Hilferuf von den Geschäftsführern

Erlangen: Unverpacktladen steht vor dem Aus

Christoph Benesch

Erlangen

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25.2.2022, 14:00 Uhr
 Arthur Koenig und Thomas Linhardt (rechts) in ihrem ZeroHero-Laden in Nürnberg.

© Roland Fengler  Arthur Koenig und Thomas Linhardt (rechts) in ihrem ZeroHero-Laden in Nürnberg.

Bohnen und Linsen, ganz frisch vom regionalen Biohof. Veganer Käse aus Cashewnüssen und Burgerpatties aus Bohnen und Erbsen. Frische Milch und Kuhkäse vom Bio-Bauernhof um die Ecke. Das Sortiment vom "ZeroHero" in der Hauptstraße ist speziell, aber für Menschen, die auf gesunde Ernährung und nachhaltige Produktion und Lebensweise achten, ein Paradies. "Auch sind Tee und Gewürze bei uns günstiger, da sie nicht umweltschädlich verpackt sind", sagt Thomas Linhardt.

Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Arthur Koenig musste der Unternehmer nach erfolgsversprechendem Start mit einem Laden ganz ohne Plastik und Folien durch die Pandemie gewaltige Umsatzeinbußen hinnehmen. Über 50 Prozent gefallen seien die Einnahmen, "ich habe beobachtet, dass sich durch die Situation das Einkaufsverhalten drastisch verändert hat", so Linhardt.

Früher Familien, heute Leere

Sind früher begeistert Familien zum Einkaufen in den Laden gekommen, bestellen sie heute im Internet und lassen liefern - oder gehen in den Bioladen, der näher an der eigenen Wohnung liegt. "Die Leute hatten Angst, sich anzustecken und wollten in der Pandemie nicht mehr so weit durch die Gegend fahren", glaubt Linhardt. Auch blieben die Studenten als Kundengruppe aus, Vorlesungen und Seminare fanden überwiegend digital statt - Erlangen war wie leer gefegt von Studierenden. "Klar, dass uns das dann auch trifft."

Den Optimismus haben die beiden Geschäftsleute bis heute nicht verloren, sie haben Flyer gedruckt, in der Uni verteilt, Anzeigen geschaltet, gehofft und vielleicht auch ein wenig gebetet. "Aber seit März 2020, als das mit den Lockdowns losging, sind auch unsere Zahlen runter", sagt Thomas Linhardt. Er hoffte auf das Ende des Lockdowns, auf den Sommer, auf das Weihnachtsgeschäft, auf die Neujahrsvorsätze der Kunden, auf Lockerungen - "alles vergeblich, die Kundschaft blieb aus".

Nun hat das "ZeroHero" einen Hilferuf per Mail an die Stammkunden gestartet, viele von ihnen haben damals beim Crowdfunding geholfen, dass der Unverpacktladen überhaupt öffnen konnte. "Es ist so was wie das letzte Aufbäumen", nennt es Linhardt. Ein Online-Marktplatz ist in Entwicklung, vielleicht hilft ja noch ein Click-and-Collect-Angebot, ansonsten muss sich bis April dringend etwas ändern, Gesprächstermine auch mit den Vermietern sind vereinbart, "wir kämpfen ums wirtschaftliche Überleben, die Reserven sind aufgebraucht".

Optimismus nicht verlieren

"Das Schicksal des Ladens zerrt natürlich an uns seit zwei Jahren, das kann man kaum nachempfinden, wenn man das nicht mitmacht", sagt Thomas Linhardt. Aber Jammern möchte er gar nicht, denn im Grunde geht es ja mit dem Laden auch um eine positive Lebenseinstellung. "Jetzt versuchen wir es eben noch mit einem Appell", sagt der Unternehmer. "Und machen uns erst mal gar keine Gedanken darüber, was ist, wenn weiter kaum jemand kommt."

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