Endspurt mit roten Rosen und Kirchweihbesuch

26.9.2009, 00:00 Uhr
Endspurt mit roten Rosen und Kirchweihbesuch

© Michael Müller

Rosen, rote Rosen. 1500 will die SPD an diesem Samstag verteilen, seit Freitagnachmittag wird kräftig getackert. Jede Blume braucht eine Banderole, die für Marlene Rupprecht wirbt. Die Bundestagsabgeordnete selbst ist am Freitag und Samstag pausenlos unterwegs. Sie schenkt fair gehandelten Kaffee aus, besucht die Freisprechungsfeiern von Hauswirtschafterinnen und Gesellen, wird auf dem Herbstmarkt in Cadolzburg sein und bei den Infostände ihrer Partei vorbeischauen.

Die Begründung ist so schlicht wie schlagend: «Wenn man nicht präsent ist, kann man nicht diskutieren», sagt Rupprechts Öffentlichkeitsarbeiter Michael Bischoff. Dieses Engagement werde zunehmend wichtiger: «Die letzten 72 Stunden entscheiden.» Deshalb hat er zwei Tage vor der Bundestagswahl noch frische Plakate geklebt. «Auch Eselsohren signalisieren, dass man die Wahl schon abgehakt hat.»

Auch die Linke musste nochmal kleistern. In der Nacht auf Freitag wurden 150 Ständer zerstört, die Plakate mit «Stasi» bekritzelt. Aber Kandidatin Anny Heike bleibt eisern bei der Stange: Am Samstag veranstaltet die Partei ein Frühstück für Kinder in der Fußgängerzone, es sollen noch Infobriefe in die Briefkästen geworfen und vor allem mit potenziellen Wählern diskutiert werden. Dass das Interesse der Bevölkerung sprunghaft angestiegen ist, haben die Aktiven an den Infoständen aller Parteien in den vergangenen zwei Wochen gemerkt. Nach den langen Sommerferien zündete offensichtlich das Fernsehduell (oder, je nach Sichtweise, auch -duett) von Merkel und Steinmeier.

Für Christian Schmidt war da längst Halbzeit gewesen. Selten, sagt der CSU-Bundestagsabgeordnete und Lokalmatador, habe er einen so langen Wahlkampf erlebt. Europa- und Bundestagswahl seien nahtlos ineinander übergegangen. Er selbst war währenddessen nicht nur als Staatssekretär im Verteidigungsministerium - Stichwort Afghanistan - stark beansprucht, sondern wurde bundesweit als Redner angefordert.

«Ich bin ein kleines Stück froh, wenn der Sonntag rum ist», sagt Schmidt. Am Freitagabend hat er sich beim Bieranstich in Seukendorf sehen lassen, am heutigen Samstag ist er von «früh bis abends» im Wahlkampfbus unterwegs. Bauernmarkt, Krautfest und so weiter.

Wenn Uwe Kekeritz von den Grünen den Poetry-Slam in der Kofferfabrik überstanden haben sollte, wird er sich am Samstag noch einmal in der Fürther Fußgängerzone zeigen. Und sonst? Viele, sehr viele Telefonate. «Ich kann nicht mehr alle 300 000 Menschen im Wahlkreis erreichen», sagt er. Aber einige will er noch überzeugen, ihre Zweitstimme der Ökopartei zu geben.

Nur noch hecheln

Auf den letzten Metern des Wahlkampfes möchte Agnes Meier am liebsten nur noch «hecheln». Doch dafür wird die FDP-Kandidatin erst nächste Woche Zeit haben. Sie wird am Vormittag vor der Wahl noch an Infoständen vertreten sein, später Fähnchen und Material für die Wahl-Partys im Landkreis ausfahren.

Als großen Spaß erlebt Bastian Saffer den letzten Tag des Wahlkampfes. Zuerst Kirchweih in Seukendorf, abends dann mit Gabriele Pauli nach Nürnberg, erst ins «Paradies» und danach ins Travestie-Theater «Savoy». Saffer freut sich: «Das wird schön.»

Abgetakelt ist Fürth schon für den Kandidaten der Piraten, Alexander Wunschik. Der letzte große Akt des Bundestagswahlkampfes war für ihn die Kunstaktion mit Wohnzimmer im «Gläsernen Mobil» in Nürnberg, der nächste ist die Wahlparty der Piraten im Hauptbahnhof.

(Lesen Sie mehr über die Kandidaten und das Prozedere bei der Bundestagswahl auf Seite 3.)