Erster Operationsroboter entert das Fürther Klinikum

16.9.2018, 10:00 Uhr
Erster Operationsroboter entert das Fürther Klinikum

© Foto: Winckler

Operieren in Fürth jetzt Roboter selbstständig Patienten? Die Antwort lautet: nein. Noch geht es nicht ohne einen Mediziner. Er lenkt das System, das sich "roboterassistierte Chirurgie" nennt.

Revolutionär ist die Technik aber allemal. Der Arzt steht nicht mehr wie bisher am OP-Tisch. Zwei bis drei Meter entfernt, auf einem Hocker sitzend, steuert er an einer Konsole die Geräte, die im Unterleib des Patienten stecken. Schere, Pinzette, Greifzange. Exakt führt der vierarmige Roboterassistent aus, was der Arzt mit seinen Händen aus der Distanz vorgibt. Zittrige oder ruckartige Bewegungen gleicht das System aus.

"Das ermöglicht uns, besonders präzise und schonend zu arbeiten", schwärmt Professor Dr. Andreas Blana, Chefarzt der Urologie am Fürther Klinikum. Der Arzt müsste – wegen der Entfernung – beim Eingriff nicht einmal mehr steril sein. Erst seit August ist das Gerät mit dem schönen Namen "da Vinci" für die Urologie im Einsatz. Zuvor wurde vier Wochen lang abends trainiert. An einem Simulator, aber auch an Schweinen; die Größe ihrer Organe entspricht ziemlich gut den menschlichen.

Dass sein Team sich in dieser vergleichsweise kurzen Zeit mit der neuen Technik vertraut gemacht, nötigt Blana großen Respekt ab. "So eine Umstellung ist am Anfang immer anstrengend", sagt er, "aber man hat gemerkt, dass es das Team unbedingt wollte."

Ein Vorreiter ist Fürth nicht. Blana zufolge hat bei rund 50 Prozent der Eingriffe in der Urologie in Deutschland da Vinci seine Roboterarme im Spiel. In skandinavischen Ländern oder auch in den USA liege die Quote schon bei über 90 Prozent. Die treibende Kraft dahinter war – wie bei vielen neuen Technologien – ursprünglich das Militär. Die so noch immer nicht verwirklichte Idee: ein Roboter, der in Kriegsgebieten aus der Ferne gesteuert Verletzte operiert.

Bislang kam Blanas Abteilung, die bekanntlich einen glänzenden Ruf genießt, auch ohne da Vinci aus. Sie führte in der Region trotzdem die meisten Prostata-Operationen durch und bekam dafür beste Bewertungen. Allerdings: "Es haben bei uns immer mehr Menschen nach da Vinci gefragt", räumt Blana ein. Schon mehrere Häuser in der Region verfügen über die neue Technik – und Blana ist heilfroh, sie nun ebenfalls nutzen zu können. Der Trend sei unumkehrbar. "Ein Automechaniker, der die Chance hat, den perfekten Werkzeugkasten zu bekommen, wird auch immer zugreifen", sagt er.

Auch da Vinci folgt dem Vorbild der längst üblichen Schlüssellochoperation. Über wenige kleine Schnitte in der Bauchdecke des Patienten werden die Geräte und die Kamera eingeführt und an die Roboterarme gekoppelt.

Für den Operateur bringt da Vinci neben der höheren Präzision noch ein paar weitere Erleichterungen. Statt drei oder vier Stunden am OP-Tisch zu stehen und dabei auf einen Bildschirm zu schauen, kann er nun im Sitzen arbeiten. Direkt am Patienten halten sich nur noch eine OP-Schwester und ein Assistenzarzt auf.

Außerdem bietet das neue System einen deutlich höher auflösenden 3-D-Monitor und es kann die Bilder nicht nur vierfach, sondern zehnfach vergrößern. Das Klinikum verfügt sogar über eine Doppelkonsole, so dass zwei Mediziner gleichzeitig operieren können.

Billig ist da Vinci nicht, er koste eineinhalb bis zwei Millionen Euro, heißt es. Das Krankenhaus hat das Gerät geleast. Voraussichtlich zum Jahresende soll das Team der Gynäkologie für die Arbeit mit da Vinci vorbereitet werden. Auch in der Bauchchirurgie kann er zum Einsatz kommen.

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