Es tut sich was in Fürth

31.12.2010, 17:00 Uhr
Es tut sich was in Fürth

© Axmann

Noch vier Stunden im Amt liegen vor Christian Nowak, dem Geschäftsführer des Fürther Gremiums der Industrie- und Handelskammer (IHK), als ihn unser Anruf erreicht. Nowak, der in den Ruhestand geht, erinnert sich noch gut daran, dass Bekannte ihn fragten, ob er „strafversetzt“ worden sei, als er 1999 von Nürnberg in die Kleeblattstadt wechselte; auch er habe Fürth damals unterschätzt.

Schnell aber merkte er, dass „man hier etwas machen kann.“ Zur Jahrtausendwende hatte Nowak eine Reihe von Plänen im Kopf. „Viele Wünsche sind in Erfüllung gegangen“, sagt er und zählt auf, was ihn besonders freut: das Technikum, das in der Uferstadt entstanden ist; das Überwinden des Verlustes von Arbeitsplätzen, als die Stadt Grundig, die US-Kasernen und jüngst Quelle verlor; und die neue Wertschätzung für Ludwig Erhard, dessen Büste jetzt vor dem Wirtschaftsrathaus steht. „Man kennt ihn wieder in seiner Heimatstadt“, sagt Nowak zufrieden.

„Ein gutes Jahrzehnt“, urteilt auch Oberbürgermeister Thomas Jung, dem das Thermalbad, die Uferpromenade und die Entwicklung Fürths zur Solarstadt besonders am Herzen gelegen haben. Zwar sei die Quelle-Pleite ein „ganz harter Schlag“ gewesen, die vielen Einzelschicksale dürfe man bei einem Fazit nicht vergessen. Doch insgesamt sei die Krise schneller überwunden worden als jene nach der Grundig-Pleite und dem Wegzug der US-Soldaten in den 90ern.

Die ungenutzten Möglichkeiten stauten sich an

Das nun zurückliegende Jahrzehnt bezeichnet Jung sogar als „eines der wichtigsten der Nachkriegszeit“, nachdem sich zuvor viele ungenutzte Möglichkeiten „angestaut“ hätten. In die Dekade falle die Entdeckung der Denkmalsubstanz, die „kluge“ Nutzung der Armeeflächen, das „Glück, Bauträger zu finden, die die Chancen umsetzen“ und der Erfolg der „tüchtigen mittelständischen Unternehmen, die nach der Wirtschaftskrise stärker dastehen als zuvor.“

Schwierig sei nach wie vor das Thema Einkauf, hier erinnert sich der OB an Bätz, Fiedler und natürlich an die gescheiterten Pläne für die Neue Mitte und das City-Center. Eine große Aufgabe bleibe es auch, mehr altersgerechte Wohnungen zu schaffen.

Stadtheimatpfleger Alexander Mayer, der „ja nicht so für Veränderung“ ist, ist dennoch glücklich darüber, wie sich Fürth „herausgeputzt“ hat. „Die Veränderung muss in den Köpfen anfangen, und das ist passiert.“ Das Geschichtsbewusstsein und damit auch das Selbstbewusstsein der Stadt seien gewachsen, das zeige sich daran, dass Jubiläen groß gefeiert werden, dass das Rundfunkmuseum von der Stadt gekauft wurde, aber auch an den Sanierungen in der westlichen Innenstadt. „Da wurden zwar leider einige Ateliers und Mieter mit geringem Gehalt verdrängt, eine Alternative gibt es aber nicht.“ Bedauerlich findet Mayer, dass sich noch immer keine Lösung für den Lokschuppen an der Stadtgrenze gefunden habe, „noch habe ich aber Hoffnung“.

Dass es sich herumgesprochen hat, dass sich in Fürth etwas tut, weiß der Fürther CSU-Bundestagsabgeordnete Christian Schmidt zu berichten. „Zunehmend muss ich nicht mehr erklären, woher ich komme.“ Im Jahr 2000 habe er sich gewünscht, dass der Umstieg „von der Grundig-Stadt zur Forschungsstadt“ vorangehe. In der noch neuen Metropolregion sei Fürth ein „Schmuckstücklein“ geworden, mit einem sanierten Theater und mehr Museen als früher. Keine Ruhe lasse ihm indes der Güterverkehrstunnel der Bahn zwischen Doos und Kronach, „den ich weiter für notwendig halte“. Ebenso nötig sei ein Aufstieg der SpVgg, den er sich nun erneut fürs nächste Jahrzehnt wünscht. (Jahresrückblick auf den Seiten 2 und 3)