Eröffnet im Lockdown: So läuft es für neue Fürther Läden

25.6.2021, 20:00 Uhr
In der Moststraße gibt es jetzt den veganen Imbiss "Vegönn dir" samt Außenbestuhlung - Melissa Ruckser hofft, dass sie bald noch mehr Gäste begrüßen kann.

© Hans-Joachim Winckler In der Moststraße gibt es jetzt den veganen Imbiss "Vegönn dir" samt Außenbestuhlung - Melissa Ruckser hofft, dass sie bald noch mehr Gäste begrüßen kann.

Keine Eröffnungsfeier, dafür ein mulmiges Gefühl im Bauch: Als Jaqueline Peiker gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter "Emilia’s Boutique" eröffnete, war der Zeitpunkt denkbar schlecht. Nur einen Tag lang durfte das Geschäft für Mode in großen Größen Kunden empfangen, dann musste es wegen des zweiten Lockdowns wieder schließen.

Ihren Optimismus wollte sich die 32-Jährige davon zunächst nicht trüben lassen, ging sie doch davon aus, dass sie spätestens im Januar wieder würde aufsperren können. Bekanntlich wurde daraus nichts; erst sechs Monate später ging es los.

"Eine sehr harte Zeit"

"Das war schon eine sehr harte Zeit", sagt Peiker, die viel Geld in das Geschäft und die Winterkollektion investiert hatte und keine staatliche Unterstützung bekam – dazu hatte sie ihren Laden in der Moststraße noch nicht lange genug. Der Einschnitt brachte sie so schwer in Bedrängnis, dass sie und ihre Schwiegermutter sich zwischenzeitlich einen anderen Job suchen mussten.

Eröffnet im Lockdown: So läuft es für neue Fürther Läden

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Mittlerweile aber blickt Peiker, die vor ihrem Sprung in die Selbständigkeit bereits in der Modebranche tätig war, wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Ganz gut angelaufen sei das Geschäft zwischenzeitlich, sagt sie. Demnächst soll auch die Einweihungsfeier nachgeholt werden.

Für Karin Hackbarth-Herrmann sind solche Läden ein Glücksfall. "Das ist immer schön, wenn es neben den großen Filialisten kleine inhabergeführte Geschäfte gibt", sagt die Fürther Innenstadtbeauftragte. In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich einiges getan. Die Seifenmanufaktur "Schleicherei" etwa ist von der Amalienstraße an den Marktplatz in der Altstadt gezogen, in der Fußgängerzone ist jetzt der Juwelier "Zeitschleife" zu finden, der sizilianische Feinkostladen "Sicily" hat sich ebenfalls dort niedergelassen.

Reisebüro wird zum "Herzla"

Und seit Ende März ist in der Schwabacher Straße das "Herzla" zu finden. Tabea Siegel, die vor Jahren bereits einen Laden in der Gustavstraße führte, hatte das ehemalige Reisebüro schon länger ins Auge gefasst. Als es nun, mitten im Lockdown, tatsächlich zu mieten war, griff sie zu.

Sie bietet Papeterie-Artikel an, Kerzen, kleine Geschenke und Naturkosmetik aus einer kleinen Manufaktur. Letztere hat es ihr ermöglicht, auch während des Lockdowns zu verkaufen – denn wer einen bestimmten Anteil Drogerieartikel im Sortiment hatte, musste nicht schließen.

Der Start verlief erstaunlich gut, sagt Siegel. "Die Leute waren einfach froh, dass wir geöffnet hatten und sie ein bisschen stöbern konnten." Seit sämtliche Läden wieder im Geschäft sind, ist es etwas stiller geworden. Die 39-Jährige glaubt , dass die Kunden momentan einfach auch gern woanders vorbeischauen.

Davon geht auch Karin Hackbarth-Herrmann aus, die die Innenstadt seit dem Ende des Lockdowns fest im Blick hat. Gut angenommen würden die Geschäfte, sagt sie, vor allem seit auch die Gastronomie wieder geöffnet hat. "Ein Bummel durch die Läden und dann zum Kaffeetrinken gehen – das gehört für viele einfach zusammen."

Bei Melissa Ruckser ist dieser Trend noch nicht zu beobachten. Im Oktober, rund einen Monat bevor alle Wirtschaften pandemiebedingt schließen musste, machte sie in einer ehemaligen Pils-Bar in der Moststraße den veganen Imbiss "Vegönn' dir" auf. Euphorisch hat sie die Wiedereröffnung der Gastronomie inklusive Innenbereich Mitte Juni begrüßt, zumal inzwischen auch die Baustelle vor ihrer Tür weitergezogen war; ein kleines Biergärtchen vor der Tür wurde so für ihren Betrieb möglich.

Bis jetzt allerdings bleibt der Ansturm auf das Lokal aus. "Vielleicht muss sich alles erstmal einpendeln", sagt sie – und hofft weiter darauf, die Gäste wieder begrüßen zu können, die viele Wochen lang Speisen zum Mitnehmen bei ihr geholt hatten.

Neben "Vegönn' dir" haben kurz vor oder kurz nach dem Lockdown weitere Lokale eröffnet. Das "Amerigo Trinkhouse" in der Gustavstraße etwa ist in die ehemalige "Adebar" eingezogen. Und dort, wo früher das Sanitätshaus Fritsch war, hat sich nun unweit der Kleinen Freiheit das "K6 Grillhouse" niedergelassen.

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