Viele Ansteckungen mit Coronavirus

Erlanger Inzidenz explodierte nach Bergkirchweih - war Rock im Park auch ein Superspreader-Event?

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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24.6.2022, 11:27 Uhr
Endlich wieder Live-Musik: Vor den Bühnen bei Rock im Park sah es nicht nur bei Muse wieder so aus wie vor der Pandemie. Wie viele Corona-Infektionen es danach gab? Den Überblick hat niemand.

© Stefan Hippel Endlich wieder Live-Musik: Vor den Bühnen bei Rock im Park sah es nicht nur bei Muse wieder so aus wie vor der Pandemie. Wie viele Corona-Infektionen es danach gab? Den Überblick hat niemand.

Rock im Park war vorbei - und rasch trudelten auf dem Handy WhatsApp-Nachrichten von gleich mehreren Freunden ein: "Hey Leute, bin leider positiv." Die Zahl der Ansteckungen im eigenen Bekanntenkreis machte einen zwar stutzig, alle waren bei Rock im Park gewesen. Doch die Inzidenzen in Nürnberg und im Großraum blieben in den Tagen nach dem Festival unauffällig - bis auf die in Erlangen, wo zeitgleich die Bergkirchweih stattfand.

Nach dem "Berg" schnellte die Sieben-Tage-Inzidenz in und um Erlangen nach oben, zunächst auf über 1000. Inzwischen belegt die Stadt Erlangen laut RKI mit dem Wert 1477,1 bei den Inzidenzen bundesweit Rang zwei, der Landkreis Erlangen-Höchstadt mit 1339,6 Rang vier. Sie ist doppelt so hoch wie in Nürnberg (623,6) oder Fürth (875,8).

Nicht nur der Erlanger Mediziner Falk Stirkat sieht einen Zusammenhang zwischen dem "Berg" und den vielen Neuinfektionen in Erlangen. Da hat etwas "Ischgl-Artiges" stattgefunden, sagt Dr. Michael Hubmann, Ärztlicher Leiter des Fürther Impfzentrums. Was heute freilich anders ist als damals in Ischgl: Omikron bedeutet in der Regel keine schweren Verläufe.

Im kleinen Wilhermsdorf (Landkreis Fürth) ging die Zahl der Corona-Neuinfektionen nach der Kirchweih nun ebenfalls steil nach oben. Auch in Langenzenn wird über zahlreiche Ansteckungen bei der Kirchweih gemutmaßt.

Und Rock im Park? Die Inzidenzen steigen zurzeit überall, unter anderem wegen der ansteckenderen Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5. In Nürnberg zeigte der Blick auf die Kurve nach dem Festival keine Auffälligkeiten. Am 11. Juni, eine Woche nach Rock im Park, lag die Inzidenz bei 346,6, jetzt bei über 600.

Der Effekt war wohl "verdünnt", sagt Hubmann. Weil die Festivalbesucher nicht nur aus Nürnberg kamen, sondern aus der ganzen Region und von weiter her; die Corona-Meldungen verteilen sich damit auf viele Orte (und ihre Inzidenzen). Und auch weil längst nicht mehr alle, die einen positiven Schnelltest haben, einen PCR-Test machen.

Ereignisse in größeren Städten haben keinen so großen Einfluss auf das ansonsten diffuse Infektionsgeschehen wie in kleineren Orten, sagte kürzlich der Regensburger Infektiologe Bernd Salzberger dem BR.

Wie die Zahl der Corona-Fälle im kleinen Wilhermsdorf nach der Kirchweih nach oben ging und warum das Gesundheitsamt einen Zusammenhang mit Festen gar nicht belegen kann, lesen Sie in unserem ausführlichen Artikel mit NN+.

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