Erster Einsatz in Fürth: Polizeistreife mit zwei PS

2.6.2019, 09:00 Uhr
Erster Einsatz in Fürth: Polizeistreife mit zwei PS

© Foto: Peter Budig

Die sauber gestriegelten Hengste sind von beeindruckender Statur: Lorenz, Hermes, Leopold und Neo, Warmblüter verschiedener Herkunft und eigens für die neue Reiterstaffel der Polizei in Mittelfranken angeschafft, alle um die 1,70 Meter Stockmaß hoch, zeigen mächtige Muskelpakete unterm glänzenden Fell.

Um 15 Uhr ist als Treffpunkt das Fürther Forsthaus an der Heilstättenstraße vereinbart. Die Frühschicht, die Beamtinnen Jasmin Gildner und Bianca Hilgart, sie ist stellvertretende Leiterin der Reiter in Mittelfranken, werden abgelöst. Dafür sind Heike Ulrich und Robin Philipp (als einziger Mann der neuen Polizeieinheit) vom Standort in Nürnberg mit modernem Pferdetransporter angefahren.

"Es war ein angenehmer Vormittag, wir mussten nirgends eingreifen. Auf den Waldwegen trafen wir erstaunlich wenige Menschen für den Vatertag und das gute Wetter, doch am Felsenkeller ist ordentlich was los", fasst Hilgart die ersten Eindrücke eines etwa dreistündigen Streifritts durch den Stadtwald zusammen.

Dass keine Strafzettel verteilt werden mussten, ist auch der Umsicht des Leiters der Fürther Polizeiinspektion zu danken, der die Aktion in den Fürther Nachrichten angekündigt hatte: "Keine Parksünder im Wald", sagt Polizeichef Michael Dibowski schmunzelnd. Er weiß, dass bei früheren Sonnentagen durchaus "wilde Parker" im Stadtwald am Rande des Felsenkellers angetroffen wurden.

Der Einsatz per Pferd ist aufwändig, das macht der Besuch zum Schichtwechsel klar: Bereits morgens mussten die Pferde, vier von bislang sieben – die vollständige mittelfränkische Reiterstaffel soll auf 35 Tiere anwachsen – vorbereitet und hergerichtet werden. Für einen kurzen Diensteinsatz wie im Stadtwald von Fürth, etwa eine halbe Stunde Fahrzeit vom Standort entfernt, muss keine so große Vorsorge getroffen werden. Bei längeren Einsätzen müssen Wasser- und Heuvorräte mit dabei sein.

"Netter als im Auto"

Während zwei Pferde ge- und zwei abgesattelt werden, kommen immer wieder Passanten vorbei, darunter etliche Familien, die das schöne Wetter nutzen. Vor allem die Kinder sind beeindruckt. Ein junger Mann aus einer siebenköpfigen Gruppe findet die Begegnung positiv: "Sie passen gut hierher in den Wald und wirken netter als im Auto", sagt er grinsend über die Polizeibeamtinnen. Hilgart hat bereits einiges Lob erfahren: Im Nürnberger Reichswald habe eine ältere Dame beteuert, die Polizeireiter gäben ihr ein sicheres Gefühl.

Gerade der Wald ist für Pferde und Reiter auch Trainings- und Übungsparcours. Die Pferde, es wurde auf einen ruhigen Charakter geachtet, müssen an viele Diensteindrücke gewöhnt werden, an sehr unterschiedliche Einsatzorte. "Sie müssen sicher sein, dass sie nichts zu befürchten haben, wenn ich im Sattel sitze", erklärt Hilgart das wichtigste Erziehungsziel und zeigt auf einen Holzstapel am Wegesrand, der mit glänzenden Plastikplanen abgedeckt ist: "Der Wind, das glänzende Deckmaterial, das wechselnde Licht, das kann zu Effekten führen, die Pferde irritieren."

Typische Einsatzorte sind ja nicht nur Naherholungsgebiete, auch Fahndungen, Such- und Absperrmaßnahmen im Gelände sowie Großveranstaltungen wie Fußballspiele oder Open-Air-Konzerte gehören dazu. Sogar am Dutzendteich während des Frühlingsfestes kamen Reiter zum Einsatz: "Das war schon spannend. Die Fahrgeschäfte, die Geräusche, Gerüche, viele Menschen, Lichter, bewegte Fahrgeschäfte – da kann ein Polizeipferd viel lernen", so die Vorgesetzte.

Während Hilgart und Giller ihre Pferde für die Heimfahrt in den Hänger lotsen, reiten die Kollegen Ulrich/Philipp in den Wald. Ein imposanter Anblick, die locker schreitenden Wallache unterm grünen Blätterdach, Sonnenstrahlen schicken glänzende Botschaften. Ein Paar kommt des Weges, Gerald Roth und Susanne Hanel aus Oberasbach, die am Felsenkeller eine Brotzeit genossen haben. Was halten sie davon, wenn jetzt Polizei zu Pferde auf Streife geht? "Ich hab da nichts einzuwenden", so Roth, ein Mann im besten Alter mit längerem Haar und Pferdeschwanz. "Auch im Wald gibt’s Regeln, es soll nicht jeder alles machen dürfen, was ihm in den Sinn kommt", findet er. Und: Dafür ist die Polizei ja da.

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