haar in der Suppe finden, die Streichhölzer boten aber eine exzellente Leistung.

Zarte Pianostellen und Virtuosität voll Dramatik in den Streichern, heikle ausdrucksvoll gespielte Passagen der Holzbläser, strahlende Blechbläserklänge auch der Ferntrompeten in den Prosceniumslogen, wuchtige Schläge der großen Trommel, dass man um das Instrument fast Angst haben musste, und dazu ein exzellent homogenes Orchestertutti – die Streichhölzer haben unter dem seit zehn Jahren als Orchesterleiter agierenden Bernd Müller ein hohes Niveau erreicht, das es nun zu halten gilt. Überlegen formte Müller Solistenquartett, Chor und Orchester zu einer musikalischen Einheit.

Ein weiterer Glanzpunkt der Aufführung war das Soloquartett. Sowohl als Vokalensemble als auch solistisch bot es eine Spitzenleistung, alle mit Erfahrungen sowohl im Opern- als auch im Oratorienbereich. Sopranistin Petra Schmidt, mit Spitzentönen auch im Piano, gestaltete das „Libera me“ zusammen mit dem Chor mit höchstem Ausdruck, Laura Baxter brillierte im „Liber scriptus“ mit dramatischem Mezzosopran. Dem jungen Tenor Patrick Grahl mit geschmeidiger Höhe, aber auch Strahlkraft, stimmlich zwischen Tamino, Alfredo und Rudolfo gelegen, dürfte eine glanzvolle Opernkarriere beschieden sein. Lokalmatador Markus Simon beeindruckte wieder einmal mit seiner profunden Bassstimme, aber auch tiefem Ausdruck in „Mors stupebit“. Gerade in den Vokalensembles wurde die Nähe zum Opernkomponisten Verdi dank der vier Solisten deutlich hörbar.

Eingeleitet wurde das Konzert vom Nachwuchsorchester der Jungen Fürther Streichhölzer und Christopher Scholz, Viola, mit der 1936 komponierten Trauermusik von Paul Hindemith – ein starker Kontrast zur Musik von Giuseppe Verdi.

Lange und ergreifende Stille nach dem im Pianissimo verklingenden „Libera me“, ehe begeisterter Beifall aufbrandete; Blumen für die Solisten und den Dirigenten Bernd Müller, der die Hauptlast dieses Konzerts im Rahmen der Fürther Kirchenmusiktage zu tragen hatte.

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